Hamburger Startup Futurised holt Deal bei den Löwen
„Die Höhle der Löwen“ geht in die 14. Staffel und hat mit der vielseitigen Unternehmerin Tijen Onaran ein schon im Vorfeld heiß diskutierten Neuzugang. Aus Hamburger Sicht noch spannender war allerdings der Auftritt von Futurised, der tatsächlich mit einem Deal belohnt wurde. Außerdem dabei: DR. VIVIEN KARL, Brizza, Mitmalfilm und Akoua.
DR. VIVIEN KARL – doch kein Frauenpower mit Nils Glagau
Das Startup
Die promovierte Apothekerin Dr. Vivien Karl (29) und ihre Mitgründerin Julia Huhnholz (37) präsentieren ein Pflegeprodukt gegen Intimtrockenheit. „Allein in Deutschland leiden 14 Millionen Frauen unter Intimtrockenheit. Sie haben Schmerzen, es brennt, es juckt – egal ob sie sitzen, stehen oder gehen“, erklärt Julia die Problematik. Die Gründe dafür können vielfältig sein: Menopause, eine Geburt, die Einnahme der Anti-Baby-Pille oder eine Krebstherapie. „Ich wollte meinen Kundinnen eine Intimpflege empfehlen, die meinen persönlichen Ansprüchen als Frau und Wissenschaftlerin genügt und fing an, mein eigenes Produkt zu entwickeln“, berichtet Vivien. „Ich nutze dafür mein ganzes wissenschaftsbasiertes Know-how und stehe deshalb auch mit meinem Namen dafür gerade.“
Die DR. VIVIEN KARL Intimcreme 01 soll für die Befeuchtung und Pflege des Intimbereichs sorgen. Sie besteht hauptsächlich aus pflegendem und regenerierendem Mandelöl sowie feuchtigkeitsspendender Hyaluronsäure und Milchsäure für einen guten pH-Wert. Die Intimcreme ist frei von Paraffinen und Duftstoffen. „Das Feedback unserer Kundinnen ist überwältigend. Die erste Charge war nach nicht mal drei Monaten ausverkauft“, so Julia. Für 200.000 Euro bieten Vivien und Julia zehn Prozent ihrer Firmenanteile an.
Das Ergebnis
Nils Glagau gibt das erste Angebot und will statt der gewünschten zehn lieber 15 Prozent. Genau wie Tijen Onaran, die dsich selbst als Intim- und Sexbeauftragte bezeichnet, und Dagmar Wöhrl. Sie würden sogar 300.000 Euro investieren und argumentieren mit Frauenpower. Die Gründerinnen tendieren allerdings zu Glagau und seiner Apothekenkompetenz, und als er sich noch auf 12,5 Prozent herunterhandeln lässt, bekommt er den Zuschlag. Im Nachhinein kommt der Deal aber doch nicht zustande.
Brizza kann sich keinen Deal backen
Das Startup
Die Geschwister Sascha und Jennifer Zeller vereinen die deutsche und italienische Küche in einem neuen einzigartigen Produkt. Seit acht Jahren betreibt Jennifer ihr eigenes Wirtshaus „Wurstbendel“ mit traditionell deutscher Küche in Aschaffenburg. Neben Krustenbraten und Haxe darf die Laugenbrezel nicht fehlen: „Außen knusprig, innen schön weich, ist sie der absolute Verkaufsschlager“, so die Gastronomin. Vor rund drei Jahren kam ihr die Idee, aus der klassischen Brezel etwas ganz Neues zu kreieren. Herausgekommen ist Brizza, die Brezelpizza.
Statt italienischem Pizzateig besteht sie aus Laugenteig und „bekommt dadurch die einzigartige Färbung am Rand und am Boden. Durch die tellerartige Form lässt sie sich genauso individuell belegen wie ihr italienisches Pendant“, erklärt Jennifer ihr Produkt. In ihrem Restaurant kam die Eigenkreation bei den Gästen so gut an, dass sie Brizza nun auch als Tiefkühlprodukt anbieten. „Beim Belegen der Brizza sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ob vegan, vegetarisch, mit Fleisch oder auch mit Fisch“, so Sascha. Nach dem Aufbau ihrer eigenen Produktion haben sie sich auf den Großhandel konzentriert und verkaufen derzeit ihr Produkt an andere gastronomische Betriebe. Im nächsten Schritt möchte das Gründer-Duo auch den Einzelhandel erobern und sucht dafür einen strategischen Partner. Ihr Angebot an die Löwen: 300.000 Euro für zehn Prozent der Firmananteile.
Das Ergebnis
Allen Löwen schmeckt es, aber zum Deal kommt es nicht. Ein Tiefkühlprodukt ist immer schwierig, zudem ist Brizza recht hoch verschuldet, der Verkaufspreis liegt auch nicht gerade niedrig und der Pizzamarkt ist schwer umkämpft. Das sind zu viele Gegenargumente.
Futurised will nur den einen – und kriegt ihn
Das Startup
Max Schlensag und Eric Böger und ihr Startup Futurised haben wir euch ja schon ausführlich im Interview vorgestellt, deshalb hier nur eine kurze Zusammenfassung ihrer Geschäftsidee. Mit der Hilfe von künstlicher Intelligenz sollen Software-Roboter von Futurised zeitaufwändige und monotone Arbeitsprozesse vereinfachen und automatisieren. „Unsere KI-basierte Dokumentenauslesung ist selbständig in der Lage, Dokumente wie PDF-Dateien oder Bilder automatisch zu verstehen und zu verarbeiten“, so Eric. „Das macht unser Software-Roboter mit einer hundertfachen Geschwindigkeit eines Menschen und das mit einer Fehlerquote von unter einem Prozent. Dadurch werden Mitarbeitende nicht nur enorm entlastet, sondern können sich gleichzeitig auf die wichtigen Themen fokussieren.“ Der Wunschdeal: 250.000 Euro für 15 Prozent der Firmenanteile.
Das Ergebnis
Max und Eric wollen entweder Carsten Maschmeyer oder niemanden. Der Wunschlöwe ist auch bereit, will aber 25,1 Prozent. Die bekommt er auch. Und das sagen die beiden zu dem Deal:
„Mit einem Investor wie Carsten Maschmeyer an unserer Seite hat sich Futurised in eine neue Ära katapultiert. Täglich bereichert er uns mit seiner Expertise im Unternehmertum und seinem fundierten Wissen in den Bereichen Versicherungen und Banken. Gibt es jemanden, der mehr bietet? Für uns ein klares Nein!
Unser Team hat sich nicht nur vergrößert, es ist dynamischer, kühner, und entschlossener denn je. Wir bauen nicht einfach nur schneller und besser; wir gestalten die Zukunft mit zukunftsweisenden KI- und RPA-Produkten, die als echte Schlüssel der Innovation gelten könnten.
Und die Welt nimmt davon Kenntnis. Eine Flut neuer Kunden hat sich bereits von unserem visionären Ansatz überzeugen lassen, und die Partnerschaften wachsen. Mit einem Löwen wie Maschmeyer an unserer Seite haben wir gerade erst begonnen, unser Potenzial zu entfalten. Der Weg zu unerhörter Innovation und nachhaltigem Wachstum ist geebnet, und wir schreiten entschlossen voran.
Ganz nach dem Motto von Carsten: ‚Höher, schneller, weiter, höher!!!’“
Kein Happy End beim Mitmalfilm
Das Startup
Das Ziel von Uli Seis und Alice von Gwinner: die kreative Welt des Zeichentricks in die Kinderzimmer bringen. „Zeichentrickfilme berühren, Zeichentrickfilme faszinieren. Bis heute haben wir viele Figuren, viele Szenen genau vor Augen. Und aus unserer kindlichen Faszination ist schließlich unser Beruf geworden“, beschreibt die Gründerin ihre Motivation. Uli arbeitet als Trickfilmproduzent, Regisseur, Animator und Zeichner, Alice ist Drehbuchautorin und Regisseurin. „Damit sich beim Trickfilm die Figuren bewegen, zeichnen wir sie sehr oft. Für eine Filmminute ungefähr 700-mal“, erklärt Uli Seis. „Auch die Hintergründe im Film werden gemalt, aber dazu braucht man nur ein einziges Bild für eine ganze Szene. Alles, was im Film zu sehen ist, hat irgendwann jemand mal gezeichnet. Grenzt das nicht schon an Magie?“
Damit jedes Kind diese Magie und die eigenen fantastischen Ideen in einem Film erleben kann, haben sie Mitmalfilm erfunden – ein Malbuch, das von Kindern gemalte Bilder in Trickfilme verwandelt. In den Büchern sind verschiedene Malvorlagen gedruckt, die die Kinder nicht nur farbig ausmalen, sondern auch mit viel Kreativität gestalten können – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Ist das Bild fertig, wird es in die Mitmalfilm-App hochgeladen und in einen echten Animationsfilm eingefügt. „Die Kinder sind unheimlich stolz, wenn sie das Ergebnis sehen und es macht ihnen sehr viel Spaß, die fertigen Filme ihren Eltern zu zeigen“, berichtet Uli. Die Filme können auch gespeichert und so einfach weitergeleitet werden. Damit sie die Liebe zum Zeichentrickfilm an die nächste Generation weitergeben können, benötigen Uli und Alice 200.000 Euro. Iund bieten dafür 20 Prozent ihrer Firmenanteile an.
Das Ergebnis
Die Idee ist zweifellos charmant und kann nicht nur Kinder verzaubern, sondern auch Löwen. Ein lukratives Geschäft ist da aber nur schwer zu realisieren, zumal ein Film Produktionskosten von 25.000 Euro hat und der Jahresumsatz bisher nur bei 20.000 Euro liegt. Kein Deal.
Bei Akoua fließen Tränen
Das Startup
Bei Simon Debade, dem Gründer von Akoua, dreht sich alles um die Cashewäpfel. Obwohl diese als wahre Vitamin-C-Bomben gelten, sind sie in seiner Heimat Benin in Westafrika bislang ein Abfallprodukt bei der Ernte von Cashewkernen. Denn schon durch die kleinste Druckstelle werden sie schnell faul und sind somit für den Export ungeeignet. „Das ist nicht nur eine große Verschwendung, sondern für die Bauern auch ein großer finanzieller Verlust. Das wollte ich auch im Sinne der Nachhaltigkeit verändern“, so Simon. Mit seinem Unternehmen Akoua bringt er den puren Cashewsaft nach Deutschland, der pur, als Schorle oder gemischt in Cocktails getrunken werden kann. „Auch die Frauengemeinschaften, die die Früchte ernten und den Saft herstellen, profitieren. Sie verdienen durch Akoua schon 30 Prozent mehr.“
Simon ist 2005 nach Deutschland gekommen. Er Informatik studiert und arbeitet seit zehn Jahren als Software-Test-Manager. Aber sein Ziel war es immer, sein eigenes Unternehmen zu gründen. Denn er ist ein großer Fan von „Die Höhle der Löwen“ und wusste: „Irgendwann werde ich auch dort vor den Löwen stehen.“ Mit Akoua hat er es nun geschafft und war in diesem Jahr mit seinem Produkt bei der Internationalen Grünen Woche. Seit zwei Jahren bestreitet er sein Unternehmen als One-Man-Show, aber er bekommt Unterstützung von seiner Frau und seinem Team in Benin. „Ich habe ihnen die Bilder mit den ganzen Menschen, die unser Produkt probieren, von der Internationalen Grünen Woche geschickt. Sie waren ganz begeistert. Ich kriege Gänsehaut“, wird Simon ganz emotional. „Ich glaube an das Projekt. Ich habe alles versucht, aber ich brauche Hilfe im Marketing und im Vertrieb.“ Für 20 Prozent der Firmenanteile möchte der Gründer 90.000 Euro.
Das Ergebnis
Beim Gründer Simon fließen die Tränen und auch den Löwen geht die Geschichte zu Herzen. Die Köpfe allerdings rechnen nach und kommen zu dem Ergebnis, dass sich ein Deal wirtschaftlich nicht lohnt. Tijen Onaran verspricht zumindest ihre Hilfe bei der Suche nach einem Partner, der sich in der Getränkebranche auskennt.
Beitragsbild: Foto: RTL / Bernd-Michael Maurer