Der Hamburger Gründerpreis 2017 machte Lust auf Gründen
Hamburg ist eine Stadt der Gründer. Das war schon so, bevor irgendjemand das Wörtchen „Startup“ erfunden hat, und das ist so geblieben. Dieser lebendigen Tradition zollt der von der Hamburger Sparkasse und dem Hamburger Abendblatt vergebene Hamburger Gründerpreis Tribut. Gestern war es wieder soweit, und die Preise gingen an Breeze, willy.tel und Eugen Block, den Pionier der deutschen Systemgastronomie.
Es gab sie auch in der Fischauktionshalle, die unerschütterlichen Startup-Gründer, die selbst zum Hamburger Gründerpreis in ihren T-Shirts mit dem Firmenlogo aufkreuzten. Ansonsten dominierte aber hanseatische Gediegenheit. Dunkle Anzüge und weiße Hemden gehörten zur Grundausstattung, und selbst die vermeintlich vom Aussterben bedrohte Krawatte fand hier zumindest kurzfristig eine Heimat.
Die Kaufmannstradition steckt Hamburg eben noch in den Kleidern. Was aber nicht Stillstand bedeutet, denn in den Gründungsstatistiken läge die Stadt bundesweit ganz vorn, betonte Dr. Harald Vogelsang, Vorstandsprecher der Hamburger Sparkasse und einer der Gastgeber des Abends. Allerdings sei die Tendenz eher rückläufig. Es fehle an Leitbildern, schon in der Schule werde oft ein eher negatives Bild vom Unternehmertum gezeichnet. Der Hamburger Gründerpreis setzt dem positive Vorbilder entgegen.
So wie die Gründer von Breeze, Robert Heinecke und Sascha Kuntze, Gewinner in der Kategorie Existentgründer. Für die macht Lars Haider, Chefredakteur des anderen Gastgebers Hamburger Abendblatt, in seiner Laudatio ordentlich Werbung. 1,2 Millionen Euro könne das Startup gebrauchen und würde dafür 20 % Firmenanteile abgeben. Vermutlich gut angelegtes Geld, denn in Zeiten, in denen Stichwörter wie „Diesel“, „Feinstaub“ und „Stickoxide“ die Schlagzeilen beherrschen, trifft Breeze einen Nerv.
Breeze hilft im Kampf gegen die Luftverschmutzung
Entstanden ist die Idee, als Gründer Robert während seines Studienaufenthaltes in Istanbul eines Tages kaum von einer Straßenseite auf die andere schauen konnte. Smog und Luftverschmutzung plagen nicht nur die Stadt am Bosporus, sondern sind ein weltweites Problem. Das können zwar die handlichen Sensoren von Breeze allein auch nicht lösen, aber durch die umfassende Messung und Analyse der Luftqualität entscheidend zu einer Verbesserung beitragen. Ein Pilotprojekt in Rothenburgsort ist kürzlich gestartet, hier geht es zu unserem ausführlichen Bericht darüber.
Auch der Preisträger in der Kategorie Aufsteiger, das Familienunternehmen willy.tel, beschäftigt sich mit einem Thema, das durchaus eine politische Dimension hat. Alle reden von der Digitalisierung, willy.tel schafft die technischen Voraussetzungen dafür. Das Ehepaar Katrin und Bernd Thielk übernahm den 1960 gegründeten väterlichen Betrieb für Radio und Fernsehtechnik und baute ihn zu einem führenden regionalen Multimedia-Dienstleister mit heute 110 Mitarbeitern aus. Schon früh hatte Bernd Thielk richtig erkannt: „Glasfaser ist die Zukunft“.
Bald flächendeckend WLAN dank willy.tel
Heute treibt das von Tobias Bergmann, Präses der Handelskammer Hamburg, vorgestellte Unternehmen ein weiteres wichtiges Zukunftsprojekt voran. „MobyKlick“ soll bis Ende 2018 für kostenloses WLAN für alle in der Innenstadt sorgen. Wenn alles klappt, sind 2020 bereits 50 % Hamburgs mit MobyKlick versorgt.
Für viele Hamburger gehören sie fast schon so zur Hansestadt wie Michel und Hafen: die Restaurants der Ketten Block House und Jim Block. 1968 eröffnete Eugen Block sein erstes Steakhouse in Winterhude. Inzwischen ist daraus eine Kette mit 50 Filialen in ganz Deutschland geworden, gewissermaßen eine gastronomische Blockchain. Zur Block Gruppe gehören heute 17 Unternehmen, und das Lieblingskind des Preisträgers in der Kategorie Lebenswerk ist das Grand Elysée Hotel Hamburg. Dieses Hotel bleibe einmalig, erklärte Block. Der Perfektionist kümmert sich hier nach wie vor um jedes Detail, bis hin zur richtigen Positionierung der Sonnenschirme.
Eugen Block hört nicht auf Ideen zu haben
Auch wenn sich Eugen Block in letzter Zeit ein wenig zurückgenommen hat, ganz zur Ruhe setzen wird er sich deshalb noch lange nicht: „Warum sollte ich aufhören Ideen zu haben“. Der Erfolg gibt ihm recht. 368 Millionen Euro Umsatz machte die Block Gruppe 2016 und wächst weiter. Für eine Persönlichkeit wie Block unterbrach Laudator Olaf Scholz, ohnehin Stammgast beim Hamburger Gründerpreis, gern den Wahlkampf. Obwohl: „Ich stehe ja gar nicht zur Wahl“, scherzte der Erste Bürgermeister.
Das Lieblingsgericht von Eugen Block in seinen Restaurants ist übrigens das Mrs. Rumpsteak. Das gab es zwar nicht beim der Preisverleihung anschließenden Galadinner, dafür aber eine Reihe anderer Köstlichkeiten. Würzige Garnele an jungem Blattspinat mit Minz-Chutney etwa, oder Roastbeef, im Ganzen gebraten, mit Kräuterjus, glaciertem Marktgemüse und Kartoffeltörtchen. Es ging halt durchgehend niveauvoll zu bei dieser 16. Ausgabe des Hamburger Gründerpreises, die wieder einmal beste Werbung war für Gründergeist und Unternehmertum.
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