Das war der Hamburger Gründerpreis 2016
Er ist ein gesellschaftliches Ereignis, der Hamburger Gründerpreis, der dieses Jahr schon zum fünfzehnten Mal verliehen wurde. Im festlichen Rahmen in der fein herausgeputzten Fischauktionshalle ging die Auszeichnungen an die Trampolinunternehmer von Jump House, die Hardware-Kultmarke Roccat und den Kaffeeunternehmer Jan Beernd Rothfos.
Hamburg, 12. September 2016, 30 Grad – die Anzüge sitzen, jedenfalls bei den meisten männlichen Gästen, die beim Hamburger Gründerpreis 2016 dabei sein durften. Denn dieses Ereignis ist kein typisches Startup-Event, sondern steht eher in der Tradition hanseatischer Kaufmannskunst. Ein gediegenes Äußeres ist da Standard, aber eben auch Gründergeist und Innovationskraft, schon immer.
Die Eröffnungsrede hält Haspa-Vorstandssprecher Harald Vogelsang und rät allen Gästen, trotz Saunatemperaturen in der Fischauktionshalle zu bleiben: „Egal wo Sie hingehen, Sie schwitzen überall!“ Hier versprechen zumindest die Erfrischungsgetränke von LemonAid eine Abkühlung. Das Unternehmen konnte 2012 beim Hamburger Gründerpreis abräumen und dieses Jahr beim Deutschen Gründerpreis. Ähnlich die Entwicklung bei Jimdo: 2014 in der Hansestadt erfolgreich, 2015 dann bundesweit. Der Hamburger Gründerpreis hat sich also in letzter Zeit als Sprungbrett zu noch größeren Ehren bewährt.
Das ist natürlich ein zusätzlicher Motivationsschub für den diesjährigen Preisträger in der Kategorie „Existenzgründer“. Zumal der Begriff „Sprungbrett“ hier besonders gut passt, denn bei dem ausgezeichneten Unternehmen kennt man sich mit großen Sprüngen bestens aus. Laudator Lars Heider, Chefredakteur beim Hamburger Abendblatt, spricht aber zuerst über den Babyboom in seiner Redaktion, zu dem auch die charmante Moderatorin des Abends, Vanessa Seifert, ihren Teil beiträgt. Dann bekommt er mit einem Seitenhieb auf den früheren Abendblatt-Verlag Springer die Kurve zu Jump House.
Zwei Gründer machen große Sprünge – mit einem tollen Team
In einer ehemaligen Tennishalle in Stellingen haben Christoph Ahmadi und Till Walz 2014 einen Trampolinpark eröffnet, der Spaß für die ganze Familie bietet. Schlau gemacht hatten sich die Gründer zuvor in Amerika und fort 50 Anlagen besucht. Die sind in den USA längst ein großer Erfolg, und Christoph und Till waren sich sicher: Das klappt auch bei uns! Sie behielten recht, inzwischen gibt es Jump House auch in Berlin und Flensburg, eine Halle in Köln eröffnet noch dieses Jahr, weitere Standorte werden gesucht. „Ohne das Team wäre das alles gar nicht möglich gewesen“, betont Christoph und meint damit die inzwischen 250 Mitarbeiter. Er selbst ist schon wieder auf dem Sprung nach Nashville, wo die International Association of Trampoline Parks ihre internationale Jahreskonferenz abhält. Was es alles gibt.
Die besten Mäuse der Welt zum Beispiel, natürlich aus Hamburg. Okay, das mit den absoluten Superlativen ist natürlich immer so eine Sache, aber die Produkte von Roccat sind in der Gamer-Szene definitiv Kult, es soll sogar Fans geben, die sich das Firmenlogo haben tätowieren lassen. Wie Josef Katzer, Präsident der Handelskammer, in seiner Würdigung für die Kategorie „Aufsteiger“ erzählt, hatte des 2007 gegründete Unternehmen auch mit diversen „Mäusekinderkrankheiten“ zu kämpfen, hatte aber dank eines engagierten Kundenservices immer den direkten Draht zur Zielgruppe.
Hamburg ist das New York für Gründer
Inzwischen ist Roccat in der boomenden E-Sport-Welt eine feste Größe und sponsert ein eigenes Team. „Zehn Millionen Klicks pro Taste, das schafft keine Haspa-Maus“, bringt Gründer René Korte scherzhaft die Qualität seiner High-Tech-Mäuse auf den Punkt. Keyboards, Kopfhörer und jede Menge mehr Gamer-Zubehör gibt es übrigens auch, und vielleicht bald ein eigenes Videospiel. „Hamburger ist eine schwierige Stadt für Gründer“, meint René und zitiert dann Sinatra: „If you can make it here…“
Definitiv geschafft in Hamburg hat es der Erste Bürgermeister Olaf Scholz. Erst recht gilt das für den Mann, dem er den Preis für sein Lebenswerk überreichen darf, auch wenn dessen Name nicht jedem geläufig ist: Jan Beernd Rothfos. Der ist ein echter Bilderbuchhanseat, nie in den Schlagzeilen und in seiner Branche eine unumstrittene Koryphäe. 1956 übernahm er die Leitung der Deutschen Extrakt Kaffee (DEK), die den deutschen Markt für löslichen Kaffee beherrscht.
Noch heute trinkt der 89-jährige sechs bis acht Tassen pro Tag, am liebsten mit Milch und Akazienhonig. Hellwach wirkt er, als er unter großem Beifall die Bühne betritt, und er begeistert sich für die anderen Gewinner des Abends und junge Gründer insgesamt. Ein würdiger Abschluss einer kompakten und ebenso unterhaltsamen wie informativen Preisverleihung. Danach öffnete sich der Vorhang zum Galabuffet, das keinen kulinarischen Wunsch offen ließ. Gefeiert wurde dann noch lange, in der der Fischauktionshalle gegenüberliegenden Bar Golem bis weit nach Mitternacht. Aber das ist dann eine andere Geschichte.
Eine schöne Zusammenfassung des gelungenen Abends
Bild ganz oben: Bürgermeister Olaf Scholz, Kaffeeunternehmer Jan Beernd Rothfos, Roccat-Gründer René Korte, Christoph Ahmadi und Till Walz von Jump House, Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider, Haspa-Vorstandssprecher Harald Vogelsang, Handwerkskammer-Präsident Josef Katzer und Moderatorin Vanessa Seifert
Alle Fotos von Romanus Fuhrmann & Stephan Wallocha
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