Hamburger Familien-Startup fängt Löwen mit einer Pflaume
Der Riesenerfolg des Gesundheitsbestsellers „Darm mit Charme“ beweist, dass die Verdauung durchaus ein massentaugliches Thema ist. Davon profitieren möchte auch das Hamburger Startup Louie’s grünepflaume. Wie es ihm bei „Die Höhle der Löwen“ ergangen ist und wie SILVERTON, SHEA YEAH, audory und toolbot abgeschnitten haben, erfahrt ihr in unserem Nachbericht.
Der Pitch von SILVERTON geht in die Hose
Wer bei Google die existenzielle Frage „Machen Handystrahlen unfruchtbar?“ eingibt, bekommt folgende Antwort: „Studien können keinen Einfluss auf Fruchtbarkeit feststellen. Organisationen wie die WHO, die britische Health Protection Agency oder die deutsche Strahlenschutzkommission kommen daher einheitlich zu dem Schluss: Es gibt bisher keinen Nachweis, dass Handystrahlung Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit hat.“
Richard Getz und Constantin Ricken, die Gründer von SILVERTON, wollen sich darauf nicht verlassen und haben Silberfäden in ihre Boxershorts eingeflochten, die alle bösen Strahlen abwehren sollen. Nico Rosberg findet das „voll relevant“ und probiert gleich eine der Unterhosen an. Georg Kofler spricht dagegen von „Blödsinn“ und „Hokuspokus“. Auf jeden Fall ist es schon rechtlich äußerst problematisch, Werbung mit einem so weitreichenden Gesundheitsversprechen für ein Produkt zu treiben. Als auch bei der Nachfrage, welche Studien ihre Behauptung denn belegen würden, die beiden auf dem Schlauch stehen, ist der Fall endgültig erledigt.
SHEA YEAH sagt ja zu Ralf Dümmel
Ein Sonnenbrand in Ghana brachte Sandra Fischer mit Sheabutter als Mittel zu Linderung in Kontakt, in einem Kloster mischte sie die aus einer Nuss gewonnene Creme mit Kräutern. Damit schuf sie die Grundlage für ihre Kosmetikmarke SHEA YEAH. In der Schweiz hat sie schon erste Umsätze erzielt, jetzt will sie den deutschen Markt erobern. Mit welchen Argumenten? Sheabutter gibt es schon reichlich zu kaufen. Ihre Produkte seien komplett wasserfrei und besonders hochwertig, erklärt sie. Hoch sind auf jeden Fall die Preise, teilweise über 40 Euro für ein Döschen.
Aber die Gründerin, die ist doch mega! Findet auch Ralf Dümmel und bietet 110.000 Euro für 25 %. Judith Williams ist vom Konzept der Marke noch nicht ganz überzeugt, möchte aber auch unbedingt mit Sandra arbeiten und will zunächst 40 %. Sie lässt sich noch auf 35 % runterhandeln und zweifelt Dümmels Kosmetikkompetenz an. Nützt alles nichts, er erhält den Vorzug. Den Verkaufspreis kann er sicherlich auch noch nach unten drehen.
audory stößt zunächst auf offene Ohren
Auf noch größere Begeisterung bei den Löwen als Sandra Fischer stößt der nächste Gründer, Max Rose. Drei Jahre lang hat er an der Software für audory geschrieben. Die App für interaktive Hörspiele funktioniert nach einem Prinzip, das schon Videospielen bekannt ist. Bis zu einem gewissen Grad lässt sich der Verlauf der Handlung frei bestimmen, um die 20 inhaltliche Weggabelungen gibt es. Daher lässt sich ein Hörspiel mehrfach nutzen, mit immer wieder neuem Ablauf der Geschichte.
Die Einnahmen sind bisher sehr bescheiden, aber mithilfe von Marketingaktionen vor allem über Influencer soll das mehr werden. Da fühlt sich natürlich Georg Kofler mit seiner Social Chain angesprochen und bietet zusammen mit Carsten Maschmeyer zunächst 150.000 Euro für 30 %. Nils Glaugau bringt mal wieder sein vermeintlich jugendliches Alter ins Spiel und ein Angebot von 120.000 Euro für 15 %. Die beiden alten Herren kontern mit 200.000 Euro für 20 % und sichern sich damit zunächst den Deal. Bei den Nachverhandlungen trennten sich die Wege aber wieder.
toolbot fehlen die Werkzeuge für einen Deal
Packstationen für Paketsendungen gibt es mittlerweile an vielen Orten, zum Beispiel Tankstellen und Supermärkten. Mithilfe einer App und Eingabe eines Codes kann man dort rund um die Uhr seine Bestellungen abholen. Ganz ähnlich funktioniert auch toolbot, nur handelt es sich hier um eine Verleihstation für Werkzeuge, die nur gelegentlich gebraucht werden, sodass sich ein Kauf nicht lohnt. Die vier Gründer haben in vier Jahren schon eine halbe Million in ihr Projekt gesteckt und testen zur Zeit der Aufzeichnung gerade an drei Standorten in Berlin.
Mit anderen Worten: Der Erfolg des Geschäftsmodells ist noch lange nicht belegt, der hohe Kostenaufwand dagegen schon. Einen konkreten Wachstumsplan, der die aus dem Wunschangebot von 500.000 Euro für 10 % resultierende Millonenbewertung rechtfertigen würde, gibt es auch nicht. Technisch hat toolbot durchaus Hand und Fuß, aber finanziell sieht das eher nach einem Fass ohne Boden aus. Da müssen nochmal Business-Handwerker ran.
Mit der Laxplum flutscht es
Fastenwandern ist das Hobby von Kerstin Hansen und Louis Lowe. Vor jeder Wanderung steht eine gründliche Darmentleerung, und die gelingt am besten mit der Laxplum, einer fermentierten Pflaume aus Südostasien. Unter dem Firmennamen Louie’s grünepflaume verkauft das Mutter-Sohn-Gespann das natürliche Abführmittel (mehr über Produkt und Startup erfahrt ihr hier). Bei den Löwen holen sie sich keine Abfuhr, sondern einen Deal mit Judith Williams und Nils Glagau über 100.000 Euro für 30 %.
Wie habt ihr den Auftritt vor den Löwen erlebt?
Das war total aufregend und spannend. Nach der ersten Schrecksekunde bei Eintreten und dem Aufstoßen der großen Tür war‘s dann plötzlich ganz entspannt und die Anspannung ist abgefallen. Wir haben dann fröhliche Gespräche geführt und gut verhandelt, das hat Spaß gemacht. Als der Deal in trockenen Tüchern war, war die Freude natürlich riesig! Daran werden wir uns noch ewig erinnern!
Was ist seit dem Deal passiert?
Wir haben monatelang auf die Ausstrahlung hingearbeitet und uns vorbereitet. Es wurden Pflaumen bestellt, wir haben uns marketingtechnisch breiter aufgestellt und sind mit der Firma umgezogen, weil wir gewachsen sind. Auf dem gesamten Weg haben wir unfassbar tolle Unterstützung von Rockbrand und Orthomol (Team Nils Glagau) bekommen. Wir durften einen Blick in das Orthomol-Lager und deren Logistik werfen. Diese enge Zusammenarbeit hat uns die Türen zu Apotheken und Reformhäusern geöffnet. Und wir wachsen weiter! Das ist einfach ein tolles Gefühl. Jeden Tag aufs Neue.
Fotos: RTL / Bernd-Michael Maurer