Hamburg Aviation lässt die Luftfahrtbranche abheben
Hamburg ist einer der bedeutendsten zivilen Luftfahrtstandorte der Welt, übertroffen nur von Seattle und Toulouse. Die Clusterinitiative Hamburg Aviation hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Position zu festigen und die Hansestadt in der Branche international noch stärker zu vernetzen. Im Rahmen unseres Dossiers „Aviation & Space“ fassen wir zusammen, was diesbezüglich alles passiert und wie auch Startups davon profitieren können.
Es sind beeindruckende Zahlen: rund 20 Milliarden Euro Umsatz im Jahr macht die Luft- und Raumfahrtindustrie in der Metropolregion Hamburg. Nur die Branchen Logistik und Gesundheit sorgen für noch größere Beträge. Erwirtschaftet wird das von über 40.000 Beschäftigten in mehr als 300 Unternehmen. Die großen drei sind Airbus, Lufthansa Technik und der Flughafen Hamburg, dazu kommen zahlreiche Zulieferer. Jedes fünfte Flugzeug weltweit ist made in Germany, ohne deutsche Technologie kann kein einziger Jet abheben.
Insider wissen das natürlich, doch die meisten verbinden Hamburg nach wie vor viel eher mit dem Seehafen als mit der Luftfahrtbranche. Dabei hat diese durchaus eine lange Tradition in der Stadt. Schon 1909 gab es die „Centrale für Aviatic“ wo tollkühne Pioniere ihre fliegenden Kisten testeten. Ein Meilenstein war zur Jahrtausendwende die Entscheidung, den Airbus A 380 in Toulouse und Hamburg zu entwickeln und zu bauen. Um dafür zu sorgen, dass für dieses Projekt genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen, ging 2001 die „Initiative Luftfahrstandort Hamburg“ an den Start. Die kümmerte sich bald nicht mehr nur um Qualifizierung, sondern auch um internationale Vernetzung.
Luftfahrt als bundesweiter Spitzencluster
Die nächste Initialzündung erfolgte 2008, als die Bundesregierung das Branchennetzwerk als eines der ersten Spitzencluster Deutschlands auszeichnete. Dieser Erfolg bescherte dem Standort damals 40 Millionen Euro Forschungsgelder. Um die Interessen aller Beteiligter noch besser bündeln zu können, entschloss man sich 2011 dazu, den Verein „Luftfahrcluster der Metropolregion Hamburg e.V.“ zu gründen. Der Name erwies sich dann als etwas zu umständlich, weshalb er auf „Hamburg Aviation“ gekürzt wurde. Auch angesichts der globalen Ausrichtung sicherlich eine gute Entscheidung.
15 Gründungsmitglieder hat der Verein, inzwischen ist die Mitgliederzahl auf über 175 gestiegen. Seine Aufgaben erstrecken sich über vier Bereiche. Bei „Forschung & Innovation“ ist das Zentrum für Angewandte Luftfahrforschung (ZAL) federführend. Auch die Universitäten spielen hier eine wichtige Rolle. So gibt es mittlerweile Studiengänge mit dem Schwerpunkt Kabinenarchitektur und -systeme. Hier ist Hamburg ganz weit vorn, was auch der Wettbewerb um den Crystal Cabin Award belegt. Der weltweit wichtigste Preis für Innovationen im Bereich der Flugzeugkabine wird auf der Leitmesse Aircraft Interiors Expo vergeben.
Gute Verbindungen in alle Welt
Um den Bereich „Personal & Qualifikation“ kümmert sich das Hamburg Centre of Aviation Training (HCAT). Schwerpunkte sind hier Nachwuchsförderung und Weiterbildung. Für „Supply Chain& KMU Services“ sind gleich zwei Institutionen zuständig: die Hanseatic Engineering & Consulting Association (HECAS),ein Netzwerk von Ingenieurunternehmen, und HANSE-AEROSPACE als größter unabhängiger Verband von Zulieferern und Dienstleistern der Luft- und Raumfahrtindustrie.
Die Leistungen all dieser Kräfte ins rechte Licht zu rücken ist eine der Aufgaben des Serviceteams von Hamburg Aviation e.V., der aus der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF) hervorgegangen ist, jedoch eigenständig agiert. Oberstes Ziel ist die Standortentwicklung. Zu den wichtigsten Marketingmaßnahmen gehören Netzwerkveranstaltungen und Messeauftritte, die Kommunikation läuft unter anderem über die eigene Webseite und soziale Medien wie Facebook und Twitter.
Eine entscheidende Rolle spielt die Internationalisierung. Deutsche Unternehmen wollen ins Ausland expandieren beziehungsweise dort Geschäfte machen, ausländische Unternehmen sollen dazu bewegt werden, eine Dependance in Hamburg zu eröffnen. Um hier noch mehr bewegen zu können, hat Hamburg 2009 die European Aerospace Cluster Partnership ins Leben gerufen. Die vereinigt inzwischen 36 Kooperationspartner aus 14 Ländern. Weltweit besteht sogar Kontakt zu insgesamt rund 80 Clustern. Wichtige außereuropäische Partner sind zum Beispiel Kanada, Heimat des Flugzeugherstellers Bombardier, und Brasilien mit dem vor allem für kleinere Jets bekannten Unternehmen Embraer. Auch nach China und in die USA bestehen gute Verbindungen.
Startups bekommen bei Hamburg Aviation günstige Konditionen
Im Flugzeugbau haben sich nur ganz wenige Konzerne dauerhaft durchsetzen können. Das gilt auch für wesentliche Bauteile wie Trieb- oder Fahrwerke. Startups sollten sich daher eine geeignete Nische sichern, wollen sie in der Branche reüssieren. Die schon erwähnte Kabinentechnologie bietet sich da an, aber auch alles, was mit Service und Logistik zu tun hat. Die Mitgliedschaft bei Hamburg Aviation ist für Startups, die weniger als zehn Mitarbeiter haben und jünger als drei Jahre sind, vergünstigt: bei 250 Euro liegt der Jahresbeitrag. Das kann eine sehr sinnvolle Investition sein, denn das internationale Netzwerk ermöglicht Kontakte, die aus eigener Kraft kaum zu bekommen sind.
Bilder: Hamburg Aviation