Hamburg AI setzt künstliche Intelligenz auf den Veranstaltungsplan
Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch, immer mehr Startups nutzen die Technologie in den unterschiedlichsten Geschäftsbereichen. Themen und Bedarf für eine Veranstaltungsreihe wie die von Hamburg AI sind also reichlich vorhanden. Wir haben bei einem der Szenetreffen mal vorbeigeschaut.
CITY.AI ist eine Initiative, die das Thema künstliche Intelligenz durch Veranstaltungen noch stärker in den Fokus der Öffentlichkeit rücken und die Protagonisten der AI-Szene vernetzten möchte. Entstanden ist sie in Ende 2015 in Amsterdam und zurzeit in 26 Städten weltweit aktiv. Seit Mitte dieses Jahres gibt es mit Hamburg AI auch einen Ableger in der Hansestadt, organisiert von dem Fintech-Startup collectAI, das wir hier schon einmal ausführlich vorgestellt haben.
Zu viele Daten, zu wenige Datenwissenschaftler
Am 13. September fand nun die zweite Veranstaltung der Hamburger Initiative statt und lockte gut 100 Besucher ins Mindspace. Das Interesse ist offensichtlich groß, wie vor allem auch der Bedarf an Datenwissenschaftlern, wie im Laufe des Abends immer wieder deutlich wurde. Es gibt einfach inzwischen wahnsinnig viele Daten, die aufbereitet werden müssten. 90 % der heute weltweit vorhandenen Daten sind in den vergangenen zwei Jahren entstanden, und die exponentielle Entwicklung steht erst am Anfang. Eine enorme Herausforderung, nicht zuletzt für die Versicherungsbranche, auf die sich der Digitalisierungsexperte Dr. Robin Kiera im ersten Vortrag konzentrierte.
Versicherungen sammeln traditionell viele Informationen über ihre Kunden, tun sich aber oft noch schwer, diese zeitgemäß zu strukturieren und zu nutzen. Was auch daran liegt, dass es der Branche zu lange zu gut ging und sie nie von echten Disruptionen betroffen war. Das könnte sich jetzt ändern, wo die künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch ist und Startups diese Technologie für sich nutzen. Kiera nannte als Beispiel das amerikanische Insuretech-Startup Lemonade, über dessen App sich innerhalb weniger Minuten Versicherungen abschließen lassen. Für die schnelle Abwicklung sorgt ein Chatbot.
Besserer Kunsenservice mit künstlicher Intelligenz
Kiera sieht in Chatbots ebenso wie in Digitalassistenten wie Alexa und Sira oder IBMs Watson die Chance, den Kundenservice zu verbessern. Richtig eingesetzt, können sie unnötigen Bürokratieaufwand vermeiden oder zumindest minimieren. Durch geschickte Analyse vorhandener Daten lässt sich womöglich auch das Kundenverhalten vorhersagen, was beispielsweise Reklamationen und Kündigungenvorbeugt. An AI führt so oder so kein Weg vorbei. Im ureigensten Interesse sollten Versicherungsunternehmen auf die Startups zugehen, die sich damit auskennen und ihnen weiterhelfen können.
In diese Kategorie fällt enfore, ein Startup mit Büros in Berlin und Hamburg. enfore entwickelt speziell auf die Bedürfnisse von Kleinunternehmen ausgerichtete Software. Im Mittelpunkt des Vortrags von Nils Grabbert und Miroslaw Zoričák stand aber der Stand der Dinge in Sachen Chatbots. Chatbots stehen schon länger zur Diskussion, kurz vor dem Durchbruch und bei einigen schon wieder auf dem Abstellgleis, abgehängt von Verfahren, die ganz mit dem gesprochenen Wort auskommen. In bestimmten Bereichen haben Chatbots aber durchaus ihre Chance.
Chatbots funktionieren, wenn sie auf ein Thema fokussiert sind
Wichtig ist, die Kompetenz ein Bots auf ein bestimmtes Thema zu beschränken, wie Fahrplanauskünfte und Tischreservierungen im Restaurant. So können sie eine kundenfreundlichere Alternative zu Callcentern werden. Ein Chatbot sollte nie so tun, als sei er ein echter Mensch. Ironie und Metaphern sind nicht seine Stärke, klare Antworten auf Kundenfragen schon. Einfache Lösungen sind also angesagt, für die smarte Algorithmen sorgen. Die verstehen in ihrem Fachgebiet auch uneindeutige Fragen und Antworten der Nutzer und berücksichtigen zudem äußere Umstände wie Ort und Zeitpunkt der Konversation.
Im Zusammenhang mit der künstlichen Intelligenz fällt immer wieder der Begriff „Machine Learning“, der die Fähigkeit von Systemen beschreibt, eigenständig Muster und Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Dabei ist der Begriff selbst gar nicht neu, klärte Dr. Tereza Iofciu von mytaxi auf. Entstanden ist er bereits Ende der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts, nur waren die Einsatzmöglichkeiten noch nie so groß wie heute.
Smarte Daten sorgen für besseres Geschäft bei Taxifahrern
Auch das Unternehmen mit der Taxi-App nutzt moderne Datenanalyseverfahren, um das Geschäft zu optimieren. Ein Problem stellt etwa die Tatsache dar, dass sich fast 30 % der Fahrten gar nicht rentieren, da Anfahrtsweg und Länge der eigentlichen Tour in keinem vernünftigen Verhältnis stehen. Das lässt sich durch bessere Analyse der Kundenwünsche teilweise vermeiden.
Auch eine allgemeine Bedarfsvorhersage kann für eine optimierte Marktabdeckung sorgen. Faktoren wie Tages- und Jahreszeit oder Wetter und Berücksichtigung von Großereignissen und Feiertagen spielen dabei eine wichtige Rolle. Wenig überraschend die Ergebnisse einer Untersuchung in Hamburg: Der 1. Januar war der Tag mit der mit Abstand höchsten Nachfrage, und Hauptbahnhof, Flughafen und Reeperbahn sind die am häufigsten angesteuerten An- und Abfahrtziele.
Die Veranstaltungsreihe soll vierteljährlich fortgesetzt werden
Drei unterschiedliche Themen, drei verschiedene Ansätze, was künstliche Intelligenz überhaupt ist und was sie leisten kann. Und damit ist das Thema längst nicht erschöpft, es besteht noch reichlich Diskussionsbedarf. Weitere Veranstaltungen von Hamburg AI sind daher fest eingeplant, die nächste findet voraussichtlich im Dezember statt. Wer eine Idee für einen spannenden Vortrag hat, kann sich gern beim Orgateam von collectAI melden!
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