Gymjunky – Fitnessmode mit Stil
Wer sich dafür entscheidet Sportbekleidung zu entwerfen und verkaufen, muss sich an ganz großen Namen wie Adidas, Nike oder Puma messen lassen. Das Hamburger Label Gymjunky hat es versucht und offensichtlich eine Nische gefunden, in der es wächst und gedeiht. Hamburg Startups hat sich dort mal genauer umgeschaut.
Es war Ende 2014, als Roberto Curto, der zu der Zeit als Model arbeitete, mal wieder ins Fitnessstudio ging und dort eine Beobachtung machte. Viele der Freizeitsportler dort waren nicht gerade stylisch gekleidet, und auch sein Outfit entsprach nicht seinen modischen Bedürfnissen. Da muss sich doch was machen lassen, dachte er, und rief seinen Kumpel Zia Nadjib an, um mit ihm über eine Idee zu sprechen.
Vier Wochen später war aus der Idee der konkrete Plan für eine Modemarke geworden, und schon am 27. Februar 2015, also vor genau zwei Jahren, ging der Shop von Gymjunky online. Damals bestand das Angebot aus zehn T-Shirts, fünf Designs in jeweils zwei Farben. Heute sind über 120 Artikel im Angebot. Dass zwischen erster Idee und Launch nur so wenig Zeit verging, liegt vor allem daran, dass Zia schon einige Erfahrungen in der Modebranche und im E-Commerce gesammelt hatte.
Lieber ein Gymjunky als ein Fitnessfreak
Die Kontakte zu den geeigneten Herstellern und Designern gab es daher schon. Ein Vorteil gegenüber vielen Gründerinnen und Gründern, die als Neueinsteiger erst mühsam nach den passenden Partnern suchen müssen. Dazu kam, dass Roberto und Zia Entscheidungen nicht auf die lange Bank schoben. Der Name Gymjunky war nach gut acht Stunden gefunden. Er steht als Alternative zu dem Begriff „Fitnessfreak“, der häufig negativ betrachtet wird. Nun assoziiert „Junky“ auch nicht jeder mit Sport und Gesundheit, aber die beiden bekräftigen, dass der Name bei ihrer Zielgruppe super ankommt und zur Identifizierung mit der Marke beiträgt.
Das gilt auch für das Firmenlogo, das die Buchstaben G und J miteinander verbindet. Daraus entsteht ein Bild, das sowohl an eine Hantel als auch an einen Sportler erinnert, der beidarmig den Bizeps anspannt. Für die kreative Umsetzung ist die Agentur NPIRE zuständig, in deren Räumen auch Gymjunky seinen Platz hat. Und noch eine weitere Verbindung begünstigt den Erfolg des jungen Labels: Seit seiner Schulzeit kennt Roberto den ehemaligen Nationalspieler und HSV-Profi Marcell Jansen.
Der widmet sich inzwischen ganz seiner zweiten Karriere als Entrepreneur und ist immer auf der Suche nach jungen Unternehmen, die sich seinen Lieblingsthemen Sport und Gesundheit widmen. Als Marcell, damals auch noch als Kicker aktiv, mitbekam, dass sein Schulfreund an einem neuen Projekt arbeitete, wurde er natürlich neugierig. Roberto wollte die Karten erst auf den Tisch legen, wenn die ersten T-Shirts gefertigt waren. Als er die vorzeigen konnte, war Marcell sofort begeistert und investierte in Gymjunky, zumal ihm auch die gesamte Businessethik überzeugte.
„Wir sind die Schweiz der Fitness-Szene“
Für Zia und Roberto geht nämlich Qualität vor Quantität, und der Kunde steht immer im Mittelpunkt. Jede einzelne Anfrage wird persönlich beantwortet, auf allen heutzutage zur Verfügung stehenden Kanälen. Einmal konnte sogar ein Vater am Telefon beruhigt werden, der nicht sicher war, ob sein Sohn das Taschengeld einem seriösen Unternehmen anvertrauen würde. Denn, das leugnen die beiden Gründer nicht, es gibt auch schwarze Schafe in der Branche. Sie sehen sich dagegen als „Schweiz der Fitness-Szene“, neutral, solide und skandalfrei.
In den ersten Wochen nach Start des Onlineshops waren die Bestellungen natürlich noch überschaubar, und jeder neue, unbekannte Kundenname löste einen kleinen Adrenalinschub aus. Ein erster Marketingcoup gelang Gymjunky auf der FIBO, der weltgrößten Fitnessmesse, im Frühjahr 2015 in Köln. Einen eigenen Stand konnten und wollten sich Roberto und Zia damals noch nicht leisten. Stattdessen gingen sie kreuz und quer über das Messegelände, immer dabei: eine ganz spezielle Trinkflasche.
Diese Trinkflasche fasst 2,2 Liter, kommt in der Herstellung ohne den umstrittenen Kunststoff BPA aus und hat eine besonders große Öffnung, durch die beispielsweise auf Fruchtstücke passen. Ein solches Produkt gab es damals noch nicht auf dem deutschen Markt, und prompt wurde es ihnen in Köln buchstäblich aus den Händen gerissen. Die Trinkflasche bleibt aber eine Ausnahme im Sortiment; der Schwerpunkt liegt nach wie vor auf modischer Sportbekleidung, die sich auch außerhalb des Studios gut tragen lässt.
Auch HSV-Spieler waren schon Gymjunky-Kunden
Bei der Vermarktung setzt Gymjunky nicht auf mit Muskeln überfrachtete Bodybuilder, sondern auf smarte, durchtrainierte Typen, wie sie auch in Lifestyle-Magazinen zu sehen sind. Entsprechend ausgewählt werden auch die Influencer, keine ganz großen Namen, aber Persönlichkeiten, die ein Lebensgefühl von Fitness und Gesundheit vermitteln. Einmal war dank Marcell Jansen der halbe HSV-Kader bei Gymjunky und hat sich dort eingekleidet. Das hatte natürlich einen tollen Werbeeffekt.
So konnte das Label schon im ersten Jahr einen sechsstelligen Umsatz erzielen, der sich 2016 verdreifacht hat. Nach wie vor kümmern die beiden Gründer sich um alle Prozesse, die den Erfolg ausmachen. Das beginnt mit den Entwürfen, die sie mit externen Designern abstimmen, und endet mit dem Versand. Die Ware, die übrigens längst nicht nur in Fernost, sondern häufig in Europa produziert, wird an den Kleinen Kielort geliefert, wo Gymjunky seinen Sitz hat. Dort findet auch die Konfektionierung statt. Das hat nicht zuletzt den Vorteil, dass sich Zia und Roberto jederzeit von der gleichbleibenden Qualität ihrer Produkte überzeugen können.
Dieses Niveau wollen sie auf jeden Fall halten, auch wenn ihr Wachstum natürlich noch längst nicht abgeschlossen ist. Die Gründer haben festgestellt, dass die Nachfrage nach modischer Sportbekleidung in den letzten zwei Jahren insgesamt gestiegen ist und der Besuch eines Studios für viele inzwischen mit mehr verbunden wird als nur sportlicher Betätigung. Man trifft sich mit Freunden und lernt neue Leute kennen. In dieser Szene möchte Gymjunky einen festen Platz finden, und wie es aussieht, stehen die Chancen ziemlich gut.
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