Gründerstudie: Netzwerkveranstaltungen und schlankere Bürokratie als Standortvorteile in Hamburg
Eine aktuelle Gründerstudie der Commerzbank befasst sich mit den Herausforderungen von Gründerinnen und Gründern. Jetzt wurden auch Zahlen speziell für die Metropolregion Hamburg veröffentlicht. Da haben wir uns einmal genauer angeschaut und für euch herausgefunden, welche Ergebnisse besonders aussagekräftig sind – und welche nicht.
Zunächst eine paar grundsätzliche Infos zu der Gründerstudie, die das renommierte Marktforschungsunternehmen Ipsos im Juli und August 2019 durchgeführt hat. Daran teilgenommen haben rund 3.000 Gründerinnen und Gründer aus ganz Deutschland. Davon stammen 100 aus der Metropolregion Hamburg. Die Befragten kommen aus allen Branchen und Bereichen, beschränken sich also nicht nur auf die Startup-Szene. Trotz der insgesamt recht hohem Fallzahl ist die Erhebung nur bedingt repräsentativ. So sind beispielsweise 80 % der Teilnehmer männlich, während der KfW-Gründungsmonitor für 2018 bei 547.000 Gründungen einen Frauenanteil von fast 40 % ermittelt hat.
In Hamburg ist der Ärger mit der Bürokratie geringer
Ungeachtet dessen bietet die Studie aber eine Reihe von Resultaten, die die Wirklichkeit von Entrepreneuren glaubhaft widerspiegeln. Das gilt sicherlich für die Frage nach den größten Herausforderungen. Kundengewinnung und die Finanzierung des Unternehmens stehen dabei mit ganz oben auf der Liste. Bundesweit das größte Problem sind allerdings die Bürokratie und gesetzliche Vorgaben; 45 % ärgern sich darüber ganz besonders. In Hamburg ist der Wert mit 29 % signifikant niedriger. Hier scheinen die Behörden und Institutionen der Hansestadt also einiges richtigzumachen.
Sind Hamburgs Gründerinnen und Gründerinnen besonders idealistisch? Das könnten die Antworten bezüglich der Unternehmensziele im ersten Geschäftsjahr nahelegen. 34 % wollen nämlich „etwas bewegen/aktiv gestalten“, das liegt etwas über dem Bundesdurchschnitt. Insgesamt sind aber Kundengewinnung und Umsatz die meistgenannten Ziele. Bei den Motivationen ergibt sich in Deutschland insgesamt wie ein Hamburg ein einheitliches und eindeutiges Bild. „Etwas Eigenes aufbauen“ und „der eigene Chef sein“ stehen mit Werten zwischen 43 und 52 % klar an der Spitze. „Mehr Geld verdienen“ folgt mit weniger als 30 % erst an sechster Stelle.
Geld ist knapp, das Personal auch, aber Netzwerken funktioniert
Wie schon erwähnt, zählt die Unternehmensfinanzierung zu den größten Herausforderungen. Kein Wunder, wenn 80 % der Hamburger Jungunternehmen vor allem mit den Ersparnissen der Gründerinnen und Gründer klarkommen müssen. Öffentliche Fördermittel erhalten nur 8 % der Befragten, bei Investitionen von Business Angels und VC-Firmen sieht es noch bescheidener aus. Kein Wunder, dass das Startkapital bei vielen ziemlich überschaubar bleibt. Bei den Hamburger Teilnehmern der Gründerstudie mussten 56 % zu Beginn mit höchstens 50.000 Euro auskommen. Wenig erstaunlich, dass das Startkapital bei 44 % dann weniger als sechs Monate gereicht hat.
Trotzdem sehen nur 11 % die finanzielle Lage als größtes Hindernis für die Weiterentwicklung ihres Unternehmens. Eine größere Herausforderung ist es offensichtlich, das geeignete Personal zu finden. Und auch die Kundengewinnung rangiert hier wieder ganz weit oben. Kunden und Mitarbeiter lassen sich eventuell über das Internet finden oder aber auf Netzwerkveranstaltungen. Hier hat die Großstadt Hamburg einen kleinen Standortvorteil. 43 % der hier Befragten nutzen solche Events als Informationsquelle, bundesweit sind es nur 28 %. Das allein macht aber noch keinen gründerfreundlichen Standort aus. 61 % nennen die Bedingungen in Hamburg sehr gut oder gut. In ganz Deutschland sind es 63 %, in München sogar 71 %. Da ist also noch Luft nach oben. Bei der Gründungsbegeisterung dagegen kaum: Durch die Bank geben über 70 % an, sie würden auf jeden Fall wieder gründen, gut 20 % zumindest vielleicht. Das sollte doch allen, die vor der Entscheidung stehen, sein eigener Boss zu sein, doch Mut machen!
Alle Grafiken: Commerzank Gründerstudie 2019