Der GründerGeist ist stark in Hamburg
GründerGeist – das ist der Name des Businessplan-Wettbewerbs der Wirtschaftsjunioren der Handelskammer Hamburg, dessen Sieger gestern geehrt wurden. Durchgesetzt haben sich ganz unterschiedliche Startups: up to the sky produziert Fruchtgummis mit dem gewissen Kick, vinoa macht den Kauf von Wein im Internet einfacher und Hauptgewinner bentekk kommt mit raffinierter Technik krebserregenden Stoffen auf die Spur.
Die Wirtschaftsjunioren gibt es bereits seit 1952 und sie bestehen zurzeit aus 130 Mitgliedern. Wie lange es den von ihnen initiierten Wettbewerb GründerGeist gibt, darüber streiten sich anscheinend die Gelehrten, weshalb Moderator Bedo, bekannt vom Fernsehsender Hamburg 1, kurzerhand und spaßeshalber das zehnjährige Jubiläum ausrief.
Als erste Rednerin trat Iris Holt vom gastgebenden Hotel Renaissance vor das Publikum und berichtete von den Investitionen von über sechs Millionen Euro, die in eine Renovierung gesteckt worden waren.
Den Gründergeist beschwor dann Dr. Nikolaus Förster, Geschäftsführer und Chefredakteuer des Wirtschaftsmagazins impulse, Medienpartner des Wettbewerbs. Anhand zweier Beispiele verdeutlichte er, woran es hierzulande zuweilen noch hapert: Zuerst erzählte er die Geschichte des Inders Suhas Gopinath, der bereits als 14jähriger sein erstes Unternehmen gegründet hat, heimlich und gegen den Willen der Eltern. Er steht für Mut und Risikobereitschaft. Das Gegenteil, wenn auch in einer harmlosen und unfreiwillig komischen Form, illustrierte ein Foto von Kindern bei der Apfelernte. Bis auf eine Ausnahme trugen alle einen Fahrradhelm, denn, wer weiß, wenn einem so ein böser Apfel auf den Kopf fällt…
Zum Glück gibt es auch in Deutschland genug Menschen, die sich ohne Helm und sonstige Absicherungen in die Geschäftswelt wagen. 30 so entstandene Projekte aus Hamburg und Umgebung hatten sich bei GründerGeist beworben, 11 schafften es in die Vorausscheidung Die präsentierten sich jetzt für jeweils drei Minuten den Zuschauern und bewiesen einmal mehr, wie vielfältig die Startup-Szene ist.
Von grüner Marktforschung bis Fitnessbier ist alles am Start bei GründerGeist
GreenAdz betreibt grüne Marktforschung und will dadurch Webseiten nachhaltig besser machen. Dafür werden User nicht über ihre Daten analysiert, sondern konkret befragt, und unterstützen dabei auch noch ein Aufforstungsprojekt in Sambia.
favattic stellt sich als Dropbox für Lesezeichen vor, wo man einfach und sicher interessante Beiträge und Webseiten markieren und im Team nutzen kann. Seit 2015 gibt es das Startup, den Break-Even strebt es für 2019 an.
myprintoo hat sich als Agentur für 3D-Druck schon einen Namen gemacht. Angefangen hat man mit Lampenschirmen aus dem Drucker, mittlerweile konzentriert man sich mehr auf Lösungen für Architekten und Designer und hilft ihnen, ihre Projekte besser planen zu können.
Erfolg versprechende Konzepte für alternative Energiegewinnung
Mit Energie aus alternativen Quellen beschäftigt sich Pipe Hydro Energy. Die Idee: Überall, wo viel Wasser transportiert wird, sei es im Wasserwerk oder in der Industrie, entsteht eine Menge Energie, die bisher nicht genutzt wird. Eine spezielle Turbine soll das ändern. Der erste Praxistest ist für 2017 geplant, langfristig könnte hier ein äußerst lukrativer Markt entstehen.
Um alternative Energierzeugung geht es auch beim Projekt Petrus, ein Vater Sohn-Projekt. Vor vier Monaten gegründet, entwickelt das Duo eine Wetterstation für Windräder, die alle wichtigen Informationen bis hin zur Fledermauserkennung liefert und bei richtiger Auswertung der Daten entscheidende Einsparungen ermöglicht.
Viewlicity bietet Augmented Reality für Golfer: Einfach vor dem Einlochen die Datenbrille aufgesetzt, und schon bekommt man gezeigt, wie der perfekte Schlag auszuführen ist. Auch Viewlicity steht noch ganz am Anfang, hat aber schon den ersten Kooperationspartner für sich gewinnen können.
JoyBräu will zwei Leidenschaften verbinden, die eigentlich nicht so recht zueinander passen zu scheinen: Bier und Fitness. Dafür wird der Gerstensaft mit acht Gramm Proteinen angereichert, die den Muskelaufbau unterstützen sollen. Demnächst in der Szenekneipe und dem Fitnessstudio Ihres Vertrauens.
Ein Kandidat, nämlich Waldoo, nach eigener Aussage eine kostenlose Alternative zu Netflix, konnte am Abend nicht dabei sein; ein Treffen mit potenziellen Investoren hatte natürlich Vorrang.
Alle Teilnehmer hatten sich schon am Samstag einer siebenköpfigen Jury in einem ausführlicheren Pitch gestellt und danach den Experten die Qual der Wahl gelassen. Stellvertretend für die Juroren zieht Stefanie Huppmann von der Haspa Bilanz:
Vielen Dank an alle Teams, die sich beim Gründergeist beworben haben und ihre Ideen persönlich präsentiert haben. Das ist ja immer mit viel Aufwand verbunden. Die Vorhaben waren vielfältig und die Präsentationen kurzweilig, sodass es einfach großen Spaß gemacht hat, Jurorin beim Gründergeist gewesen zu sein. Ich würde da sofort wieder mitmachen!
Die bereits kurz erwähnten drei Hauptgewinner stellen wir selbstverständlich noch einmal ausführlicher vor:
Den dritten Platz und damit 500,- Euro Preisgeld sicherte sich up to the sky. Enstanden ist die Idee zu den Süßwaren aus der Alltagserfahrung von Gründer Jan Hellich. Wenn er sich dank seiner Beratertätigkeit die Nächte um die Ohren schlagen durfte, konsumierte er abwechselnd Fruchtgummis und Kaffee. Warum nicht beides kombinieren, dachte er sich bereits Anfang 2013, und Gummibonbons mit Koffein herstellen. Gesagt, getan, allerdings nicht über Nacht, und bis die Richtige Rezeptur und alles andere gefunden waren, vergingen in der heißen Phase dann eineinhalb Jahre bis zum Launch des Shops Anfang 2016 . Inzwischen gibt es die Muntermacher in drei Geschmacksrichtungen mit unterschiedlich hoher Koffeiendosis online zu kaufen, und sicher bald auch im Handel – auf der gerade stattfindenden Süßwarenmesse ISM kam das Naschwerk jedenfalls super an. Lisa Mötzing von up to the sky sagt dazu:
Nach 1,5 Jahren harter Arbeit sind wir sehr stolz, dass unsere Fruchtgummi mit Coffein gleich so „up-heben“ und wir durchstarten können. Wir freuen uns über den Visionsgeist der Jury und bedanken uns nochmal herzlich für das mit der Drittplatzierung ausgesprochene Vertrauen!
Mit einem Genussmittel etwas gediegenerer Art holte sich vinoa den zweiten Platz und die damit verbundenen 2000,- Euro. Auch hier war ein persönliches Erlebnis der Ausgangspunkt: Mitgründer Helge Morgenstern hatte im Sardienienurlaub den Wein Buio Buio kennengelernt und wollte auch in der nordischen Heimat nicht auf ihn verzichten. Die Suche nach dem geliebten Tropfen erwies sich aber als äußerst mühselig. Die Weinsuchmaschine vinoa macht nun den Preisvergleich und den Onlinekauf wesentlich einfacher. Dass sich das Geschäftsmodell auch auf andere Produkte übertragen lässt, überzeugte die Jury zusätzlich.
Wir freuen uns außerordentlich über den zweiten Platz beim Gründergeist-Wettbewerb! Obwohl wir erst im Dezember mit unserer noch jungen Weinsuchmaschine live gegangen sind, ist die Auszeichnung für uns eine tolle Bestätigung der Vision und Strategie, mit der wir vinoa.de groß machen wollen. Ganz herzlichen Dank an alle, die dabei an uns glauben und uns unterstützen sowie vor allem auch an die Wirtschaftsjunioren, Sponsoren und Juroren für die Ausrichtung des Wettbewerbs!
Am meisten beeindruckt hat die Jury allerdings bentekk. Der Lohn sind Platz 1 und 7.500,- Euro Preisgeld. Und das macht das von der TU Harburg geförderte Startup: Die Chemikalie Benzol stellt bereits in niedrigsten Konzentrationen eine Gesundheitsgefahr für Arbeitskräfte dar und ist messtechnisch bisher kaum nachweisbar. Das Handgerät X-PID der bentekk GmbH ist ein Gaschromatograph mit Photoionisationsdetektor.
Mit Gründergeist gegen gefährliche Schadstoffe
Das Messgerät ermöglicht eine schnelle und selektive Bestimmung von Schadstoffen in Gasgemischen am Ort der Gefahr. Aufwendige Laboranalysen werden unnötig. Dadurch können Stillstände in der Petrochemie und Chemischen Industrie verkürzt und die Gesundheitsgefahr für Arbeitskräfte reduziert werden. Dem Team um die TUHH- und NIT-Absolventen Matthias Schmittmann und Johannes Weber ist der Forschungstransfer mit dem Verkauf erster X-PID im Januar 2016 gelungen. Johannes Weber über den neusten Erfolg:
Wir freuen uns riesig über die Auszeichnung der Wirtschaftsjunioren Hamburg. Der GründerGeist-Preis ist eine Bestätigung unseres Geschäftskonzepts und gleichzeitig Ansporn dieses weiterhin mit aller Energie umzusetzen. Wir möchten mit High-Tech aus Hamburg ab Ende des Jahres auch international erfolgreich sein und haben dafür noch viel vor.
Ergänzend zu den Preisgeldern erhalten die Top 3 jeweils zehn Beratungsstunden der Sponsoren BOEGE ROHDE LUEBBEHUESEN und Clostermann & Jasper Partnerschaft, Aufnahme in das EY-Startup-Programm Unterstützung durch die Haspa, welche auch als Startup Partner in Hamburg agiert. Die Gewinner werden zudem mithilfe von Finanzcheck einem potenziellen Investoren vorgestellt.
Ein großer Dank gilt den Sponsoren
Eine Veranstaltung wie der GründerGeist lebt auch von der Unterstützung durch engagierte Sponsoren. Für den festlichen Rahmen samt vorzüglichem Essen gilt der Dank dem Renaissance Hotel Hamburg. Die insgesamt 10.000 EURO Preisgeld wurden gemeinsam durch die Haspa, BOEGE ROHDE LUEBBEHUESEN, Clostermann & Jasper Partnerschaft, EY und Finanzcheck gestiftet. Ein besonderer Dank geht auch an impulse sowie die Handelskammer Hamburg.
Fazit: Der GründerGeist geht um in Hamburg und hat keine Angst vor fallenden Äpfeln. Warum auch, schließlich hat schon ein Isaac Newton vor langer Zeit gute Erfahrungen mit ihnen gemacht.
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