Gründerfrühstück mit Peter Tschentscher: Hamburg muss Marke stärken!
Fast vier Jahre ist es her, dass Get Started, die Startup-Initiative des Digitalverbands Bitkom, Hamburgs Ersten Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher erstmals zum Gründerfrühstück eingeladen hatte. Viel ist passiert seither, die Aussagen und Themen der Neuauflage im betahaus am 2. Mai 2022 waren allerdings weitgehend vertraut. Immerhin konnten sich alle Beteiligten auf ein paar gemeinsame Ziele einigen.
Nicht nur Tschentscher war als vertrautes Gesicht beim Gründerfrühstück dabei, auch Dr. Sabrina Reimer-Kipping vom MedTech-Startup FUSE-AI hatte schon 2018 an dem Gespräch teilgenommen. Neu in der von Sarah Heuberger (Gründerszene) moderierten Runde war Christoph Berger, Gründer und CEO von vilisto und Bitkom-Landessprecher Hamburg.
Vieles war schon vom letzten Gründerfrühstück bekannt
Die einführenden Worte gehörten selbstverständlich dem Bürgermeister. Wer seinen ersten Auftritt noch in Erinnerung hatte, erfuhr nicht viel Neues. Teilweise glichen seine Ausführungen bis aufs Wort denen von vor vier Jahren. Er lobte den Aufbau der Förderbank IFB, hob die Bedeutung der verschiedenen Innovationszentren, wie das ZAL oder die Science City Hamburg, hervor und wies auf die Vielfalt der Branchen in der Hansestadt hin. Hier gäbe es so ziemlich alles außer Bergbau.
Was es ebenfalls gäbe, seien tolle Geschäftsideen und engagierte und risikobereite Gründerinnen und Gründer. Damit diese sich richtig entfalten können, wolle die Stadt als Katalysator dienen. Was Startups häufig bremst, ist der Mangel an Geld und an Fachkräften. In beiden Fällen kann die Politik nur indirekt helfen. Ein Grund, warum die besten Talente und die großen Finanzierungen nicht nach Hamburg kommen, mag die geringe internationale Bekanntheit der Stadt sein.
Hamburg ist keine Hauptstadt wie London, Paris oder auch Berlin und hat nicht die touristische Anziehungskraft wie München oder selbst Heidelberg. Hier ist noch einiges an Öffentlichkeitsarbeit zu tun. Dabei sollte der Fokus nicht zu sehr auf dem Hafen liegen. Oder vielmehr, nicht auf dem alten, zwar romantischen, aber auch etwas verstaubtem Bild vom Hafen. Stattdessen gehört die Innovationskraft Hamburgs in den Vordergrund gestellt.
Schwerpunktthemen zur Profilierung des Standorts
Reimer-Kipping schlug vor, ein „Herzensthema“ mit einem Branchenschwerpunkt zu forcieren. Das müsse nicht zwingend ihre, also die Medizinbranche, sein, auch wenn Hamburg da durchaus gut aufgestellt ist. FUSE-AI hat seine Kunden und Partner allerdings überall im Land und auch in Österreich, der Schweiz und den Niederlanden gefunden, weniger in der Hansestadt. Kein Problem, meint Tschentscher, Hamburg sei eben ein guter Ausgangsort für internationale Beziehungen. Als Schwerpunktthema habe er die Digitalisierung von Mobilität und Logistik im Blick, und bei Quantencomputern sei Hamburg auch ganz weit vorn.
Mit einem geschärften Profil hätte es Hamburg dann leichter, internationale Fachkräfte anzulocken. Diesen beim Andocken in der Stadt zu helfen, ist Aufgabe des in dieser Form in Deutschland einmaligen Hamburg Welcome Center for Professionals. Fehlt noch ein weiteres Dauerthema, nämlich das der Finanzierung von Startups vor allem mit mittleren Beträgen bis zu 20 Millionen Euro. Ideal wäre da eine Kooperation von privaten Investoren mit der Stadt, aber einen genauen Plan, wie das gehen soll, gibt es nicht. So bleibt als Fazit vom Gründerfrühstück: viel guter Wille und wenig Konkretes.
Beitragsbild: Ronald Sawatzki / Senatskanzlei Hamburg