fyksin macht aus alter Werbung neue Taschen
Nichts ist älter als die Zeitung von gestern – höchstens morgen die Werbung von heute. Damit ausrangierte Großplakate nicht auf dem Müll landen, macht das Startup fyksin ebenso praktische wie originelle Taschen daraus. Auch als Weihnachtsgeschenk in letzter Minute geeignet!
Der spektakulärste Werbeplatz Hamburgs befindet sich im Hafen an den Docks der Werft Blohm + Voss. 1700 m² groß ist die verfügbare Fläche. Plakate, die dort hängen, erreichen eine enorme Aufmerksamkeit und sind oft Stadtgespräch. Allerdings wirken sie nur eine begrenzte Zeit und müssen dann wieder abgenommen und entsorgt werden. Und hier beginnt das Problem, denn bei diesen Werbeträgern handelt es sich nicht um Plakate im eigentlichen Sinn, denn sie bestehen nicht aus relativ umweltfreundlichem Papier. Passender ist daher der Begriff Plane. Da eine solche feuer-, wasser- und sturmfest sein muss, ist das Ausgangsmaterial PVC, und das ist bekanntlich mit einigen Problemen behaftet. Recycling ist bei den Planen keine realistische Option, also landen sie auf dem Müll beziehungsweise verstopfen irgendwelche Lagerhallen.
Upcycling als Maßnahme gegen Materialverschwendung
Eines Tages erhielt Sinah Röh die Anfrage, ob sie vielleicht die eine oder andere Plane gebrauchen könnte. Keine so abwegige Frage, denn mit ihrem Label „Tante Sophies Nichten“ beschäftigt sich Sinah seit 2010 mit dem Thema Upcycling. Die Maßschneiderin und Modedesignerin hat bei ihrer Arbeit in der Textilindustrie erlebt, welche Missstände es dort beispielsweise bezüglich Arbeitsbedingungen oder Ressourcenverbrauch gibt. Das wollte sie nicht mehr mittragen und fasste den Entschluss, keine neuen Materialien mehr zu verwenden, sondern nur bereits Gebrauchtes. In der Regel waren das ausgemusterte Kleidungsstücke oder Heimtextilien, aus denen sie hochwertige neue Produkte zauberte.
PVC stand da bisher nicht auf der Materialliste, aber Sina erkannte das Potenzial und schuf 2022 ein neues Label: fyksin. Als Mitgründerin stieg ihre Freundin Sabrina Urban ein. Sabrina ist Einzelhandelskauffrau und Handelsfachwirtin. Zusammen mit ihrer Schwester und ihrem Schwager übernahm sie von ihren Eltern die Leitung zweier Edeka-Märkte, inzwischen liegt ihr Fokus aber auf fyksin. Der Name ist natürlich an das als schlau geltende Tier angelehnt. Die Schreibweise hat namensrechtliche Gründe – reine Tiernamen wie „Fuchs“ lassen sich nicht schützen – und soll skandinavisch anmuten.
Taschen aus dem Fuchsbau von fyksin
Skandinavien ist bekannt für edles Design mit klaren Linien und diesen Anspruch hat auch fyksin. Zu viele Designschnörkel wären mit dem robusten Material auch gar nicht möglich, für Abwechslung sorgen schon die meisten bunten Farben der Planen, zudem ist jedes Teil ein Unikat. Kernstück der Kollektion ist eine Markttasche, die schon bei Tante Sophies Nichten im Programm stand und bei fyksin eine Auffrischung erfahren hat. Besonders beliebt ist gerade der Duschbuddy, seit im Oktober in der Frauenzeitschrift freundin über ihn berichtet wurde. Der Duschbuddy ist eine wasserdichte Tasche für Pflegeutensilien, die für Unterwegs gedacht ist und sich an die Armaturen einer Dusche hängen lässt.
Alle Sachen entstehen bisher im eigenen „Fuchsbau“, der sich in der denkmalgeschützten U-Bahn-Station Buckhorn befindet. Aufgrund der im letzten halben Jahr deutlich gestiegenen Nachfrage ist fyksin aber auf der Suche nach einem geeigneten Produktionsunternehmen in Deutschland. Von dort kommen jetzt auch die in den Taschen verarbeiteten Reißverschlüsse her, die bisher importiert werden mussten. Schon länger auf Nachhaltigkeitskurs ist das Nähgarn, das besteht nämlich aus recyceltem Polyester.
Mit Kooperationen und neuen Materialien auf Wachstumskurs
Das Endkundengeschäft läuft maßgeblich über den Onlineshop, großes Wachstumspotenzial sieht fyksin aber vor allem in Kooperationen. Großplakate gibt es an vielen Orten von vielen Werbungtreibenden, die sich idealerweise am Upcycling und am Vertrieb der Produkte beteiligen. Ein schönes Beispiel bietet das Hamburger Museum für Kunst & Gewerbe. Das verwendet die Planen als Außenwerbung für seine Ausstellungen. Aus dem Plakat für „50 Jahre Sesamstraße“ ließ es Taschen fertigen und verkaufte sie im Museumsshop. Über die Zusammenarbeit mit dem Startup CityCaddy, das edle Einkaufstrolleys fertigt, haben wir bereits ausführlich berichtet.
Das Thema Upcycling ist also keinesfalls schon ausgereizt, auch nicht, was die Materialien betrifft. Im Visier hat Sinah beispielsweise BigBags, die für den Transport von Zucker gebraucht werden und 1.000 Kilogramm fassen. Sie lassen sich nur ein einziges Mal verwenden und sind daher so gut wie neu und kaum verunreinigt – beste Voraussetzungen für die Weiterverarbeitung. Wenn ihr mehr über die Produkte und Pläne von fyksin erfahren wollt, könnt ihr die Gründerinnen auf der Messe Nordstil treffen, die vom 11. bis 13. Januar 2025 stattfinden wird.
Fotos: fyksin