Futuring sorgt spielerisch für einen positiven CO2-Handabdruck
Klima- und Umweltschutz geht uns alle an und die meisten sind auch bereit, etwas dafür zu tun. Oft bleibt es aber bei den guten Vorsätzen, seinen Alltag nachhaltiger zu gestalten. Es fehlen konkrete Handlungsideen oder die entscheidende Motivation, sie tatsächlich umzusetzen. Das Startup Futuring möchte Menschen mit spielerischen Elementen dazu animieren, ihren Beitrag für eine bessere Zukunft zu leisten.
Es ist sicher nicht verkehrt, Anna Pflug eine Suchende zu nennen. Wo andere einen geraden Karriereweg einschlagen, hat ihre berufliche Entwicklung viele Wendungen genommen. Sie träumte davon Schauspielerin zu werden, begann ein Studium der Kunstgeschichte und Psychologie, machte ein Praktikum bei einer Innenarchitektin und ging zu Plan International. Die Tätigkeit bei der Kinderhilfsorganisation kam schon ihrer Vorstellung nahe, etwas sozial und gesellschaftliches Sinnvolles zu tun.
Wirtschaftliches Denken und klima- und umweltbewusstes Handeln sollten kein Widerspruch sein
Gleichzeitig interessierte sie auch die geschäftliche Seite. Erfahrungen in diesem Bereich sammelte während ihres Management-Studiums an der FOM Hochschule und bei Fielmann Ventures. Immer wieder stellte sie Defizite fest, wenn es um die Vereinbarkeit von kommerziellem Erfolg und verantwortungsvollem Handeln ging. Selbst in der Entwicklungshilfe geht es längst nicht überall nachhaltig zu. Auch Kindheitspädagogik hat sie studiert und sich für geflüchtete Jugendliche engagiert. 2018 stieß sie auf einen Report über die Klimakrise, der ihrem Weg die endgültige Richtung gab. So wichtig es ist, Kindern und Jugendlichen heute zu helfen, noch wichtiger ist es dafür zu sorgen, dass sie auch eine lebenswerte Zukunft haben. Klima- und Umweltschutz ist dafür ein wesentlicher Faktor.
Weniger Fleisch essen. Den Stromanbieter wechseln. Öfter mal das Auto stehenlassen und auf Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Solche und ähnliche Maßnahmen lassen sich von den meisten ohne großen Aufwand umsetzen. Noch leichter würden sie allerdings fallen, wenn sie in einem gemeinschaftlichen Rahmen passieren. Das ist die Idee von Annas Startup Futuring. Auf der Suche nach einer solchen Gemeinschaft wurde sie auf das Impact Hub-Netzwerk aufmerksam, das einen ganz ähnlichen Ansatz verfolgt.
Beinahe wäre sie zum Berliner Impact Hub gegangen, als sie im Sommer 2019 erfuhr, das auch in Hamburg gerade eine Dependance im Entstehen ist. Also wurde sie zum Mitglied der ersten Stunde und half beim Aufbau des neuen Standorts. Parallel konkretisierte sie ihr Konzept für Futuring, wofür die Teilnahme am Climathon im Oktober wertvolle Impulse lieferte. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie man Menschen zum „Behavioural Change“, also zur Veränderung des Verhaltens bringt. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel ist oft die Rede vom CO2-Fußabdruck, den jeder mehr oder weniger hinterlässt. Der Begriff ist tendeziell negativ geprägt und sorgt schnell für ein schlechtes Gewissen.
Bei Futuring haben Herausforderungen Hand und Fuß
Futuring möchte dagegen den CO2-Handabdruck stärken, das positive Pendant. Dieser Handabdruck fällt umso deutlicher aus, je mehr man sich für den Klimaschutz engagiert. Gleichzeitig senkt ein solches Engagement auch den CO2-Fußabdruck, beides hängt unmittelbar miteinander zusammen. Am Anfang steht bei Futuring die Ermittlung des Ist-Zustands, um passende Aufgaben verteilen zu können. Denn natürlich ergäbe es keinen Sinn, einer Veganerin einen fleischfreien Tag zu empfehlen. Bei jemandem, der sich überwiegend von Schnitzel und Currywurst ernährt, ist das aber eine geeignete Herausforderung. Und diese Person soll dann auch den Veggie Day nicht im Alleingang einlegen, sondern noch ein paar Gleichgesinnte dazu einladen. Das gemeinschaftliche Handeln ist essentiell bei Futuring.
Als Beweis für die gemeisterte Herausforderung kann die Gruppe ein Foto von dem vegetarischen Schmaus posten, in den üblichen sozialen Medien oder besser noch in der Community von Futuring. Ähnliche Alltagsaufgaben könnten zum Beispiel der Einkauf in einem Unverpacktladen oder die Fahrradtour statt der Autofahrt ans Meer sein. Nicht alle Aktionen zielen nur auf den Klimaschutz ein, auch die Bewahrung der Umwelt gehört zur Agenda. Zu allem gibt es eine Erklärung bezüglich der positiven Auswirkungen und eine Bewertung der erreichten Ziele. Erfolgreich gemeisterte Herausforderungen dienen zudem als Motivationshilfe für andere Futuring-Mitglieder. Was wir hier beschreiben, ist Zukunftsmusik; noch ist die App nicht verfügbar und es gibt daher auch keine Community, die sich beim Verbessern der Klima- und Umweltbilanz gegenseitig stärkt. Das soll sich aber bald ändern.
Dahinter steht ein großes Team
Futuring ist bisher zwar ein Ein-Frau-Startup, aber es steht ein großes Team an Unterstützerinnen und Unterstützern dahinter. Allen voran Line Andermark, die das digitale Produkt entwickelt hat, sowie eine Reihe erfahrener Persönlichkeiten aus der Klimaforschung, der Startup-Szene und anderen Bereichen, die sich mit Nachhaltigkeit befassen. Wesentliche Impulse und Kontakte hat zudem Project Together geliefert. Die Innovationsplattform hat Futuring zunächst über das Programm Solution Enabler gefördert und jetzt in die Farm-Food-Climate Challenge aufgenommen.
Es liefen auch schon Gespräche mit der Stadt Hamburg über eine Kooperation, die wegen der Corona-Krise ins Stocken geraten, aber nicht abgebrochen sind. Co-Founder und Investoren sind willkommen, ebenso Partnerunternehmen, die als Sponsoren für die Herausforderungen auftreten können. Sie sollten natürlich Produkte anbieten, die das nachhaltige und klimaschonende Konzept von Futuring widerspiegeln. Vieles ist noch auf dem Weg bei Futuring, doch Gründerin Anna scheint ihr Ziel gefunden zu haben.