Frauenpower aus Hamburg in der Höhle der Löwen
In der zweiten Folge der aktuellen Staffel von „Die Höhle der Löwen“ machen sich Gründerinnen aus Hamburg auf die Jagd nach einem Deal für ihre Startups SofaConcerts und Soummé – mit unterschiedlichem Erfolg. Der ganz große Wurf gelingt rezemo mit Kaffeekapseln aus Holzspänen. Oder etwa doch nicht? Das und mehr erfahrt ihr in unserer Zusammenfassung!
rezemo überzeugt drei Löwen – aber nicht nachhaltig
„Euer Produkt ist doch eigentlich ideal für ‚Die Höhle der Löwen‘!“ So oder so ähnlich wurden Stefan Zender und Julian Reitze häufiger auf Messen und bei anderen Gelegenheiten angesprochen. Um es gleich vorwegzunehmen: völlig zu Recht, wie sich jetzt gezeigt hat. Ihr Startup rezemo stellt Kaffeekapseln aus Holz her und könnte damit den Weltmarkt gehörig aufmischen. Die rund 60 Milliarden Kapseln, die jährlich verkauft werden, bestehen aus Plastik und Aluminium, landen nach einmaliger Verwendung im Müll und schaden der Umwelt schon während der Rohstoffgewinnung und Produktion.
Die Kombination aus Nachhaltigkeit (verwendet werden hauptsächlich Hobelspäne, die sowieso anfallen) und zu erhoffender großer Nachfrage motiviert die Löwen zum fleißigen Wettbieten. Es beginnt Frank Thelen, nachdem er gegen Ralf Dümmel beim Schnick, Schnack, Schnuck verloren hat, mit 500.000 Euro für 20 %. Dümmel kontert mit 750.000 Euro für 25 % und ist dabei nicht allein; Dagmar Wöhrl und Carsten Maschmeyer schließen sich dem Angebot an. Bei der Zusammenfassung durch Judith Williams meint Maschmeyer einer Bevorzugung Thelens herauszuhören und mault ein bisschen rum. Die Gründer tendieren aber sowieso zu dem Trio, wollen aber noch nachbessern. Man einigt sich auf 20 % und eine glatte Million und fertig ist der Deal – allerdings nur vorläufig. Bei den anschließenden Verhandlungen können sich Stefan, Julian und die Investoren über den zukünftigen Kurs leider nicht einigen.
SofaConcerts mag es nicht hochprozentig
Das Hamburger Startup SofaConcerts dürften viele unserer Leserinnen und Leser gut kennen, nicht zuletzt durch unseren Vorbericht. Die spannende Frage ist nun: Wie reagieren die Löwen? Die Musik der mitgebrachten Band Amistat gefällt ihnen, ebenso die Idee, Konzerte im Wohnzimmer und an anderen ungewöhnlichen Orten zu veranstalten. Weniger begeistert sind sie von der hohen Bewertung (Wunschergebnis: 350.000 Euro für 10 %) und dem aus ihrer Sicht unklaren Geschäftsmodell. Zumindest Georg Kofler sieht das anders, findet die Kombination aus der Ansprache von Privatkunden und Eventorganisation für Unternehmen sinnvoll und hat überhaupt Lust auf SofaConcerts. Allerdings nur für 30 %. Das ist den Gründerinnen zuviel. Sie schlagen das Angebot aus, scheinen aber gleich darauf schon unsicher, ob das eine gute Entscheidung war. Hätten sie handeln sollen? Kofler wäre mit 25 % einverstanden gewesen, Miriam und Marie-Lene hätten nicht mehr als 15 % abgeben wollen. Wahrscheinlich wäre man also sowieso nicht zusammengekommen.
Everest Climbing will hoch hinaus
„Klettern ist die beste und gesündeste Form der Bewegung“, erklären die polnischen Gründer Dariusz Salamonowicz und Piotr Malecki. Wobei das eigentlich nur Dariusz erklärt, denn sein Geschäftspartner spricht kein Deutsch. Dafür war er die treibende Kraft bei der Entwicklung der Kletterwand, die das Duo unter dem Namen Everest Climbing vorstellt. Die gibt es in verschiedenen Versionen. Bei der im Studio vorgestellten Profiversion bewegen sich fünf Laufbänder in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und erzeugen so eine unendlich lange Kletterstrecke mit ständig wechselnder Gestalt. Durch die Neigung der Wand um bis zu 45 Grad lässt sich der Schwierigkeitsgrad erhöhen. Georg Kofler, der es immerhin schon bis ins Basislager am Mount Everest geschafft hat, macht den Test und ist durchaus angetan.
Für Spaß ist also gesorgt, aber wie sieht es mit dem Geschäft aus? 2018 hat Everest Climbing lediglich sechs Wände verkauft und 40 % seines Umsatzes mit Vermietungen gemacht. Die Produktion in Polen erledigen fünf Mitarbeiter, die genau wie der Unternehmensgewinn sicherlich noch Luft nach oben hätten. Vier Löwen glauben nicht so recht an den Erfolg, aber Kofler hat schon wieder Lust bekommen und würde die gewünschten 220.000 Euro investieren. Statt der erhofften 15 % möchte er aber erneut 30 % haben; man kann es ja noch einmal versuchen. Dieses Mal klappt es und der erste polnische Deal ist besiegelt – oder? Nein, auch klaffen die Vorstellungen von Gründern und Investor im Nachhinein zu weit auseinander.
Bei vetevo ist der Wurm drin
Ihr Kindheit hat Mareile Wölwer auf dem Bauernhof der Eltern verbracht. Selber Landwirtin wollte sie aber nicht werden und begann ein BWL-Studium. Als ihre Mutter an Leukämie erkrankte, half sie aber selbstverständlich auf dem Hof aus und kümmerte sich vorwiegend um die Tiere. Dabei erwies sich die medizinische Versorgung als komplizierte Angelegenheit mit viel unübersichtlichem Papierkram. Da wir uns in einer Startup-Show befinden, folgt nun unweigerlich die Idee, die ganze Organisation per App zu erledigen. vetevo heißt der digitale Tierarzt, den Mareile zusammen mit ihrem Studienkollegen Felix Röllecke vorstellt. Zum Angebot gehören auch noch ein Wurmtest und eine Wurmkur.
Um den Service ausbauen zu können, möchte das Duo 1,1 Millionen Euro haben und dafür 10 % Unternehmensanteile abgeben. An dieser Stelle könnte der Pitch eigentlich schon aufhören, denn die Wahrscheinlichkeit, dass die Löwen bei der sich daraus ergebenden Bewertung ihre Geldschatulle fest geschlossen halten, geht gegen 100 %. Und so kommt es dann auch, zumal die bisher erzielten Umsätze kaum Argumente für eine andere Entscheidung liefern. Carsten Maschmeyer beschäftigt sich noch am längsten mit vetevo, fällt dann das naheliegende Urteil, in der Bewertung sei der Wurm drin, und mutmaßt anschließend, die Gründer seien gar nicht auf einen Deal, sondern nur auf die Werbung aus gewesen.
Soummé holten den einzigen echten Deal des Tages
Vor einigen Jahren hätte sich Sümmeyya Bach aus Hamburg noch nicht in „Die Höhle der Löwen“ und vor Fernsehkameras getraut. Sie leidet nämlich unter Hyperhidrose, einer Überfunktion der Schweißdrüsen, und schwitzte selbst im kältesten Winter die dicksten Jacken durch. Weil nichts half, entwickelte sie ihr eigenes Antitranspirant und setzte alles auf ihr Startup Soummé (die ganze Geschichte könnt ihr hier nachlesen). Diese Story ist natürlich wie gemalt für die Show und für die sonst mit Angeboten sehr sparsame Kosmetikexpertin Judith Williams. Sie würde 150.000 Euro für 20 % geben und möchte am liebsten gleich die Zusage erhalten. Sümmeyya hat aber das Gefühl, dass da noch mehr kommen könnte. Und tatsächlich: Georg Kofler bietet 200.000 Euro für 15 % und Ralf Dümmel 150.000 Euro für 15 %. Den Zuschlag bekommt Dümmel, nicht zuletzt, weil er der Lieblingslöwe von Sümmeyyas Mutter ist, die sie, wann immer möglich, unterstützt hat. Jetzt sind alle happy über den einzigen echten Deal dieser Folge, nur Judith Williams hadert mit der Entscheidung.
Beitragsbild: TVNOW / Bernd-Michael Maurer