FODDBOOM eröffnet die Tage der Food-Festivals
Erst seit drei Jahren gibt es FOODBOOM, doch längst hat sich das Medienunternehmen samt Kochvideos und gleichnamiger Zeitschrift als feste Größe der wachsenden Food-Szene etabliert. Gerade hat zum zweiten Mal das We are Food Festival stattgefunden, mit reichlich kulinarischen Höhepunkten und einem Konferenzprogramm, das viele Themen ansprach, die nicht nur Foodies beschäftigen. Wir fassen einige der wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Echte Mamas: Erfolg dank Facebook-Gruppen
Viele, die mehr oder weniger professionell Posts auf Facebook veröffentlichen, mussten in den letzten Monaten feststellen, dass es immer schwieriger wird, die gewohnten Reichweiten zu erzielen. Für die hatte Sara Urbainczyk in ihrem Eröffnungsbeitrag des Festivals eine gute Nachricht. Sara ist eine der drei Gründerinnen des 2017 an die Öffentlichkeit getretenen Netzwerks Echte Mamas, das mit Facebook-Gruppen inzwischen über 500.000 Nutzerinnen erreicht. Tendenz stark positiv, denn die Position von Gruppen hat Facebook seit Beginn 2018 gestärkt.
Echte Mamas ist mittlerweile die größte Netzgemeinschaft für Mütter in Deutschland, mit über 1.000 Untergruppen, acht hauptberuflichen Administratorinnen und rund 120 weiteren ehrenamtlichen Admins. Das Netzwerk wird als geschützter Raum ausschließlich für Frauen angenommen und mithilfe eines Community Handbuchs organisiert. Längst ist die Initiative auch in der analogen Welt angekommen, veranstaltet zahlreiche Treffen und hat sogar ein eigenes Buch veröffentlicht, von dem 15.000 Exemplare gekauft wurden.
Der „Ohne-Trend“ funktioniert nur mit gutem Geschmack
Im Mittelpunkt des Konferenzprogramms standen naturgemäß Fragen nach der Zukunft der Lebensmittel und des Handels, der sie vertreibt. Bei den Produkten macht sich ein „Ohne-Trend“ bemerkbar. Viele Konsumenten verlangen mittlerweile Nahrungsmittel ohne Fleisch, Zucker, Palmöl, Gluten, Gentechnik oder Laktose. Die Reihe ließe sich fast beliebig fortführen. Hand in Hand damit geht der Wunsch nach Regionalität, Nachhaltigkeit und Werten allgemein. Bei einem waren sich aber auch alle einig: Wenn die Sachen nicht schmecken, nützt das schönste ethische Konzept nichts.
Gegenüber den großen Konzernen haben Food-Startups den großen Vorteil, dass sie eine glaubwürdige Geschichte erzählen. Transparenz und Emotionen sind da wichtige Faktoren. Ums Erzählen ging es auch bei einem weiteren Thema, das sich durch mehrere Beiträge zog und weit über die Food-Branche hinaus immer mehr an Bedeutung gewinnt. „Conversational Interfaces“ lautete die Überschrift für den Vortrag von Professor Peter Kabel. Dabei ging es auch um Chatbots, aber für allem um Sprachassistenten wie Amazons Alexa. Spracherkennung ist der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung der Mensch-Computer-Kommunikation, die vor gar nicht so langer Zeit mit grüner Schrift auf schwarzem Hintergrund begann. Inzwischen lernen Computer mit uns zu interagieren statt umgekehrt.
Personalisierte Ansprache auf allen Kanälen
Darauf stellen sich auch Lebensmittelproduzenten und -händler ein. Noch steckt die Konversation mit den Digitalassistenten in den Kinderschuhen. Echte Beratung bei anspruchsvollen Lebensmitteln wie etwa Wein ist zurzeit noch die Domäne des Fachhandels oder auch gut gemachter Onlineshops, aber das könnte sich bald ändern. Individualisierte Webseiten und Newsletter mit auf den jeweiligen Nutzer maßgeschneiderten Angeboten gibt es schon heute. Sie treffen auf Konsumenten, die zunehmend offen für Neues sind. Das behauptete jedenfalls Oliver Leisse von der auf Zukunftsforschung spezialisierten Agentur SEE MORE.
Zumindest im technischen Bereich und bei Food mag das durchaus zutreffen. Durch die zunehmende Digitalisierung wird die Arbeitszeit in vielen Bereichen deutlich sinken, die Leute haben dann mehr Zeit, sich zum Beispiel mit ihrer Ernährung zu beschäftigen. Essen wird zum Entertainment, zu einer Ersatzreligion und zum Mittel der Selbstbestätigung. Davon wird vor allem der Onlinehandel profitieren.
Zudem bestehe die Gefahr, dass in einer Single-Gesellschaft die emotionale Abhängigkeit von Ersatzpartnern wie Alexa zu unnötigen Käufen führen würde, meinte Leisse. Man möchte ja nicht unhöflich sein und ständig irgendwelche Verkaufsempfehlungen ausschlagen. An anderer Stelle wurde davor gewarnt, dass Sprachassistenten Monopolstellungen von bestimmten Produkten forcieren könnten. Beim Googeln hat man noch die Wahl zwischen mehreren Treffern, bei der Suche per Sprache eher nicht, erst recht nicht, wenn man zum Beispiel für Taschentücher „Tempo“ als Synonym verwendet.
Regionale Erfolge und kuriose Lieferungen
Das könnte gerade für Startups gefährlich werden, die weder die Bekanntheit noch die Marktmacht der Konzerne und ihrer Marken besitzen. Viele wollen das auch gar nicht, sondern sich lieber in ihren durchaus lukrativen und gar nicht so kleinen Nischen etablieren. Die schon erwähnte Regionalität spielt dabei eine wichtige Rolle. Darauf setzen Hamburger Startups wie Frischepost, das Waren aus der Region mit Elektrofahrzeugen ausliefert, oder Kale&Me. Kale&Me produziert seine kaltgepressten Säfte im Alten Land und bringt nächste Woche neue Sorten für den breiteren Markt heraus. Die Premiere findet übrigens bei unserem Food Innovation Camp statt!
Beim Festival von FOODBOOM sorgte ein Beitrag von Panos Meyer aus der Geschäftsleitung der Agentur CELLULAR für Heiterkeit. An einem heißen Tag wollte er spontan Eis für die Belegschaft bestellen, was zu diversen kuriosen Telefonaten und Tweets führte. Die Lieferung des dafür eigentlich prädestinierten Unternehmens Eismann kam dann erst neun Tage später. Diese mit viel Humor und Sympathie erzählte Geschichte machte deutlich, wie weit etablierte Unternehmen oft noch von der digitalisierten Gegenwart entfernt sind. Eine Chance für Startups! In der Zukunft kommt dann vielleicht eine Drohne geflogen, die sich bei einem drohenden Absturz in ihre ungefährlichen Einzelteile zerlegt und das Paket per Notfallschirm zu Boden bringt.
Vom FOODBOOM Festival zum Food Innovation Camp
Von Pannen, welcher Art auch immer, blieb das We are Food Festival verschont, auch das Wetter spielte durchgehend mit. So verwandelten sich die FOODBOOM Studios in der Billestraße spätestens am Abend in eine Partyzone. Über 700 Gäste hatten sich insgesamt angemeldet; sie bekamen zahlreiche Köstlichkeiten, kühle Getränke, Livemusik und noch so einiges mehr geboten. Und da Food ein nahezu unerschöpfliches Thema ist, steht schon sehr bald das nächste Großereignis an. Unser Food Innovation Camp findet am 2. Juli in der Handelskammer Hamburg statt, mit tollen Speakern, einem großen Pitchwettbewerb, einer Preisverleihung und vielem mehr. FOODBOOM ist als Medienpartner auch dabei. Karten dafür gibt es hier. Wir sehen uns!