Food Harbour als neue Anlaufstelle für Food-Startups eröffnet
Großer Bahnhof bei der Eröffnung des Food Harbour: Am Dienstag versammelte sich die Hamburger Startup-Szene in Rothenburgsort, Wirtschaftssenator Michael Westhagemann hielt die Eröffnungsrede. Wir waren natürlich auch dabei, fassen zusammen, was hinter dem Projekt steckt, und stellen mit Mushlabs und Bluu Seafood zwei bemerkenswerte Food-Startups vor, die dort ihren Auftritt hatten.
Ein Accelerator für Food-Startups
Die Billstraße im Rothenburgsort ist nicht unbedingt die erste Adresse, wenn man an einen repräsentativen Ort für ein neues Startup-Vorzeigeobjekt denkt. Foodboom ist dort allerdings schon seit Jahren zuhause. Das Unternehmen ist mit Kochvideos über soziale Medien bekannt geworden und hat sich auch als Marketingagentur für bekannte Marken aus der Lebensmittelbranche einen Namen gemacht. Dieses Know-how fließt jetzt in den Food Harbour ein.
Der Food Harbour definiert sich als Anlaufstelle sowohl für etablierte Unternehmen als auch für Startups. Für die gibt es zum Beispiel am 26. Oktober eine offene Beratung, bei der sie Expertentipps bekommen können. Wesentlich ausführlicher fallen die naturgemäß in einem Acceleratorprogramm aus, und auch das hat Food Harbour im Angebot. Der erste Batch ist kürzlich gestartet, wie das ganze Projekt unterstützt von der Stadt Hamburg. Zukünftig soll ein Fonds dem Accelerator noch mehr finanziellen Spielraum geben und eine Durchführung zweimal pro Jahr ermöglichen. Neben der Stadt haben bereits zahlreiche weitere Partner im Food Harbour angedockt, am bekanntesten ist die Rügenwalder Mühle, Marktführer bei veganen und vegetarischen Fleischerstatzprodukten.
Mushlabs arbeitet mit Pilzen an Lebensmitteln der Zukunft
Langfristig ist geplant, mit den Food Harbour von der Billstraße in eine noch deutlich größere und besser ausgestattete Location umzuziehen. Einn solchen Schritt hat Mushlabs bereits hinter sich. Ursprünglich in Berlin gegründet, ist das Startup mittlerweile komplett in Hamburg angesiedelt und hat dort rund 60 Beschäftigte aus 22 Nationen. Alle zusammen arbeiten sie dort an einer Antwort auf die Ernährungsfragen der Zukunft und setzen dabei auf alte Bekannte, über die man in Wahrheit doch recht wenig weiß: Pilze. Sie sind nämlich viel mehr als die Fruchtkörper, die man aus den Wäldern oder Supermarktregalen kennt.
Der größte Teil des Pilzes befindet sich nämlich unter der Erde, nennt sich Myzel und kann sich als Geflecht über große Flächen erstrecken. Mushlab unterzieht dieses Myzel einem Fermentierungsprozess und kann das daraus resultierende Produkt auf vielfältige Weise weiterverarbeiten. Im Food Harbour waren geschmacklich überzeugende Hackbällchen zu probieren. Kaufen kann man die noch nicht, bisher fehlt die Zulassung durch die EU. Daran dürfte es grundsätzlich aber nicht scheitern, denn Mushlabs hat durch ein EU-Programm bereits um die 17 Millionen Euro Fördergelder bekommen. Überzeugt hat vor allem der Herstellungsprozess, der praktisch überall möglich und sehr energie- und ressourcensparend ist.
Bluu Seafood produziert echten Fisch umweltfreundlich
Ein weiteres Startup, das für den Aufschwung von Hamburg als Food-Standort steht, ist Bluu Seafood. Hier ist auf der Webseite noch Berlin als Standort im Impressum notiert, mittlerweile zieht es das Unternehmen ebenfalls an die Hanseatische Waterkant und eröffnet mit 25 Teammitgliedern in Altona auf circa 2.000 Quadratmetern einen neuen Standort. Bluu Seafood steht nicht für pflanzliche Alternativen zu herkömmlichen Fisch, sondern für eine alternative Produktionsweise. Es ist das erste Unternehmen Europas, das sich auf die kommerzielle Herstellung von zellbasiertem Fisch spezialisiert hat.
Zellbasierter oder kultivierter Fisch ist nachhaltiges, aus Fischzellen produziertes Fischfleisch, das im Bioreaktor gezüchtet wird. Es handelt sich um ein tierisches Produkt, das im Gegensatz zu wild gefangenem Fisch ohne Gefährdung des Tierwohls gewonnen wird. Nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen gelten schon heute rund 90 Prozent aller essbaren Fischbestände als maximal befischt oder überfischt, während die Nachfrage mit der wachsenden Weltbevölkerung immer weiter steigt. Bluu Seafood kann da mit in Hamburg kultiviertem Fischfleisch der belebten Sorten Lachs, Forelle und Karpfen helfen – wenn auch hier die EU-Zulassung erfolgt. Wie schon bei Mushlabs sind die umweltfreundlichen Produktionsbedingungen ein schlagendes Argument.
Beitragsbild: Sebastian Heinz (Foodboom) und Jochen Matzer (Red Robin) aus Führungsteam vom Food Harbour