Food City Austin: Trends und Impressionen von SXSW 2019
Das gerade zu Ende gegangene Festival South by Southwest (SXSW) hatte viele Themenschwerpunkte: Musik natürlich, die Digitalwelt, Film und einige mehr. In unserem heutigen Rückblick wollen wir uns auf das Thema Food konzentrieren, denn auch das spielte in Austin eine wesentliche Rolle, im Konferenzprogramm wie an jeder Straßenecke.
Wer auf Diät ist, sollte um Austin, Texas einen großen Bogen machen. Tacos gehören hier zu jeder Tageszeit zur Grundversorgung und Barbecue-Restaurants tischen gigantische Fleischportionen auf. Außerdem gibt es eine riesige Auswahl an Street Food. Überall stehen die Wagen mit Spezialitäten aus aller Welt, besonders geballt rund um das Convention Center und nahe der belebtesten Straßen, 6th und Rainey Street. Neben Leckereien beispielsweise aus Asien und der Tex-Mex-Küche ist dort für schlappe 17 US-Dollar auch ein Hummerbrötchen zu haben. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Üppig und abwechslungsreich war auch das Konferenzprogramm, das sich mit Food befasste. Jede Menge Zukunftsthemen standen da auf der Tagesordnung: „The future of…“ „Aquaculture“, „Food Meet Up“, „Wine“ oder gleich „Eating“ insgesamt. Dabei ging es sicherlich nicht um den nächsten Müsliriegel und ein weiteres Erfrischungsgetränk, sondern um die ganz großen Fragen, wie die Vermeidung von Müll und Verschwendung oder neue Wege in der Landwirtschaft. „Die Landwirtschaft, wie wir sie kennen, ist kaputt“, lautete eine radikale These. Eine weitere: „Mehr Menschen werden an schlechtem Essen sterben als an Seuchen.“
Proteinalternativen zu Fleisch boomen
Das mag übertrieben sein, aber die Notwendigkeit innovativer Produktionsmethoden und gesünderer Produkte ist unumstritten. Eine immer größere Rolle spielen dabei Proteinalternativen, denen sich unter anderem die Website newprotein.org widmet. Die Zahl der Unternehmen, die sich mit Fleischersatz beschäftigt, ist in den letzten Monaten weltweit geradezu explodiert. Längst gibt es nicht nur Sojaburger und Seitanwürstchen, nahezu jede Art von Fleisch oder Fisch lässt sich mittlerweile mithilfe von pflanzlichen Zutaten imitieren, selbst Kaviar oder Räucherlachs.
Dabei wird der Geschmack immer besser. Das sei der entscheidende Erfolgsfaktor, waren sich die Experten einig. Wenn etwas nicht schmeckt, kann es noch so gut für Umwelt und Gewissen sein, es wird nicht gekauft. Die nächste Hürde ist der Preis. Vor allem Fleisch aus Zellkulturen, ein weiterer Megatrend, ist zurzeit noch viel zu teuer für den Massenmarkt, auch ist hier die Energiebilanz noch nicht richtig abzuschätzen. Insgesamt herrschte aber in Austin der Optimismus vor, dass sich Proteinalternativen auf Dauer etablieren werden. Entsprechend groß ist in den USA inzwischen die Zahl der Investoren, die auf Food setzen. Erfreulicher Nebeneffekt: So kommen auch immer mehr Gründerinnen zu Geld, da diese in diesem Bereich besonders aktiv sind.
Der Kampf gegen invasive Arten geht durch den Magen
Was aber, wenn alles den Bach runtergeht? Damit beschäftigte sich ein Beitrag mit dem Titel „Food of the Dystopia: Beyond Bugs and Beans“. Die Apokalypse blieb allerdings weitgehend aus und Insekten gab es auch nicht zu essen. Die waren übrigens insgesamt kein großes Thema, zu groß seien noch die kulturell bedingten Widerstände in den westlichen Ländern. Stattdessen empfahl der Biologe Joe Roman, invasive Arten auf die Speisekarte zu setzen. Das sind Tiere, die aus fernen Ländern eingewandert sind und teilweise erhebliche Störungen in Ökosystemen verursachen. Als Beispiel nannte er den aus dem indopazifischen Raum stammenden Feuerfisch, der inzwischen die Karibik und die Südostküste der USA erobert hat.
Der soll recht gut schmecken, etwas fettig vielleicht. Dazu passt dann ein mit Grauwasser gebrautes Bier. Grauwasser ist fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser, wie es etwa beim Duschen, Baden oder Wäsche waschen anfällt. Es kann wiederaufbereitet bedenkenlos für die Lebensmittelproduktion verwendet werden. Die Half Moon Bay Brewing Company tut das und hat bei Bierverköstigungen gut damit abgeschnitten. ReGrainded wiederum nutzt die Getreideabfälle, die beim Bierbrauen anfallen, für die Herstellung von Müsliriegeln. Okay, waren die also doch Thema.
Dark Kitchen kochen für Lieferservices
Wie so vieles andere bei SXSW, etwa die Zukunft der Lieferservices, nicht zuletzt, weil Uber Eats als einer der Hauptsponsoren des Festivals auftrat. Hier wird das Angebot ebenfalls immer breiter, auch wenn es Grenzen gibt. So ist das Rätsel, wie man Pommes so knusprig wie frisch aus der Fritteuse liefert, noch nicht gelöst. Aber das kommt vielleicht bald, denn immer mehr Restaurants stellen sich auf den Trend ein. Sie verkleinern ihren Gastbereich und vergrößern ihre Küche, um Lieferdienste bedienen zu können. Sogenannte Dark oder Ghost Kitchen verzichten gleich ganz auf Gäste und kochen ausschließlich für den Außerhausverkauf auf einem Niveau, das deutlich über dem üblicher Pizzalieferanten liegt.
In der Food- und Gastrobranche tut sich also eine Menge. Wer sich über die neusten Trends informieren will, muss aber nicht extra nach Austin fahren. Das Food Innovation Camp am 20. Mai in der Handelskammer Hamburg ist dafür mindestens ebenso gut geeignet und hat mit nachhaltigen Non-Food-Produkten und Logistik weitere hochinteressante Themenschwerpunkte. Also, am besten gleich hier Tickets besorgen!
Traditionell haben Hamburger Startups auf dem South by Southwest Festival (SXSW) in Austin, Texas eine ausgezeichnete Figur gemacht. Hamburg Startups ist mittlerweile offizieller Partner der Veranstaltung und berichtet hier über die SXSW-Abenteuer der bisher größten von uns begleiteten Delegation, die wir vor Ort tatkräftig unterstützen. Möglich machen das unsere grandiosen Partner von der Deutschen Bank, Hamburg Invest, Beiersdorf , der Sutor Bank, Lufthansa Industries Solutions sowie EY und Vast Forward, bei denen wir uns ganz herzlich bedanken!