Floatility rollt der Zukunft der Mobilität entgegen
Was braucht ein Hamburger Startup, um so richtig durchstarten zu können: ein erfahrenes Team? Ein weltweit skalierbares Geschäftsmodell? Unterstützung von der Stadt? Etablierte Konzerne als Partner? Floatility mit seinen Elektrorollern hat das alles und damit beste Voraussetzungen ganz groß zu werden.
Die Sonne scheint und der Weg zur Arbeit ist nicht weit, zwei Kilometer vielleicht, höchstens drei. Ideale Voraussetzungen eigentlich für einen kleinen Fußmarsch, doch die meisten greifen dann doch wieder auf das Auto zurück und ärgern sich über verstopfte Straßen. Oder steigen demnächst auf einen efloater, einen extraleichten Elektroroller, und flutschen mit 20 km/h entspannt durch das schöne Hamburg oder das auch nicht zu verachtende Singapur.
Die Idee zu dem neuen Mobilitätskonzept kam Oliver Risse in dieser südostasiatischen Metropole. Seit zehn Jahren lebt dort ebenso wie in Hamburg, hat in dem Stadtstaat das Asian Headquarter von Conergy mit aufgebaut und für ein Venture Capital-Unternehmen gearbeitet, das sich auf erneuerbare Energien und Mobilität spezialisiert hat. Gerade letzteres Thema ist in ganz Asien brandaktuell, stehen die Megacities dort doch regelmäßig kurz vor dem Verkehrsinfarkt.
Am Anfang stand der Kinderroller der Tochter
Gesucht war also ein platzsparendes, leicht zu bedienendes und umweltfreundliches Verkehrsmittel. Der Kinderroller von Olivers Tochter war dann der entscheidende Auslöser: Warum so ein Gerät nicht auch für Erwachsene entwickeln, allerdings mit Elektroantrieb, denn in der tropischen Waschküche Singapurs sollte man jede schweißtreibende Anstrengung vermeiden. Das war die Geburtsstunde von Floatility.
Nun lässt lässt sich ein Elektrofahrzeug in der Theorie genauso leicht entwickeln wie eine App, praktisch ist der Aufwand um ein Vielfaches größer, und ohne erfahrende und finanzstarke Partner geht das gar nicht. Zwei Personen möchte Oliver in diesem Zusammenhang besonders gerne hervorheben: Sebastian Hess, den Produktdesigner, der den efloater entwickelt hat. Und Norbert Fechter, Director bei IDIC, einer Firma mit schwäbischen Wurzeln, die in Indonesien die Einzelteile für den efloater produziert.
Floatility ist gleichermaßen in Hamburg wie in Singapur beheimatet
Zusammengebaut werden die Flitzer dann in Hamburg, denn das Projekt war von Beginn an so ausgerichtet, dass es auf zwei Kontinenten funktioniert, mindestens. Um das Europageschäft kümmert sich hauptsächlich Daniel Priem und hat sich dabei vor allem mit rechtlichen Fragen auseinanderzusetzen. Die Straßenverkehrsordnung greift da, EU-Recht und einiges mehr. Klingt anstrengend, doch Daniels erfreuliches Fazit: In Österreich und der Schweiz könnte Floatility jederzeit loslegen, und auch in Hamburg zeigen die Daumen nach oben.
Wenn alles optimal läuft, fällt der Startschuss noch in diesem Sommer. Um die 100 efloater könnten dann das Straßenbild bereichern, in der Anfangsphase vor allem in der Hafencity und im Innenstadtbereich. Feste Stationen wird es nicht geben, Nutzer können die Roller per App orten, losfahren und einfach am Zielort wieder abstellen. Dank ausgeklügelter Software weiß Floatility immer, wo sich die efloater befinden und wie der Ladestand der Batterien ist. Die Akkus kommen übrigens von dem Hamburger Unternehmen Battery-Kutter und können auch an Solarstationen aufgeladen werden.
Hohe Flexibilität dank Leichtbauweise
Mit der Zeit lassen sich dann Nutzungsprofile erstellen, die es leichter machen, die Standorte der Roller zu optimieren. Dank der Leichtbauweise lassen sich die Roller nämlich problemlos in zusammengeklapptem Zustand von A nach B transportieren, mit einem Lastenfahrrad (und auch in die U-Bahn können Nutzer das Gefährt mitnehmen). Praktisch anwendbar ist das auch bei großen Events, wo ein erhöhter Bedarf absehbar ist. Dann stehen beispielsweise an einem Tag mehr efloater vor dem Messegelände als üblich, und am nächsten Tag dann in Hafennähe, wenn dort ein Kreuzfahrtschiff einläuft.
Entscheidend für diese Flexibilität ist das leichte Material. Im Gegensatz zu vergleichbaren Fahrzeugen besteht der efloater zu 80 % aus Kunststoff, und der Anteil soll möglichst noch erhöht werden. Als wichtigster Entwicklugspartner konnte dafür BASF gewonnen werden, und das verlief herrlich unkompliziert; Oliver sprach mitdem schon erwähnten Norbert Fechter über seine Idee, der kannte jemanden bei BASF, den er dafür begeistern konnte, und relativ schnell war der multinationale Chemiekonzern im Boot. Heute sind fünf BASF-Abteilungen auf zwei Kontinenten bei Floatility dabei.
So konnte die Entwicklung des efloaters, finanziert auch durch Privatinvestoren und die IFB, gut vorangehen. Eine der Herausforderungen war es, das Material für extreme Wetterverhältnisse tauglich zu machen: einerseits die tropenfeuchte Hitze Singapurs, andererseits nordeuropäische Winterkälte. Seit Oktober 2015 liefen deshalb intensive Tests, die zu weiteren Verbesserungen führten.
Diese in die Produktion einfließen zu lassen und rechtzeitig fertig zu werden ist jetzt fast schon das größte Problem. Die Software ist voll funktionsfähig, auch dank der namhaften Partner IBM, Cisco und Autodesk, die Genehmigung steht, in Singapur sowieso, in Hamburg so gut wie, und die Nachfrage ist da, da ist sich Oliver sicher. Drücken wir also die Daumen, dass Floatility auch die letzten Hürden noch nimmt, damit wir bald alle entspannt mit dem efloater durch die Hafencity rollen können.
Und wer noch mehr über Floatility erfahren möchte: Am 9. Mai erzählt Oliver Risse seine Geschichte beim Mixer von Hamburg Startups. Hier gibt es die Karten, und das Kommen lohnt sich natürlich sowieso!
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