Flexvelop macht Neugeräte per Handy leasebar
Junge Unternehmen in der Gastronomie und vielen anderen Branchen benötigen von Beginn an eine Vielzahl an Geräten, haben aber oft nicht das Geld sie zu kaufen. Das Startup Flexvelop bietet nun eine Alternative: Leasing. Für den Vertragsabschluss braucht man nicht viel mehr als ein Smartphone.
Kennengelernt haben sich Dr. Hans-Christian Stockfisch, Hans-Christian Mergel und Dr. Ephraim Robbe bei der Marine. Dort hatten sie sich für zwölf Jahre verpflichtet und nach ungefähr der Hälfte der Zeit wurde ihnen klar, dass sie gern etwas zusammen gründen würden. Hans-Christian Stockfisch hatte über seine Tätigkeit bei einer Investmentfirma Ende 2017 ein australisches Unternehmen kennengelernt, das sich auf eine besondere Form von Leasing spezialisiert hat.
Franchise – oder lieber gleich selber gründen
Zurück aus Australien, überlegte er, ob sich daraus ein Franchise-Modell in Deutschland aufbauen ließe, oder ob er das Konzept mit einer eigenen Gründung umsetzen sollte. Ein wichtiger Impuls kam vom anderen Hans-Christian, der an einem Pizzalieferservice beteiligt war. Daher kannte er ein grundlegendes Problem der Gastronomie: den Bedarf an kostspieligen Maschinen und Geräten bei gleichzeitig knapper Kasse.
Abhilfe schaffen könnte das bereits angedeutete australische Leasingmodell. Es bezieht sich nämlich auf Geräte, die normalerweise nur zum Kauf angeboten werden. Das kann zum Beispiel die professionelle Kaffeemaschine sein oder eine Dunstabzugshaube. Gerade zum Unternehmensstart fehlt aber Gastronomen das Geld für solche Ausgaben, und Banken sind bei Krediten sehr zurückhaltend.
Ein großes Softwareunternehmen als Aufbauhelfer
Dieses Problem will jetzt Flexvelop lösen, das Startup der drei Ex-Soldaten. Dabei hilft ihnen als weiterer Mitgründer Sebastian Deutsch mit seinem Bochumer Softwareunternehmen 9elements. Das beschäftigt über 70 Mitarbeiter und hat schon für Kunden wie Deutsche Bank, IBM oder Microsoft gearbeitet. Dadurch bekommt das Startup nicht nur eine gewisse finanzielle Absicherung, die gerade in diesen Tagen viel wert ist, sondern vor allem das notwendige technische Know-how.
Flexvelop möchte seinen Kunden die Sache nämlich so schnell und einfach wie möglich machen und hat dafür eine digitale Lösung entwickelt. Konkret läuft das so ab: Ein Gastronom, um in der Branche zu bleiben, geht zum Händler seines Vertrauens, um sich über einen neuen Pizzaofen zu informieren. Das Angebot ist verlockend, aber momentan nicht zu bezahlen. Da macht der Händler den Vorschlag, den Ofen einfach zu leasen, und zwar ganz unbürokratisch mit einem Vertragsabschluss per Handy.
Der Vertragspartner im Hintergrund ist dann natürlich Flexvelop. Das Startup kauft das gewünschte Gerät und vermietet es an den Nutzer weiter. Der Händler hat dabei keinerlei Risiko und muss vom Verkaufspreis auch keine Provisionszahlung abziehen. Der Kunde hat eine Bonitätsprüfung zu überstehen und 10 % des Bruttopreises als Kaution zu zahlen. Danach wird eine wöchentlich berechnete Leasinggebühr fällig. Nach zwölf Monaten kann der Kunde entscheiden, ob er den Pizzaofen kaufen oder abstoßen oder den Vertrag wochenweise verlängern möchte.
Flexvelop steht gerade erst am Anfang
Der Service gilt für Geräte im Wert zwischen 300 und 10.000 Euro, was das Ausfallrisiko im Einzelfall in Grenzen hält. Gegründet wurde Flexvelop schon Anfang 2018, die Entwicklung der Software war allerdings erst Ende 2019 beendet. Viele Leasingverträge konnte das Startup daher noch nicht abschließen, was sich aktuell aber sogar als Vorteil erweist. Die Gastronomie ist von der Corona-Krise bekanntlich besonders stark betroffen und die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit entsprechend hoch.
In Zukunft will sich Flexvelop noch breiter aufstellen. Kooperationen mit Händlern von Büroausstattung, vom Drucker bis zu Möbeln, gibt es bereits. Geplant sind auch Geräte für Fitnessstudios und Arztpraxen. Bei wachsenden Umsätzen wird das Startup die Konditionen zugunsten der Leasingkunden noch verbessern können. Es lohnt sich immer nachzurechnen, ob ein Kauf auf Kredit am Ende nicht günstiger kommt. Das ergibt vor allem dann Sinn, wenn man das Gerät auch definitiv deutlich länger nutzen wird als zwölf Monate. Ist das nicht der Fall, bietet Flexvelop die flexiblere Alternative.