Drei Treffer bei der Fintech Safari in Hamburg
Der große Spaß bei einer normalen Safari ist es, seltene Tiere ausfindig zu machen und dann – hoffentlich nur mit der Kamera – abzuschießen. Die Erfolgsaussichten sind jedoch ungewiss. Bei der Fintech Safari im Mittwoch waren dagegen drei Treffer garantiert. Auf dem Programm standen Besuche bei Exporo, FinGym und Nitrobox.
Wer bei einer Safari ans ersehnte Ziel kommen möchte, muss manchal einige Erschwernisse in Kauf nehmen. Die Fintech Safari, organisiert vom Finanzplatz Hamburg e.V., startete allerdings ganz bequem am betahaus, dem Zentrum der Fintech Week. Zwei Kleinbusse der Firma Waterkant Touren fuhren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Jounalisten- und Blogger-Szene zuerst in die Hafencity zu Exporo im Vespucci Haus. Aufgrund eines Wasserschadens, der zwischenzeitlich die Heizung und die komplette Stromversorgung lahmgelegt hatte, funktionierte dort der Fahrstuhl immer noch nicht. Also ging es zu Fuß erst in den fünften, dann in den siebten Stock.
Exporo ist der Platzhirsch bei digitalen Immobilien-Investments
Belohnt wurde diese kleine Anstrengung mit einem grandiosen Ausblick auf die Elbphilharmonie und mit der Geschichte eines echten Platzhirsches. Exporo ist nämlich der unangefochtene Marktführer im Bereich Crowdinvesting von Immobilien. Der Marktanteil des Unternehmens in Deutschland nähert sich der 70 %, wie der Vorstandsvorsitzende Simon Brunke berichten konnte. Weitere Erfolgszahlen: 79 abgeschlossene Projekte mit über 950 Millionen Euro Volumen. Über 102 Millionen Euro vermitteltes Kapital, mit einer Wachstumsrate von 577 % im Vergleich 2017 zu 2016. Mehr als 16 Millionen Euro bereits zurückgezahltes Kapital. Mittlerweile 82 Mitarbeiter.
Und das soll erst der Anfang sein. Exporo will weg vom reinen Crowdinvesting, bei dem Privatanleger schon ab 500 Euro dabei sein können. Eine Bafin-Lizenz ist beantragt, die den Einstieg in den voll regulierten Markt ermöglicht. Exporo kann dann mit erstrangigen Darlehen agieren. Für die Anleger bedeutet das noch mehr Sicherheit und Flexibiliät. Auch sonst hat das Fintech-Startup noch einige Ideen in der Entwicklung, damit das rasante Wachstum weitergehen kann. Wir werden das weiter beobachten.
FinGym kümmert sich um Weiterbildung in Finanzangelegenheiten
Erklärtes Ziel jeder Safari in Afrika sind die „Big Five“: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard. Den Begriff „Big Five“ gibt es aber auch in der Psychologie. Dort bezeichnet er die fünf Hauptdimensionen der Persönlichkeit: Aufgeschlossenheit, Gewissenhaftigkeit, Geselligkeit, Verträglichkeit und Neurotizismus. Womit wir bei einem Thema wären, mit dem sich auch FinGym beschäftigt. Dieses Startup ist selbst noch kein großes Tier. „Eigentlich gibt es uns noch gar nicht“, erklärte Gründer Thorsten Borek.
Dennoch handelt es sich bei FinGym nicht um ein fiktives Fabelwesen, sondern um ein konkretes Projekt mit dem Ziel, Weiterbildung in Finanzdingen für jedermann zu ermöglichen. Wie das am besten funktionieren kann, daran arbeitet das Startup schon fast zwei Jahre und hat dabei schon so einiges ausprobiert (siehe auch unseren Beitrag vom Juli 2016). Jetzt steht ein digitaler Coach, ein Chatbot, in den Startlöchern. Mit ihm lässt sich bald ein fünfstufiger Finanz-Trainingsplan umsetzen. Im Januar soll es losgehen, Betatester werden noch gesucht.
Um die Orientierung im Finanzdschungel zu erleichtern, werden zudem gerade verschiedene Persönlichkeitstypen auf wissenschaftlicher Basis definiert, die über das Big Five-Modell hinausgehen. Dringend Geld verdienen muss FinGym vorerst nicht, denn es handelt sich dabei um eine eingetragene Marke der XO Projekts GmbH, die Innovationsberatung für Unternehmen wie Beiersdorf macht. Die Finanzschulung, die FinGym anbieten wird, wird sich übrigens nicht nur komplizierte Anlageformen drehen. Manchmal bringen schon kleine Änderungen im Alltag eine Menge ein. Früher hat sich Thorsten zwei Kaffee am Tag bei Starbucks gegönnt. Kleines Geld, dachte er. Bis er sich klarmachte, dass aufs Jahr gerechnet für eigentlich überteuerten Kaffee ein vierstelliger Betrag draufging, der viel besser in einer Urlaubsreise angelegt wäre. Eine Erkenntnis, gut für die Reisekasse, nicht so gut für Starbucks.
Die Nitrobox macht E-Commerce einfacher
Und schon stand die letzte Etappe der Safari an. Von der Moorweidenstraße, dem Standort von FinGym, ging es zum Hofweg. Dort hat sich in einem Altbau Nitrobox niedergelassen, ist aber schon wieder auf der Suche nach neuen Büroräumen, denn das momentan zwölfköpfige Team befindet sich in einer Phase erfreulichen Wachstums. Gesucht werden vor allem Java-Entwickler. Nitrobox ist nämlich ein Softwareunternehmen und kümmert sich um die Probleme, die bei der Abrechnung im E-Commerce enstehen.
Vor allem im Debitorenmanagement gab es vor ein paar Jahren noch kein wirklich zufriedenstellendes System, jedenfalls aus der Sicht der Gründer Henner Heistermann und Sven Grimminger, weshalb sie 2012 Nitrobox an den Start brachten. Ursprünglich sollte das Unternehmen Whitebox heißen, doch das klappte aus rechtlichen Gründen nicht. „Nitro“ hat keine tiefere Bedeutung, klingt aber gut. Was das Startup macht, wird auf der Webseite als „Autonome E-Commerce Abrechnung“ bezeichnet. Bestellungen, Zahlungen und Kundendaten werden sicher an die Nitrobox übertragen. Diese führt dann alle Schritte, von der Rechnungserstellung über die Zahlungseingangskontrolle bis zum Mahnwesen, eigenständig durch. Am Ende erhalten die Kunden die fertige Debitorenbuchhaltung in ihre Hauptbuchhaltung übertragen.
Die im Regelfall über die Cloud realisierte Lösung beinhaltet viele Funktionen und Details, die nicht nur, aber besonders für große Unternehmen interessant sind. Der im Juli 2016 in Team gekommene Geschäftsführer Werner Nelz-Böttcher, zuständig für Sales und Business Development, befindet sich gerade in Gesprächen mit mehreren Automobilherstellern. Namen konnte er noch nicht verkünden, aber die Erfolgschancen stehen wohl nicht schlecht. Vielleicht kann er bei einer zukünftigen Fintech Safari mehr verraten. Diese ging mit der Rückfahrt zum betahaus zu Ende, und mit der für Kenner nicht neuen, aber immer wieder erfreulichen Erkenntnis: Hamburg und Fintech, das passt einfach.
Beitragsbild: die Safari-Gruppe auf der Dachterrasse von Exporo (Foto:Kathrine Uldbæk Nielsen/Fintech Week Hamburg)
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!