Finstep versorgt junge Leute mit finanzieller Bildung
In der Schule lernen junge Leute allerhand mehr oder weniger nützliche Dinge. Der Umgang mit Geld steht allerdings kaum auf dem Lehrplan, obwohl einen das Thema das ganze Leben lang beschäftigt. Das Startup Finstep möchte mit einer App diese Wissenslücke schließen und hat von Beginn an einen Investor an Bord.
Ursprünglich stamm Christian Binder aus der Bodenseeregion, studiert hat er Wirtschaftswissenschaften zunächst in Münster, doch seine Traumstadt war immer Hamburg. Durch seinen Masterabschluss an der Leuphana Universität Lüneburg kam er ihr schon ziemlich nahe. Den Sprung an die Elbe und zugleich in die Startup-Welt schaffte er durch einen Job bei FINZTEP, einer Plattform für Immobilieninvestments. Die konnte sich am Markt leider nicht durchsetzen. Also setzte er eine berufliche Karriere zunächst bei der Investmentfirma REA Ventures und der auf Social Media spezialisierten Marketingagentur WeCreate fort, hatte aber stets im Hinterkopf, einmal ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Der Bedarf an finanzieller Bildung ist groß
Mit seiner Idee, jungen Menschen vermeintlich dröge und komplizierte Themen aus der Finanzwelt auf unterhaltsame Weise näher zu bringen, stieß er bei seinem Arbeitgeber REA Ventures auf offene Ohren. Das Unternehmen fungiert bei Finstep wie ein Company Builder und sorgt für finanzielle Sicherheit und planbare Kontinuität. Nach der offiziellen Gründung im Januar standen zunächst Befragungen der Zielgruppe auf der Tagesordnung, also primär Jugendliche zwischen 12 und 18. Schnell stellte sich heraus, dass der Bedarf an Aufklärung über Finanzthemen definitiv groß ist. „Wie Miete ich eine Wohnung?“ „Wie funktioniert ein Vertrag?“ Solche und ähnliche Fragen treiben viele um, doch verständliche Antworten sind nicht so leicht zu finden.
Bei Finstep wird der Zugang in die Finanzwelt durch Animationsvideos und spielerische Elemente wie Quiz erleichtert. Wer das Lernprogramm zu Themen wie Immobilienwirtschaft oder Steuern gewissenhaft durchzieht, kann Punkte sammeln, die sich gegen Belohnungen eintauschen lassen. Einige Elemente erinnern an das Sprachlernprogramm Duolingo. Ein weiteres zentrales Angebot der App ist ein Tracker, der den Zwischenstand beim Erreichen eines finanziellen Ziels anzeigt. Diese Funktion animiert zum Sparen, um sich dann zu einem bestimmten Zeitpunkt einen kleinen Traum zu erfüllen. Der sollte sich in einem realistischen Rahmen bewegen, also eher kein Ferrari, aber vielleicht eine Spielekonsole. Bei der Zielerreichung hilft eine weitere Funktion, nämlich eine Ausgabenübersicht. Gerade junge Leute haben häufiger ihre Ausgaben nicht im Griff und verschulden sich, weshalb dieses Angebot innerhalb der App besonders hilfreich sein sollte.
Finstep ist keine Bank
Den ersten Prototyp einer Web-App hatte Finstep im September 2022 fertiggestellt, genau ein Jahr später war dann offiziell die Smartphone-App erhältlich. Bis heute nur für Apple, aber eine Android-Version ist fest eingeplant. Momentan ist die Nutzung noch komplett kostenfrei, Geld verdienen möchte das Startup in Zukunft vor allem durch Kooperationen mit Banken. Finstep selbst tritt ausdrücklich nicht als Neobank in Erscheinung, im Gegensatz zu Ruuky, das 2021, damals noch unter dem Namen pockid, mit großen Ambitionen gestartet war und im Frühjahr 2023 den Betrieb vollständig einstellen musste. Eine eigene Bank aufzubauen ist mit großem Aufwand verbunden. Finstep hält dagegen sein Angebot und damit die Kosten bewusst schlank und setzt vielmehr darauf, seine Kernkompetenzen weiter auszubauen.
In diesem Zusammenhang ist auch die öffentliche Vorstellung des Beirats im November 2023 zu verstehen. Ihm gehören der Open-Banking-Experte Lars Markull, die auf digitale Bildung spezialisierte Gründerin Dr. Diana Knodel, Unternehmerin Marlis Jahnke und Nils Lensch-Franzen vom Investor REA Ventures an. Für Finstep relevantes Know-how ist da also reichlich vorhanden. Das gilt auch für die redaktionellen Inhalte, die übrigens werbefrei und daher ohne konkrete Produktempfehlungen gestaltet sind. Das Konzept erinnert an ein anderes Hamburger Startup, Invest it!, bei dem es sich allerdings um einen eingetragenen Verein ohne kommerzielle Interessen handelt.
Finstep strebt dagegen wirtschaftlichen Erfolg an und hofft dabei neben den Banken, die ihrer jungen Kundschaft die App als zusätzlichen Service anbieten können, auf Eltern, die ihrem Nachwuchs beim Umgang mit Geld helfen wollen. Ob die tatsächliche Nachfrage so groß ist wie der zweifellos vorhandene Bedarf, wird sich zeigen. Bleibt zu hoffen, dass ein Startup, das Finanzwissen vermittelt, seine eigenen Hausaufgaben richtig gemacht hat.
Bilder: Finstep