Findeling stärkt den lokalen Einzelhandel
Onlineshopping ist bequem und praktisch, aber ein Einkaufsbummel durch kleine, originelle Läden macht einfach noch mehr Spaß. Nur sind die echten Perlen des Einzelhandels oft gar nicht so leicht zu finden. Zum Glück gibt es Findeling, das die Suche ganz einfach macht. Wir verraten Euch, wie das funktioniert und welche zusätzliche Geschäftsidee das Hamburger Startup entwickelt hat.
Es war die neunzigjährige Nachbarin von Katharina Walter und Florian Schneider, die einen entscheidenden Anstoß gab. Die alte Dame wunderte sich, dass das Treppenhaus ständig voll war mit im Internet bestellten Paketen, wo doch eine Stadt wie Hamburg so viele gute Einkaufsmöglichkeiten hat. Dem konnten Katharina, die Wirtschaftspsychologie studiert hat, und der Wirtschaftsinformatiker Florian im Prinzip nur zustimmen. Allerdings wussten sie aus eigener Erfahrung, wie bequem Einkaufen im Internet ist und wie mühsam es sein kann herauszufinden, in welchen Läden es welche Produkte zu kaufen gibt.
Findeling ist kein Onlineshop
Um diese Wissenslücke zu füllen, entwickelten sie Findeling. Findeling, erhältlich als App für Android und iOS sowie im Web, sieht auf den ersten Blick aus wie ein Onlineshop. Das ist es aber natürlich nicht, denn genau dazu soll die Plattform ja eine Alternative darstellen. Findeling ist eher eine Art Social Media für den lokalen Einzelhandel. Kleine Läden, wie es sie überall in der Stadt gibt, können dort ihre neuesten Produkte und Angebote präsentieren. Die lassen sich nach verschiedenen Kriterien filtern, etwa nach Lage oder Kategorien. Eine gezielte Suche nach einer Marke ist ebenso möglich wie ein virtueller Bummel beispielsweise durch Modegeschäfte, zusammengestellt von beliebten Bloggern.
Wer dann auf eines der Bilder mit einem besonders schönen Kleidungsstück klickt und glaubt, da müsse es doch irgendwo eine Bestellfunktion geben, hat Findeling noch nicht ganz verstanden. Die meisten der inhabergeführten Läden verkaufen grundsätzlich nicht über das Internet, sondern nur direkt vor Ort. Vor und nach dem Start im Frühjahr 2015 haben Florian und Katharina so ziemlich jedes originelle Geschäft in ihrer näheren und weiteren Umgebung abgeklappert, um ihre Idee vorzustellen. Die stieß auf breite Zustimmung, zumal die einmalige Teilnahmegebühr, die inzwischen bei 100 bis 200 Euro liegt, keine großen Löcher in die Kasse reißt.
Alles läuft gut, aber…
Angefangen hat Findeling in Hamburg, ab 2016 kamen Berlin, Düsseldorf, Köln und München hinzu, Frankfurt wird 2018 folgen. Das Aufspüren der Läden an den verschiedenen Standorten übernehmen jeweils Werkstudenten. In einer Schweizer Stadt ist ein von der öffentlichen Hand gefördertes Pilotprojekt zur Stärkung des lokalen Einzelhandels auf dem Weg. Zurzeit sind rund 1.000 Läden registriert, bis Ende des Jahres sollen es möglichst 2.000 werden. Das Interesse auf Verbraucherseite ist sowieso vorhanden. Im Schnitt nutzen pro Monat 40.000 Personen (Unique Visitors) den Service, zur Weihnachtszeit noch deutlich mehr. Alles prima also bei Findeling, oder?
Ja und nein, denn bei all den erfreulichen Zahlen und dem stetigen Wachstum wurde dem Gründerduo, das auch privat ein Paar ist, schon Mitte 2016 klar: Für einen dauerhaften finanziellen Erfolg reicht ihr Geschäftsmodell nicht. Zum Glück ließ die Lösung des Problems nicht lange auf sich warten. Immer wieder kamen Hersteller auf Findeling zu und wollten Werbung schalten oder Daten kaufen. Sie suchten nämlich nach geeigneten Läden für ihre Produkte. Da können wir gern helfen, sagten Katharina und Florian, und gründeten ein weiteres Startup: Fairling.
Fairling schließt die Lücke
In Fairling steckt das englische Wort für Messe, denn Messen waren bisher die geeignetsten Orte für Anbieter, ihre richtigen Geschäftspartner zu finden. Richtig effizient ist diese Herangehensweise allerdings nicht, und obendrein ziemlich teuer. Dank Fairling erhalten die bei Findeling gelisteten Einzelhändler jetzt gezielt Informationen über Produkte, die für sie interessant sein könnten. Algorithmen, die laufend optimiert werden, helfen dabei, dass die Trefferquoten immer höher ausfallen – und damit die Einnahmen für das Startup, denn die sind erfolgsabhängig.
Über 100 Produktanbieter nutzen inzwischen den Service von Fairling, und die stammen nicht nur aus Deutschland. Ein freier Mitarbeiter ist beispielsweise in Dänemark auf Kundensuche, denn dänisches Design hat hierzulande einen guten Ruf, und Deutschland ist ein bevorzugter Markt für skandinavische Hersteller. Das Verkaufsteam soll ausgebaut werden, auch international, weshalb Findeling/Fairling auf der Suche nach Investoren ist. Die sollen vor allem mit dem hohen Wachstumspotenzial überzeugt werden. Die Akquise der ersten Kunden war noch ein hartes Stück Arbeit, inzwischen tritt aber ein erfreulicher Netzwerkeffekt ein. Händler und Produktanbieter empfehlen sich untereinander und gegenseitig, Konkurrenzdenken spielt da eine geringere Rolle als befürchtet. Eines verbindet schließlich alle: Ihre Liebe zu kleinen Shops, und ihr Wunsch, den lokalen Einzelhandel zu stärken und noch lange zu erhalten.
Beitragsbild: Findeling
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