Höhle der Löwen – die finale Show des Jochen Schweizer
Ein Casino für die Weihnachtsfeier, Strumpfhosen, die eine Drahtbürstenbehandlung überstehen und eine Probierbox mit allerlei Leckereien – in der letzten Folge der aktuellen Staffel von „Die Höhle der Löwen“ gab es wieder einen Kessel Startup-Buntes. Und mit Susi Leyck von Gesund & Mutter war auch eine Kandidatin aus Hamburg dabei. Gleichzeitig war die Sendung der letzte Auftritt von Jochen Schweizer als Löwe.
Männliche Gründer, das sind doch so Schluffies mit Hoodie und schlecht sitzenden Jeans? Nicht die Jungs von Casino4Home, unter ihnen ein professioneller Pokerspieler. Die kommen standesgemäß mit Smoking und Fliege in die Höhle, um ihre mobilen Mietcasinos vorzustellen. Dafür bitten sie die Löwen an einen Roulettetisch, um ein bisschen zu zocken – allerdings nicht um echtes Geld. Darum geht es bei Casino4Home nie, denn die Feiern aller Art (besonders beliebt: Weihnachten), die das Unternehmen ausstattet, sollen schließlich nicht mit dem Bankrott der Gäste enden.
Obwohl, um echtes Geld geht es den Gründer heute durchaus, auch wenn ihnen die Expertise nach eigener Aussage noch wichtiger ist. Frank Thelen will beides nicht einbringen, weil sich keinen erfolgreichen Exit vorstellen kann, und ist raus. Ähnlich sehen es die anderen, nur Jochen Schweizer bleibt dran. Schließlich habe er vor 25 Jahren ganz ähnlich angefangen, mit Bungee Jumping. Jetzt bietet er 50.000 Euro und will dafür 25,1 % an der neu zu gründenden GmbH. Deal!
Jochen Schweizer jetzt auch als Power Shake
Es folgt eine weitere Erfolgsgeschichte des bescheidenen Tausendsassas Jochen Schweizer, der ruhig mal wieder erwähnen könnte, dass er Erlebnisse verkauft. Stattdessen sehen wir, dass das Fruchtpulver-Startup Frooggies über 50.000 Dosen in einer Woche verkauft und einen neuen „Protein Power Shake“ im Programm hat. Für den hat Schweizer sogar seinen Namen und sein Gesicht auf der Verpackung zur Verfügung gestellt. Selbstlos, wie er ist.
Als frisch gebackene Mutter hast du 25 Stunden am Tag zu tun, da bleibt keine Zeit, sich was Gesundes zu kochen. Und wirklich geeignete Fertiggerichte speziell für stillende Frauen gibt es auch nicht, weiß die Hamburgerin Susi Leyck aus eigener Erfahrung. Um das zu ändern, hat sie sich einen kompetenten Koch gesucht und mit ihm zusammen insgesamt 10 verschiedene Mahlzeiten für die Marke Gesund & Mutter entwickelt. Und weil die auch allen Nichtmüttern jeden Geschlechts schmecken, gibt es die Gerichte auch unter dem Label Fein & Fertig. Dazu in Planung: vegane Fertigprodukte. Den Löwen erscheint diese Strategie zu beliebig und nicht ausgereift. Und der Endkundenpreis von 8,50 Euro schmeckt ihnen überhaupt nicht. „Zu teuer“, meint auch Frank Thelen, der am meisten Interesse zeigt und mit Little Lunch auf dem Markt schon erfolgreich ist. So gibt es leider keinen Löwenanteil für Susi, dafür mehr über Gesund & Mutter in unserem Interview.
Wenn Designer als Unternehmer in die Höhle kommen, ist bei den Löwen meist Skepsis angesagt. Ob die wohl ihre betriebswirtschaftlichen Hausaufgaben erledigt haben? Zumindest bei ihrem Produkt, besonders strapazierfähigen und zugleich modischen Strumpfhosen, haben Pia Buck und Daniel Moser von Bataillon Belette ziemlich viel richtig gemacht. Der Livetest an den Beinen von Judith Williams mit einer Drahtbürste beweist: Ihre herkömmliche Strumpfhose bekommt sofort eine Laufmasche, die von Bataillon Belette nicht. Eigentlich ein perfektes Produkt für die Teleshoppingqueen, aber manchmal scheint es, als suche Williams händeringend nach einem Argument, um nicht investieren zu müssen. Heute ist es der Schnitt; nach oben zu kurz, um den Bauchnabel zu bedecken. Da Ralf Dümmel sowieso keine Strumpfhosen trägt, hält ihn das nicht davon ab, ein Angebot abzugeben: 60.000 Euro für 20 %. Das nimmt das Paar ohne sich zu beraten an.
Ralf Dümmel bringt schon wieder Menschen zum Weinen
Zeit für die inzwischen fast schon zur Gewohnheit gewordenen Freudentränen bei einem Dümmel-Deal. Die Schwester des Gründers von Pannenfächer hatte ihre Privatrente in die Produktentwicklung gesteckt, jetzt hat sie das Geld wieder zurück und noch viel mehr. Ein paar Zahlen: 30 Millionen Prospekte gedruckt, 200.000 Stück an den Einzelhandel geliefert, zwei Millionen Euro Umsatz erreicht.
Und noch ein Gründer mit Fliege. Wird das ein neuer Trend? Eher nicht, denn dafür wirkt Niklas Weisel zu verspult. Dabei ist seine Idee, die er unter dem Namen Botanic Horizon vorstellt, durchaus vielversprechend. Er züchtet Pflanzen – Blumen ebenso wie Kräuter und Salat – an Schnüren, die mit einer Nährstofflösung bewässert werden. Das Ergebnis sind quasi hängende Gärten. In der Antike gehörte sowas zu den Sieben Weltwundern. Niklas träumt zumindest von der Weltmarktführerschaft, doch bis dahin ist der Weg noch weit; fünf Produkte hat er bisher verkauft. Also nicht fünf verschiedene Produkte in welcher Zahl auch immer, sondern exakt fünf Stück (Seine eigene Unternehmensbewertung: drei Millionen Euro). Ungeklärt ist zudem die Frage, wie die Schnurgärten genügend Licht bekommen. Da ist auch Carsten Maschemeyer, der ausgiebig erzählt, was für ein großer Gartenliebhaber er ist, wie alle anderen raus.
Für Demonstrationszwecke zumindest eignet sich Judith Williams prächtig, bei den Studybees muss sie schon wieder ran. Viel zu tun hat sie allerdings nicht. Als 22-jährige Studentin sitzt sie an einem Tisch und bekommt auf diesen eine Schubkarrenladung Bücher geknallt. Symbolisch für die Überforderung, mit der viele Studierende zu kämpfen haben. Die Studybees wollen das ändern und vermitteln Tutoren und Crashkurse über ihre Plattform. Die Vermittlung von Nachhilfekräften ist dabei für alle Beteiligten kostenlos, um „ein schlechtes Gefühl zu vermeiden“, heißt es von Seiten des Gründerteams. „Das ist ja wirklich Blödsinn“, ereifert sich Frank Thelen, und auch die anderen Löwen sehen in diesem Prinzip kein Geschäftsmodell. Die Studybees gehen ohne Deal aus der Löwenhöhle und haben daraus anscheinend gelernt: Auf ihrer Webseite liegt der Schwerpunkt jetzt ganz eindeutig auf den kostenpflichtigen Crashkursen.
Ein Handtuch aus Hamburg erobert die Welt
Rückblick, Teil 3, dieses Mal auf das Hamburger Erfolgsprodukt Towell+. Dass es im Internet auch Beschwerden wegen der Qualität gegeben hat, erwähnt der Bericht nicht. Die Mängel sollen auch nur bei einem kleinen Teil der Auflage aufgetreten und inzwischen behoben sein. Es macht ja auch mehr Spaß zu verkünden, dass von dem Sporthandtuch innerhalb weniger Tage 380.000 Stück gekauft wurden und die internationale Nachfrage so groß ist, dass der Ansturm gerade so bewältigt werden kann.
Diese letzte Folge der dritten Staffel ist mal wieder besonders lang geraten, doch jetzt steht tatsächlich der letzte Pitch der Saison auf dem Programm. Und der hat noch einmal eine Menge von dem, was die Sendung so erfolgreich macht: einen engagierten Gründer, investitionsbereite und streitlustige Löwen und vor allem lecker Essen. Try Foods bietet Probierpakete mit fünf verschiedenen Olivenölen, Salzen oder Schokoladensorten. Wenn einem eines der Produkte besonders gut gefällt kann man es über den Webshop auch einzeln nachbestellen.
Keine wirklich revolutionäre Idee, aber sicher eine, die ihr Publikum finden wird. Davon sind auch drei der Löwen überzeugt. Jochen Schweizer, der – endlich kann er es mal erwähnen – sich auf Erlebnisse spezialisiert hat und Schlemmerkurse in seiner Münchener Showküche anbieten möchte. Ralf Dümmel natürlich, der die Boxen gern in den Handel bringen würde. Und Frank Thelen, der sich immer mehr zum Food-Experten gemausert hat und tatsächlich den Zuschlag und 20 % Unternehmensanteile bekommt, bei 100.000 Euro Kapitaleinsatz.
Mehr Deals und Zuschauer denn je bei „Die Höhle der Löwen“
So, das war’s für 2016 mit der Höhle der Löwen, ab sofort ist der Dienstag für Startup-Fans wieder ein ganz normaler Wochentag. Vor allem dank Ralf Dümmel gab es dieses Jahr so viele Deals wie noch nie, die auch überwiegend realisiert wurden. Das war bisher nicht so. Die Show und ihre Kandidaten sind seriöser geworden, und dadurch manchmal auch ein bisschen langweiliger. Einen repräsentativen Überblick über die Startup-Szene bot die Reihe nicht, dafür waren zu wenige digitale Innovationen in der Verlosung und zu viele massentaugliche Handelsprodukte. Die sorgten allerdings für neue Rekordquoten und -verkäufe, so dass die nächste Staffel schon in Planung ist.
Nicht mehr dabei sein wird Jochen Schweizer, der sich um die Vollendung der zufällig nach ihm benannten Arena kümmern wird. Gut, dass wir heute noch ein paar alberne Bemerkungen über ihn machen konnten, schade, dass er aussteigt. Aber wer auch immer das nächste Rudel bilden wird: Wir freuen uns darauf!
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