Female StartAperitivo – einen Toast auf Hamburgs Gründerinnen!
Die Zahl der von Frauen gegründeten Startups ist immer noch vergleichsweise gering und bei Finanzierungsrunden schneiden Gründerinnen häufig schlechter ab als männliche Entrepreneure. Es gibt also noch viel zu tun, beispielsweise zu zeigen, wie großartig und vielfältig die weibliche Startup-Szene in Hamburg ist. Das Live-Event „Female StartAperitivo“ bot dafür zahlreiche Beispiele.
Eine Live-Veranstaltung ist in diesen Tagen einerseits der Versuch, ein Stückchen Normalität widerherzustellen, andererseits bei exponentiell ansteigenden Covid-Infektionszahlen nicht ganz ohne Risiko. Beim „Female StartAperitivo“, selbstverständlich ein 2G-Event, ist aber anscheinend alles gut gelaufen. Offensichtlich stieß das Thema Gründerinnen und ihre Herausforderungen und Erfolgsgeschichten auf großes Interesse, nicht nur bei Frauen selbstverständlich. Das Knust war jedenfalls gut gefüllt und dem Publikum wurde ein äußerst abwechslungsreiches Programm geboten.
Kleine Pannen und großes Programm bei Female StartAperitivo
Dabei ist es gar nicht so einfach, ein solches Ereignis auf die Beine zu stellen, unagbhängig von Corona-Kalamitäten. Das wurde bei der Vorstellung der gastgebenden Institutionen deutlich. Christoph Steckhan vom Hamburger Investoren-Netzwerk musste eine Reihe von Absagen der Startup-Unit Hamburg und vom We StartUp.SH verkünden. Teil aus erfreulichen Gründen (Schwangerschaft), teils aus weniger erfreulichen (Krankheit). Auch die Technik schwächelte vorübergehend, aber wirklich beirren ließ sich davon niemand.
Dafür war das Programm auch zu interessant und inspirierend. Zum Beispiel gleich die erste Gesprächsrunde mit drei Gründerinnen, die in vermeintlichen Männerdomänen Erfolg haben. Dr. Anne Lamp gehört mit ihrem Startup traceless materials, das eine kompostierbare Plastikalternative entwickelt, zu den absoluten Durchstarterinnen. Dalia Das macht mit neue fische Quereinsteiger, davon fast die Hälfte Frauen, in drei Monaten fit für die Softwareentwicklung. Und Carolin Kunert von Knister Grill stellte sich als die wahrscheinlich weltweit einzige Gründerin in der Grillgerätebranche vor.
Moderiert wurde die Runde von Heidrun Twesten, die zusammen mit Marlis Jahnke den Gründerinnen-Podcast EQUALIZER betreibt und ein Handbuch für Entrepreneurinnen geschrieben hat, das im kommenden Jahr erscheinen wird. Die beiden Frauen bringen langjährige Erfahrungen als Unternehmerinnen und Beraterinnen mit.
Sechs Gründerinnen pitchten um einen Cocktailshaker
Eine Startup-Veranstaltung ist dann richtig rund, wenn es auch einen Pitch-Wettbewerb gibt. bei Female StartAperitivo war der erste Preis passenderweise ein verlockend glänzender Cocktailshaker, farblich irgendwo zwischen kupfern und golden. Den Anfang machte Diana Huth und gab gleich mächtig Gas bei der Vorstellung ihres Startups ACTitude, das Onlinekurse zur Stressbewältigung anbietet. In virtuelle Welten entführte Davina Cochrane von phoenix-reality.
Nachhaltigkeit ist für viele Startup ein ganz großes Thema und das spiegelte sich auch bei den nächsten beiden Kandidatinnen wider. Nadine Herbrich holt mit ihrem Startup recyclehero Altglas, Altpapier und Altkleider ab. Alexandra Herget statt mit TUTAKA die Gastronomie und Hotellerie mit einem breiten Sortiment nachhaltiger Produkte aus.
Nadine Herbrich Alexandra Herget
Wenn es an diesem Abend überhaupt ein Startup mit einen echten „Frauenthema“ gab, dann war es PINK! von Prof. Dr. Pia Wülfing. Die Plattform bietet nämlich Beratung und Hilfestellung bei Brustkrebs mit profunder medizinischer Expertise. Den Abschluss des Gründerinnensextetts bildete Manuela Sayin von matched.io. Sie bringt Softwareentwicklerinnen und -entwickler mit den passenden Arbeitgebern zusammen.
Pia Wülfing Manuela Sayin
Von der Musik bis zum Catering alles in Frauenhand
Allein diese sechs Pitches hätten schon einen gelungenen Abend garantiert, doch bei Female StartAperitivo gab es noch einige Höhepunkte mehr. So erzählte der Business Angel Dirk Freise von seinen Erfahrungen als Investor mit Gründerinnen und erntete dabei offenen, konstruktiven Widerspruch von Heidrun Twesten. Die Unternehmerinnen Lisa Dahlke (Localyze) und Freya Oehle (Dreitausendsassa ) verrieten ihre »Dos & Don’ts bei der Investorensuche«. Für musikalische Unterhaltung sorgten Joules the Fox und Joy Bogart, vermittelt vom Startup SofaConcerts. Das haben natürlich auch Frauen gegründet. Für das leibliche Wohl sorgte Chickpeace, wo geflüchtete Frauen die Spezialitäten ihrer Heimatländer nach Deutschland bringen.
Zurück zum Pitch: Zu gewinnen gab es wie gesagt einen Cocktailshaker, und niemand wollte das Ding so sehr wie Diana Huth von ACTitude. Das Publikum, das darüber abstimmen durfte, schien das mitbekommen zu haben, denn sie holte sich tatsächlich die Trophäe (siehe Beitragsbild). Das war natürlich in erster Linie ein großer Spaß, aber das Anliegen von Female StartAperitivo war ein ernstes: Mehr Geld für Gründerinnen! Dass das gut angelegt wäre, machte der Abend absolut deutlich.