Familiengeschichten aus der Höhle der Löwen
Ist „Die Höhle der Löwen“ noch das sprichwörtliche Lagerfeuer der Startup-Szene? Ist die Show das überhaupt jemals gewesen? Das Interesse ist jedenfalls nicht mehr so groß wie zu den besten Zeiten, aber für die Teilnehmenden kann der TV-Auftritt trotzdem immer noch ein wesentlicher Erfolgsbooster sein. Bühne frei also für Die Ölfreunde, Compounder, LOOKAS, HERBAL SPA und BEEZER. Und wer eine Familiengeschichte erzählen kann, ist klar im Vorteil.
Die Ölfreunde setzen auf die große Familienbande
Im Alter von 12 Jahren hat Paul Belthle eine Ölmühle zu Weihnachten bekommen. Er hat sie gleich fleißig benutzt und Die Ölfreunde gegründet. Das macht ihn zum jüngsten professionellen Ölmüller Deutschlands und damit zu einem idealen Kandidaten für „Die Höhle der Löwen“. Da Paul noch minderjährig ist, fungiert Papa Jürgen offiziell als Geschäftsführer, doch das Sagen hat der Junior und beschäftigt die ganze Familie in seinem Unternehmen. Das Angebot besteht aus diversen Speiseölen, die auf einheimischen Pflanzen wie Raps, Leindotter, Hanf und Schwarzkümmel basieren. Aus den Überresten der Ölpressung macht er noch Proteinpulver, Mehl und Tierfutter. Die Löwen sind erwartungsgemäß entzückt über so viel jugendlichen Unternehmergeist, zumal auch die Zahlen stimmen: 2022 betrug der Umsatz knapp 1,4 Millionen Euro bei einem Gewinn von 200.000 Euro. Für einen Deal tun sich Dagmar Wöhrl und Tillman Schulz, beide ebenfalls für Familienunternehmen tätig, zusammen und bekommen nach einen kleinen Prozente-Ping-Pong mit 200.000 Euro für 20 % die Zusage.
Compounder kann sich mit Maschmeyer nicht einigen
Die Bewerbung um einen Studienplatz ist eine lästige und zeitaufwendige Angelegenheit – für angehende Studierende wie für die Universitäten gleichermaßen. „Millionen brauchen uns!“ behauptet deshalb das Trio von Compounder und meint damit seine Bewerbungsplattform, die den Bewerbungsprozess wesentlich vereinfacht. Verfügbar ist das Angebot bisher nur für private Hochschulen, die für jede erfolgreiche Bewerbung 1.200 Euro Provision zahlen müssen. Der Gesamtumsatz von 25.000 Euro für das Jahr 2022 zeigt, dass die Nachfrage bisher nicht gerade hoch war. Da ist die Bewertung, die sich aus den Wunschkonditionen – 400.000 Euro für 10 % – ergibt, schon reichlich gewagt. Carsten Maschmeyer, der einzige Löwe, der grundsätzlich Interesse zeigt, fordert daher eine erhebliche Nachbesserung. 15 % können das nicht, sein, er verlangt 25 %. Das wiederum ist dem Compounder-Team zu viel, es wäre bereit, 20 % abzugeben. Am Ende kommt es nicht zu einer Einigung.
LOOKAS bietet kein löwengerechtes Programm
Ob im Fernsehen oder im Internet – die Gefahr, dass gerade kleinere Kinder beim Konsum von Filmen kein Ende finden und dabei auch wenig kindgerechte Inhalte sehen, ist groß. Annette Muckle und Benjamin Bates glauben, mit LOOKAS eine Lösung gefunden zu haben. Sie haben eine Box entwickelt, über die sich Videos und Hörspiele nur durch den Einwurf von sogenannten Coins abspielen lassen. Das gibt Eltern die Kontrolle darüber, welche und wie lange ihre Kinder Medieninhalte konsumieren. Ob das praktisch funktionieren würde, sei dahingestellt, aber dahin ist es sowieso noch ein langer Weg. Bisher existiert die Box nur als Prototyp und über die Inhalte, die über Lizenzen erworben werden sollen, gibt es keinerlei Vereinbarungen. So ist das kein Fall für die Löwen.
HERBAL SPA geht mit Dümmel baden
Im Nachlass seines kürzlich verstorbenen Vaters entdeckt Thomas Wiedener Unterlagen zu einer Geschäftsidee, die ihn begeistert. Er erzählt seinem besten Freund Daniel Schreiner davon und auch der fängt Feuer. Also gründen sie das Startup HERBAL SPA, um Kräuterbadekissen unter die Leute zu bringen. Streng genommen sind das keine Kissen, sondern erinnern eher an überdimensionierte Teebeutel, die mit Kräutern gefüllt sind. In erster Linie dienen sie als Badezusätze, die zusätzliche Verwendung als Nackenstütze in der Badewanne, Schwammersatz oder Brustwickel scheint etwas weit hergeholt. Aber die Geschichte ist natürlich zu schön, um bei den Löwen nicht auf große Sympathien zu stoßen. Der hohe Preis stößt auf Skepsis (aktuell 7,99 Euro für die Dreierpackung), aber Tillman Schulz und Ralf Dümmel hätten trotzdem große Lust auf einen Deal, zumal das Angebot von 30.000 Euro für 25 % äußerst fair ist. Baden gehen die Gründer dann mit Dümmel, und das hoffentlich nur im positiven Sinne.
Max und Moritz von BEEZER streichen keinen Deal ein
Wenn die Gründer eines Startups Max und Moritz heißen, dann ist das erstmal für einen Lacher gut. Dabei wollen sie den Löwen keinen bösen Streich spielen, sondern ihnen eine durchaus interessante Erfindung präsentieren. Ihr BEEZER ist ein Minikühlschrank, der beispielsweise eine Weinflasche mithilfe kalter Luft innerhalb weniger Minuten herunterkühlt, viel schneller als das selbst im Gefrierfach möglich wäre. Das Gerät richtet sich an Endverbraucher, noch sinnvoller könnte es aber in der Gastronomie eingesetzt werden und dort Geräte für die dauerhafte Kühlung ersetzen. Produziert werden soll in Asien, bei einer Abnahmemenge von mindestens 20.000 Stück, eher noch mehr. Das gefällt den Löwen nicht, sie schätzen den Markt nicht besonders groß ein. Kein Deal, aber BEEZER sollte auch so klarkommen, denn der Haushaltsgerätehersteller ritter hält bereits 37 % an dem Startup und führt es auch auf seiner Webseite.
Beitragsbild: RTL / Bernd-Michael Maurer