fairr.de und Sutor: Partner für die beste Riester-Rente
„Die Riester-Rente ist gescheitert“, sagen viele Kritiker des staatlich geförderten Altersvorsorgemodells. „Stimmt nicht, wir machen sie wieder zum Erfolg“, sagt das Berliner Startup fairr.de, das zusammen mit der Hamburger Sutor Bank ein Konzept entwickelt hat, das besonders niedrige und transparente Gebühren garantieren soll – und das bei ordentlichen Renditen. Ein klarer Fall für das Fintech-Dossier von Hamburg Startups.
Die Riester-Rente ist als vom Staat finanziell unterstützte und privat angesparte zusätzliche Altersversorgung grundsätzlich keine schlechte Idee. Mit der teils berechtigten, teils überzogenen Kritik an diesem Modell wollen wir uns hier nicht näher beschäftigen. Fakt ist, dass diesem Finanzprodukt mittlerweile ein schlechter Ruf anhängt. Für ein ambitioniertes Startup wie fairr.de eine willkommene Herausforderung, dagegen mit frischen Ideen etwas zu tun. Zusätzliche Motivation beim Gründer Jens Jennissen war zudem seine persönliche Situation; beim Check seiner Verträge stellte er fest, das es kein Altersvorsorgeprodukt gab, das seinen Vorstellungen entsprach.
Fintech-Kompetenz aus Hamburg und Berlin
fairr.de ist, wie gesagt, in Berlin angesiedelt, doch die Verbindungen zu Hamburg sind vielfältig. So ist es figo-Geschäftsführer und Fintech-Mastermind André M. Bajorat zu verdanken, dass sich Jens und sein kommender Mitgründer Alexander Kihm kennenlernten. Und bei der Gründung von Anfang an dabei war die Sutor Bank. Gleich beim Kickoff-Meeting im November 2013 war den fairr.de-Machern, zu denen noch Ambros Gleißner gehörte, klar: „Sutor ist es, Sutor passt!“
Dieses Treffen war zugleich der Startschuss für die Fintech-Aktivitäten der Sutor Bank. Um das Business Development dort kümmert sich Hartmut Giesen, der zwar als Geschäftsführer der NextFin GmbH firmiert, de facto aber als fester Freier für die etablierte Hamburger Privatbank unterwegs ist. Aktuell gehören auch Deposit Solutions und growney zu Sutors Plattformpartnern. Zum Thema „Erfolgreiche Kooperationen von Banken und Fintechs“ hat Hartmut übrigens einen sehr informativen Gastbeitrag bei uns veröffentlicht.
Aber zurück zu fairr.de. Nachdem die Partnerschaft mit der Sutor Bank besiegelt war, ging es darum, ein möglichst günstiges und transparentes Kostenmodell zu erstellen. Klar war, dass dank des Direktvertriebs über das Internet Vermittlerprovisionen und Abschlussgebühren wegfallen konnten. Der zusätzliche Clou: Die Jahresgebühren entfallen auf den jeweiligen Depotstand und sinken mit der Höhe des angesparten Vermögens, von 1,5 % zu Beginn auf 0,5 % ab 10.000 Euro. Kein Wunder, dass fairr.de viele Personen mit bestehenden Riesterverträgen gewinnen konnte, die Hälfte der Kunden sind Wechsler.
Die Sutor Bank sorgt für die für jedes Alter passende Anlagestrategie
Die Portfolioverwaltung übernimmt die in diesen Fragen besonders erfahrene Sutor Bank. Angelegt wird vor allem in sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs), das sind börsengehandelte Fonds, die Indices wie den DAX abbilden. Der Anteil von Aktien und Anleihen ändert sich mit der Laufzeit; je näher die Fälligkeit der Riesterrente rückt, desto mehr Anleihen kommen ins Portfolio, um das Risiko zu minimieren. Die monatliche Auszahlung übernimmt dann mit der Lebensversicherung myLife ein weiterer Partner, da eine Bank die Verrentung nicht durchführen darf.
Im Juli 2014 erhielt dieses Leistungspaket seine Zertifizierung und hat seitdem eine vierstellige Zahl an Kunden mit einem achtstelligen Depotbestand überzeugt. Das Potenzial ist da noch riesig, Schätzungen gehen von bis zu 35 Millionen Förderberechtigten aus. Im Marketing profitiert fairr.de bisher unter anderem von positiven Presseberichten und seinen Platz im ProSiebenSat.1 Accelerator-Programm, das mit einem Werbebudget in Höhe von 500.000 Euro verbunden ist. Besonders gut kam ein Spot während der Übertragung des Super Bowls an, da gab es sogar Spontanabschlüsse. Normalerweise vergehen zwischen dem ersten Interesse an den fairr.de-Produkten und einem Vertragsabschluss mehrere Monate. Beliebt ist das Prinzip „Kunden werden Kunden“: Pro Neuvertrag wird die Gebühr für den Werber für ein Jahr halbiert.
Wenn das Angebot so kundenfreundlich ist, wie fairr.de es darstellt, müssten doch die Mitbewerber ebenfalls auf dieses Modell umschwenken, oder? Alexander Kihm glaubt nicht, dass das so einfach funktioniert. Die verkrusteten Strukturen bei vielen Konkurrenten verhinderten dies, man sei dort schon zu lange mit den alten Konzepten verhaftet, und eine Anlagekompetenz, wie sie die Sutor Bank vorweisen kann, ließe sich auch nicht über Nacht aneignen.
Neues Millioneninvestment für fairr.de
Inzwischen hat fairr.de seine Produktpalette erweitert, es gibt auch eine Rürup-Rente, einen ungeförderten Vermögenssparplan und betriebliche Altersvorsorge. Und nicht nur auf Angebotsseite geht es voran, finanziell macht das Startup ebenfalls gerade einen weiteren großen Schritt nach vorn. In einer Pressemitteilung vom 14. September 2016 heißt es:
Über seine amerikanische Tochter Transamerica Ventures investiert Aegon, eines der weltweit führenden Versicherungsunternehmen, gemeinsam mit dem von der IBB Beteiligungsgesellschaft gemanagten VC Fonds Technologie, in fairr.de. Finanzexperten und Branchenkenner wie die Weltsparen-Gründer Tamaz Georgadze und Frank Freund komplettieren die Finanzierungsrunde als Business Angels.
Die genaue Summe der Serie A-Finanzierung ist nicht bekannt, liegt aber sicher im Millionenbereich.
Das Geld wird vor allem in die Erweiterung des Teams und in Marketingmaßnahmen fließen. Einen zusätzlichen Schub erhofft man sich zudem von der Pflicht zum Produktinformationsblatt (PIB), die ab dem 1. Januar 2017 auch für Riester-Renten gilt. Zusammen mit der Sutor Bank arbeitet man zurzeit an dem Papier, das eine bessere Vergleichbarkeit der Angebote gewährleisten soll. Dadurch sollten die Vorteile von fairr.de noch sichtbarer werden, so die Einschätzung.
Von der Fintech-Plattform der Sutor Bank ist noch einiges zu erwarten
Weiter voran geht es definitiv mit der Fintech-Plattform der Sutor Bank. Hier soll ein kleines Ökosystem entstehen, in dem echte Kooperationen die Regel sind. Sutor will kein Dienstleister mit White-Label-Lösungen gegen Gebühr sein, sondern ein Partner, der volles Risiko geht und dafür auch gleichermaßen am hoffentlich eintreffenden Erfolg partizipiert. Die Fintech-Szene in Hamburg kann sich also noch auf einige weitere spannende Projekte freuen!
Bild ganz oben: Hartmut Giesen (Business Development Sutor Bank), Robert Freitag (Geschäftsleiter Sutor Bank) und Alexander Kihm (Mitgründer fairr.de)
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