fabel entlastet Angehörige bei der Pflege
„Pflegenotstand“ ist ein Schlagwort, das regelmäßig in den Medien auftaucht. Es fehlt an Fachkräften in der Pflege – ein Grund dafür, dass immer mehr Angehörige die Betreuung ihr Eltern und Großeltern übernehmen. Oft sind sie damit allerdings überfordert. Das Startup fabel will mit einem digitalen Alltagsmanager für Entlastung sorgen.
Die Gründerinnen Maximiliane Tetzlaff und Alivia Faridi haben schon einiges zusammen erlebt und auf die Beine gestellt. Kennengelernt haben sie sich in Berlin, wo sie ihr Studium im Bereich Marketing und Medienmanagement absolvierten. Sie zogen zusammen in eine WG, wurden gute Freundinnen und halfen sich gegenseitig beim Lernen. In der Zeit haben sie zudem die soziale Organisation BoP – Board of Participation gegründet, die Geflüchteten die gesellschaftliche Teilhabe in Deutschland erleichtert.
Die richtigen Kompetenzen für eine Gründung im Gesundheitsbereich
Nach dem Studium trennten sich ihre Wege zunächst. Maximiliane machte ihren Masterabschluss in Hamburg und arbeitete in Werbeagenturen, wo sie Kunden aus der Gesundheitsbranche betreute. Alicia blieb für ihren Master in Berlin und war dort zuletzt bei dem Corporate Venture Builder Bridgemaker tätig, kennt sich also in Gründungsfragen bestens aus. In der Zeit blieben die Freundinnen stets in Kontakt. Ein Thema, über das sie sich austauschten, war der Wunsch, einmal ein eigenes Unternehmen zu etablieren.
Bei ihren Vorkenntnissen und dem Interesse an sozialen Themen bot sich dafür das Gesundheitswesen an. Aus Erfahrung wusste Maximiliane, dass dort die Digitalisierung in vielen Bereichen schon gute Fortschritte gemacht hat, nur in einem kaum: Pflege. Über einen Zeitraum von sechs Monaten entwickelten sie dazu eine Geschäftsidee, und als sie sicher waren, ein schlüssiges Konzept entwickelt zu haben, kündigten sie ihre Jobs. So entstand Anfang 2022 ihr Startup fabel. Der Name steht für „for a better everyday life“, wird aber in der Regel Deutsch ausgesprochen.
fabel bietet eine App, über die Angehörige ihre Pflegeaufgaben planen und erledigen können. Je nach Pflegestufe nehmen die bis zu 30 Stunden pro Woche in Anspruch. Kein Wunder, dass viele Betroffene dieser Belastung auf Dauer nicht gewachsen sind. Zum Glück lassen sich viele Dinge inzwischen über das Internet erledigen, etwa Bestellungen im Online-Supermarkt. Die könnte zum Beispiel auch die Enkelin, die in München studiert, für ihre Großmutter in Hamburg übernehmen.
fabel sorgt für die gesunde Work-Life-Care-Balance
Dieses Beispiel verdeutlicht ein wichtiges Element von fabel. Die App sollte idealerweise nicht nur von einer Person, sondern von mehreren genutzt werden. Das können neben den Angehörigen auch hilfreiche Nachbarn sein. Die Kombination aus Koordination und Kollaboration bei der Pflege schafft spürbare Entlastung und nimmt auch dem angesprochenen Zeitaufwand von 30 Stunden seinen Schrecken, wenn er auf mehrere Schultern verteilt wird. Das Ziel ist eine gesunde Work-Life-Care-Balance, wie es die Gründerinnen formulieren. Aufgaben, die medizinische Kompetenz erfordern, können nach wie vor Fachkräfte übernehmen, die sich nicht mehr Einkäufe und Ähnliches kümmern müssen und für ihre eigentliche Arbeit mehr Zeit haben.
Als Geschäftsmodell strebt fabel ein B2B2C-Konzept an. Das heißt, Unternehmen stellen ihren Mitarbeitenden, die Pflegearbeit leisten, die App zur Verfügung. Damit reduzieren sie den Stress, der zu Arbeitsausfällen und damit zu erheblich höheren Kosten als für die Bereitstellung einer App führen kann. Gespräche mit namhaften Unternehmen haben bereits gezeigt, dass dieses Konzept ankommt. Weitere Einnahmequellen können Kooperationen mit Unternehmen aus der Pflegebranche sein, die über fabel ihre Dienste anbieten, und Werbung für geeignete Produkte.
Seit dem Frühjahr fördert die IFB Innovationsstarter GmbH fabel über das InnoFounder-Programm. Zum Netzwerk des Health Innovation Ports gehört das Startup inzwischen ebenfalls. Entsprechend gut ist der Kontakt zur Techniker Krankenkasse, die dort engagiert ist. Die Gründerinnen loben insgesamt die Unterstützung, die sie am Healthcare-Standort erhalten. Als nächsten Schritt planen sie eine erste Finanzierungsrunde mit Business Angels. Interesse dürfte vorhanden sein, denn das Thema Pflege dürfte in einer alternden Gesellschaft bei gleichzeitig wachsendem Fachkräftemangel immer mehr Menschen beschäftigen.
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Foto: fabel