EY Startup-Barometer: positive Zahlen für Hamburg
Das Geld für Startup-Finanzierungen sitzt 2022 längst nicht mehr so locker wie im vergangenen Rekordjahr – so lautete zumindest die allgemeine Vermutung. Die neueste Ausgabe des Startup-Barometers von EY bestätigt das nur bedingt. Auch wenn die Zahlen von 2021 nicht wieder erreicht wurden, flossen rund 6 Milliarden Euro. Dabei fällt die Bilanz für Hamburg besonders positiv aus, was vor allem einem Unternehmen zu verdanken ist.
2021 war für deutsche Startups ein absolutes Rekordjahr, was Finanzierungsrunden betrifft. Über 17 Milliarden flossen in die Kassen der Startups. Bei aller Euphorie war die Befürchtung groß, dass in diesem Jahr der große Einbruch erfolgen könnte, nicht zuletzt wegen der vielen Krisen, die der Wirtschaft zu schaffen machen. Das Startup-Barometer von EY gibt da größtenteils Entwarnung. Zwar sinkt der der Gesamtbetrag der Investitionen im 1. Halbjahr 2022 im Vorjahresvergleich um 20 %. Mit 6,033 Milliarden Euro wird dennoch eine Summe erreicht, die nur unwesentlich unter dem Ergebnis von 6,228 Milliarden Euro für das gesamte Jahr 2019 liegt.
Die Zahl der erfassten Finanzierungsrunden verringert sich sogar nur minimal, von 588 auf 549. Das größte Stück vom Kuchen sichert sich mal wieder Berlin mit 219 Runden, gefolgt von Bayern (118), Nordrhein-Westfalen (59) und Hamburg (38). Bei den Geldbeträgen platziert sich Hamburg sogar noch einen Rang höher. Berlin verzeichnet 3,25 Milliarden Euro, Bayern 1,164 Milliarden und die Hansestadt 414 Millionen. Das ist ein enormes Plus gegenüber den 110 Millionen im Vorjahreshalbjahr.
1KOMMA5° sorgt für Hamburg dritten Platz beim Startup-Barometer
Mit 200 Millionen Euro geht knapp die Hälfte davon an 1KOMMA5° für seine Plattform für Klimaschutztechnologie. Damit liegen die Hamburger nur knapp hinter den drei Berliner Platzhirschen Forto (229 Millionen), Trade Republic (227 Millionen) und Taxfix (201 Millionen). 1KOMMA5° steht für eine Branche, die insgesamt einen Boom erlebt. „Energy“ erreicht den zweiten Platz mit bundesweit 908 Millionen Euro (Vorjahreshalbjahr: nur 36 Millionen!), geschlagen nur von der wesentlich breiter gefassten Kategorie „Software & Analytics“ mit stabilen 1,81 Milliarden.
Einen Einbruch erleben dagegen „FinTech/InsurTech“ (von 2,012 Milliarden auf 762 Millionen) und „E-Commerce“ (von 1,039 Milliarden auf 320 Millionen). Bleibt abzuwarten, ob dies nur eine vorübergehende Erscheinung ist oder ob diese Branchen langsam ausgereizt sind. Die Zahl der Großdeals mit einem Volumen von mindestens 100 Millionen Euro ist mit 15 konstant geblieben. Allerdings hat sich das Gesamtvolumen von rund 4,4 Milliarden auf 2,35 Milliarden fast halbiert.
Nachhaltigkeit kommt, Software geht immer
Nachhaltigkeit ist ein Megatrend, immer mehr Startups schreiben sich das Thema auf ihre Fahnen. Bei den Finanzierungsrunden schlägt das noch nicht komplett durch, doch immerhin steigen die Investments in Startups mit „Sustainability-Bezug“, wie es im Startup-Barometer heißt, von 809 Millionen Euro auf 1,114 Milliarden. Die meisten Deals dieser Art fallen auf die Branchen „E-Commerce“ (25), „Energy“ und „Software & Analytics“ (jeweils 20). Viel aussagekräftiger sind aber die Geldbeträge: „Energy“ holt hier 858 Millionen, alle anderen Kategorien bleiben unter der 100-Millionen-Schwelle.
Welche Branchen sind nun in Hamburg besonders gut vertreten? „Energy“ offensichtlich, allerdings gibt es hier keine spezielle Auswertung im veröffentlichen Startup-Barometer. Man war wohl von dem rasanten Aufstieg überrascht. Gut aus sieht es auch bei „Software & Analytics“: 155 Millionen Euro reichen hier für Platz drei hinter den üblichen Verdächtigen Berlin und Bayern. Das war es dann aber auch mit den guten Nachrichten aus der Hansestadt. In der Kategorie „Mobility“, zu der auch die Logistik gehört und die eigentlich eine Hamburger Domäne sein sollte, reicht es nur zu 1 Million Euro.
Licht und Schatten in Hamburg
Diesen bescheidenen Betrag hat es auch für die Branche „Health“ gegeben, und in der Kategorie „FinTech/InsureTech“, früher ein Garant für üppige Finanzierungsrunden, taucht Hamburg erst gar nicht auf. Kleiner Trost: Berlin hat hier einen Marktanteil von 97 %, anderen Bundesländern geht es also ähnlich.
Fazit aus Hamburger Sicht: Mit 1KOMMA5° gibt es einen echten Abräumer und die Software-Branche liefert ebenfalls erfreuliche Zahlen, sodass die Halbjahresbilanz insgesamt positiv ausfällt. Auf der anderen Seite stehen Bereiche wie Gesundheit und Mobilität längst nicht so gut da, wie man erhoffen könnte. Aber vielleicht ist das ja wirklich nur ein Zwischenergebnis und das 2. Halbjahr bietet dann ein ganz anderes Bild.
Grafiken: EY Startup-Barometer; Beitragsbild: Pixabay/Tumisu