EY Startup-Barometer: Investitionen in Zeiten von Corona
Wie hat sich die Corona-Krise auf die Investitionen in Startups ausgewirkt? Eine Antwort gibt die neueste Ausgabe des Startup-Barometers von EY. Dabei zeigt sich: Die Rekordwerte des Vorjahres werden im ersten Halbjahr nicht erreicht, der Einbruch ist aber auch weniger dramatisch als befürchtet. Die Zahlen für Hamburg fallen allerdings ernüchternd aus. Die wichtigsten Ergebnisse fassen wir in diesem Beitrag zusammen.
Mehr Investments, weniger Geld
2019 war ein Rekordjahr für Startup-Investments. Das Startup-Barometer der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY ermittelte 704 Finanzierungsrunden mit einem Gesamtvolumen von 6,228 Milliarden Euro. Das wäre unter normalen Umständen wohl schon schwer zu übertreffen gewesen, durch die Corona-Krise scheint das praktisch unmöglich. Die Zahlen für das erste Halbjahr 2020 bestätigen das, bieten aber auch einige Lichtblicke. Die absolute Zahl an Investments ist gegenüber dem Vorjahreshalbjahr sogar von 332 auf 360 gestiegen, deren Wert dagegen von 2,813 Milliarden Euro auf 2,202 Milliarden Euro gesunken.
Unangefochtener Spitzenreiter unter den Bundesländern ist nach wie vor Berlin mit 1,135 Milliarden Euro, wobei sich jedoch die Summe vom Vorjahreshalbjahr fast halbiert hat. Einen enormen Sprung macht dagegen Bayern, von 204 Millionen auf 773 Millionen. Woran das liegt, erklären wir später. Hamburg nimmt in der Rangliste den sechsten Platz ein und fällt im Vorjahresvergleich von 81 Millionen auf 26 Millionen.
Bayern holt auf mit zwei Großdeals
Die erfolgreichsten Branchen sind Software & Analytics (501 Millionen), Mobility (434 Millionen) und Fintech (313 Millionen). Bei der letztgenannten Kategorie, zu der auch Insurtech gehört, ist allerdings der Einbruch besonders deutlich, im ersten Halbjahr 2019 waren es noch 704 Millionen. Das insgesamt niedrigere Investitionsvolumen hängt unter anderem damit zusammen, dass dieses Jahr die ganz großen Deals bisher Mangelware blieben. Nur zwei Startups konnten mehr als 100 Millionen einsammeln, vergangenes Jahr waren es zu diesem Zeitpunkt bereits sieben.
Das meiste Geld bekam Lilium mit 218 Millionen. Die Kleinflugzeugbauer aus Weßling bei München leisten damit einen entscheidenden Beitrag für den Aufschwung Bayerns, ebenso wie das Software-Startup Personio mit 68 Millionen auf Rang fünf. Die Plätze zwei bis vier gehen mal wieder nach Berlin: Grover (195 Millionen, E-Commerce), N26 (91 Millionen, Fintech) und Contentful (73 Millionen, Content Management).
Hamburg fehlt das Erfolgserlebnis im ersten Halbjahr
Bayern hat sich auch dank der schon erwähnten Investitionen den Spitzenplatz gleich in drei wichtigen Branchen geholt: Software & Analytics (237 Millionen), Mobility (315 Millionen) und Health (106 Millionen). Und Hamburg? Taucht leider in den meisten Statistiken höchstens im Mittelfeld auf. Selbst die absolute Zahl der Investments ist gegen den allgemeinen Trend rückläufig: von 24 im ersten Halbjahr 2019 auf 17. Es fehlt in diesem Jahr eine Erfolgsgeschichte aus der Fintech-Branche wie die von Exporo, das voriges Jahr allein 43 Millionen einsammelte. In den von EY definierten Branchen kann Hamburg nirgendwo mit zweistelligen Millionenbeträgen punkten.
Diese Ergebnisse bestätigen das Problem, das viele Hamburger Startups benennen, wenn es um das Startup-Ökosystem der Hansestadt geht. Zwar loben sie den Zusammenhalt in der Szene, wünschen sich aber mehr und mutigere Investoren, die mit ihnen zusammen ihre Geschäftsideen voranzubringen. Eine erste erfreuliche Meldung gib es immerhin schon im Juli: quantilope konnte sich 28 Millionen US-Dollar sichern. So kann es gerne weitergehen!
Alle Grafiken: EY Startup-Barometer Deutschland / Beitragsbild: www_slon_pics auf Pixabay