EY Startup-Barometer 2021: Finanzierungsvolumen mehr als verdreifacht
Nie zuvor floss so viel Geld an deutsche Startups wie im vergangenen Jahr. Der Gesamtwert aller Risikokapitalinvestitionen in deutsche Jungunternehmen hat sich im Vorjahresvergleich von 5,27 auf fast 17,4 Milliarden Euro mehr als verdreifacht. Das ist das bemerkenswerteste Ergebnis aus dem gerade veröffentlichen Startup-Barometer von EY. Wo das große Geld hingegangen ist und wie Hamburg dabei abgeschnitten habt, erfahrt ihr in unserer Zusammenfassung.
Die Befürchtung, die Corona-Krise könnte Startup-Investitionen ausbremsen, hat sich im Laufe des Jahres 2021 schnell als unbegründet erwiesen, doch mit dieser Entwicklung haben wohl auch die kühnsten Optimisten nicht gerechnet. Die von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY seit 2014 erhobene Erhebung „Startup-Barometer“ verkündet praktisch in allen relevanten Kategorien absolute Höchstwerte.
Überall Rekorde beim Startup-Barometer
Die Summer aller erfassten Finanzierungsrunden in Deutschland übertrifft mit 17,36 Milliarden Euro nicht nur den Vorjahreswert um 229 %, sonders liegt sogar fast dreimal so hoch wie der bisherige Rekord von 2019 (6,23 Milliarden Euro). Folgerichtig erreicht auch die Gesamtzahl der Runden mit 1.160 einen neuen Höchststand (+ 56 % im Vergleich zu 2021). Besonders spektakulär ist die Menge an Deals mit einem Volumen von mindestens 100 Millionen Euro: 33, gegenüber acht im Vorjahr.
Wenig überraschend, dass sich der Startup-Standort Berlin wieder den Löwenanteil sichern konnte. Die 10,48 Milliarden Euro übertreffen sogar das Volumen aller übrigen Bundesländer zusammen. Ein achtbaren zweiten Platz belegt Bayern mit 4,43 Milliarden Euro. Hamburg findet sich an fünfter Stelle wieder und konnte mit 459 Millionen Euro das Vorjahresergebnis ebenfalls mehr als verdreifachen.
Fünf Branchen im Milliardenbereich
Bei den Branchen hat „FinTech/InsurTech“ mit 3,77 Milliarden Euro knapp die Nase vorn. Es folgen „E-Commerce“ mit 3,71 Milliarden, „Software & Analytics“ mit 3,59 Milliarden, „Mobility“ mit 1,96 Milliarden, „Health“ mit 1,31 Milliarden und „Energy“ mit 1,30 Milliarden. Wenig überraschend sind das alles branchenspezifische Allzeithochs. Branchenübergreifend kommt dem Faktor Nachhaltigkeit immer mehr Bedeutung zu. Rund 20 % des investierten Geldes, das sind rund 3,5 Milliarden Euro, flossen an Startups, die zumindest teilweise diesen Fokus haben.
Von den Startups mit den zehn üppigsten Finanzierungsrunden stammen drei aus Bayern und sechs aus Berlin. Gorillas ist sogar zweimal vertreten, mit 861 und 241 Millionen Euro. Die Silbermedaille und 830 Millionen holt sich Celonis aus München. Auf Platz drei folgt mit N26 aus Berlin das erste Finanz-Startup, das in seiner aktuellsten Runde im Oktober noch einmal 775 Millionen aufbringen konnte.
Fintech stark, E-Commerce schwach in Hambrg
Erfahrungsgemäß schneiden Fintechs bei den Investmentbeträgen für Hamburg am besten ab; auch 2021 war das nicht anders. 111 Millionen Euro kamen hier zusammen, dicht gefolgt von der Kategorie Software mit 102 Millionen. Hier gelingt es übrigens Bayern, Berlin knapp zu übertrumpfen, ebenso im Bereich Mobility. Hamburg findet hier mit zwei Millionen fast gar nicht statt, ähnlich wie überraschenderweise im Bereich E-Commerce mit 12 Millionen. Besser sieht es in der Health-Branche mit 89 Millionen Euro aus.
Aus Hamburger Sicht lässt sich bilanzieren, dass die Hansestadt am bundesweiten Boom teilhaben kann, seinen Status als Startup-Vizehauptstadt aber längst an München abgegeben hat und sogar weiter an Boden verliert. Es fehlen hier einfach die ganz großen Deals und daher auch die Einhörner, also Startups mit einer Milliardenbewertung,
Wer sich noch eingehender mit dem Startup-Barometer 2022 beschäftigen möchte, kann sich hier die gesamte Auswertung herunterladen.
Grafiken: Screenshots aus dem Startup-Barometer. Beitragsbild: Pixabay