Excagol erreicht Meilenstein bei halbautomatischer Blutabnahme
Vor etwa zweieinhalb Jahren stellten wir erstmals das Startup Excagol vor, das ein Gerät erfunden hat, welches dabei hilft, bei der Blutabnahme die Vene zu treffen. Bekanntlich dauern in der Medizintechnik Entwicklungsprozesse etwas länger, aber Anfang diesen Jahres konnte Excagol einen echten Durchbruch erzielen und ist nun auf Investorensuche.
Eigentlich ist die Blutabnahme eine absolute Routineangelegenheit, aber der Teufel steckt mal wieder im Detail. Nicht selten ist nämlich die für die Punktion geeignete Vene weder mit dem bloßen Auge zu erkennen noch abzutesten. Der Stich mit der Nadel kann dann zur Glückssache werden und schmerzhaft enden. Excagol-Gründer Elion Mario Netzer hatte deshalb die Idee, ein kompaktes Gerät zu entwickeln, das Venen per Ultraschall aufspürt. Der Bedarf ist auf jeden Fall da und jetzt gelang ein entscheidender Schritt in Richtung praktische Umsetzung.
Test mit einem Phantom
Excagol hat nämlich ein Labordemonstrator genanntes Testgerät gebaut, eine funktionsfähige Version eines halbautomatisierten Venenpunktionsgeräts einschließlich Hard- und Software. Mitte Januar wurde dieser zur Leistungsbeurteilung an einem sogenannten Phantom getestet. Das Phantom simulierte hierbei die Haptik und Ultraschalleigenschaften von menschlichem Gewebe naturgetreu und beinhaltete vier mit Kunstblut gefüllte, artifizielle Blutgefäße mit unterschiedlichen Durchmessern und Tiefen. Zur Durchführung des Tests wurde das Phantom unter das Ultraschallgerät, das in dem Venenpunktionsgerät integriert ist, platziert.
Über eine grafische Benutzeroberfläche lässt sich der Labordemonstrator steuern. Die Software erkennt verschiedene Gefäße, welche auf dem Bildschirm farblich hervorgehoben werden. Zunächst werden alle erkannten Gefäße analysiert und angezeigt, einschließlich einer Empfehlung, welche Vene für die Punktion am besten geeignet ist. Nachdem man ein Gefäß für die Punktion ausgewählt hat, erhält man eine visuelle Anleitung, um die Nadel genau über dem Gefäß zu platzieren. Während dieses Vorgangs wird die Position der ausgewählten Vene ständig analysiert. Durch das Bewegen des Labordemonstrators entlang des Gefäßes lässt sich die Nadel auch entlang des Gefäßverlaufs ausrichten. Sobald die Nadel richtig platziert ist, kann der Punktionsvorgang beginnen.
Nach einer abschließenden Analyse der Gefäßposition wird die Tiefe des Gefäßes vom Computer an einen Mikrocontroller gesendet. Der Mikrocontroller errechnet daraufhin die Bewegungen, die die Motoren ausführen müssen, um die Nadel in die Vene einzuführen. Durch den Einsatz geeigneter Motoren können der Neigungswinkel der Nadel und die Bewegung entlang zweier Achsen gesteuert werden, so dass der Einstichwinkel und die -tiefe entsprechend der Lage der Vene angepasst werden können. Nachdem der Text erfolgreich verlaufen ist, arbeitet das Team von Excagol an der weiteren Optimierung des Geräts.
Excagol will in einem Milliardenmarkt Treffer erzielen
Bisher hat sich Excagol ausschließlich aus privaten Mitteln finanziert. Dabei sind gerade bei Medtech-Startups die Kosten hoch und es vergehen meist Jahre, bis ein Produkt tatsächlich zur Anwendung kommen kann. Deshalb ist Excagol jetzt auf der Suche nach Investoren und Partnern aus der Medizinbranche, die das Projekt vorantreiben. Ein Patent ist eingereicht, weitere Patente befinden sich im Anmeldeverfahren. Der Markt rund um die Blutabnahme ist riesig; eine Prognose beziffert das Volumen auf knapp 14 Milliarden Euro im Jahr 2026. Wenn Excagol dann am Start ist, bedeuten schon ein paar Tropfen davon ein Milliardengeschäft.
Foto: Excagol