Erfolgsgeschichten aus dem next media accelerator
Wenn die dpa einen Accelerator ins Leben ruft und viele der wichtigsten Verlagshäuser Hamburgs als Partner dabei sind, dann stünde bestimmt die Rettung des Journalismus auf dem Plan, dachten viele.
Dabei hatte sich das der next media accelerator gar nicht zur Aufgabe gemacht, vielmehr wollte er neue Geschäftsideen rund um das Riesenthema Medien finden und dabei besonders auf innovative Softwarelösungen setzen. Das hat auch prima geklappt, wie das Publikum beim finalen Demo Day am vergangenen Donnerstag im betahaus erfahren konnte.
Zur Einstimmung stellte Arno Heinisch ein Hamburger Medienprojekt vor, das auch ohne den next media accelerator längst ein großer Erfolg ist: Rocket Beans, ein Internet-TV-Sender, der bis zu zehn Stunden Liveprogramm am Tag auf YouTube und twitch sendet und von einem erfahrenen Team profitiert; viele waren schon bei GIGA TV und dem MTV-Format Game One dabei.
Dementsprechend ist das Angebot der Rocket Beans etwas Game-lastig, aber es gibt auch Talks und Mitmachshows wie Chat Duell, bei denen bis zu 25.000 Zuschauer eingebunden werden. Über 60 Mitarbeiter halten sich mittlerweile an das Motto: ALLES MUSS. NIX KANN.
Was seit September im next media accelerator passiert ist
Im Anschluss stellte Sina Gritzuhn in bewährter Manier die Privatinitiative Hamburg Startups vor, die mit dem Startup Monitor eine einmalige Informationsquelle zu bieten hat (und der Blog ist auch ganz ordentlich).
Die Hauptakteure des Abends waren aber die Teams die im September 2015 ins betahaus eigezogen waren und in den letzten sechs Monaten bemerkenswerte Entwicklungen durchgemacht haben, von denen sie jetzt erzählten.
AdTriba kennt die ganze Geschichte bei Kaufentscheidungen
Übertragen auf das Internet heißt das: Bei Kaufentscheidung wird meist nur die letzte Station registriert, die vielen vorherigen Werbeanstöße, die dazu geführt haben, bleiben bei der Analyse unberücksichtigt, und damit auch bei der weiteren Mediaplanung. Die Jungs von AdTriba haben nun Algorithmen entwickelt, die die ganze Geschichte nachvollziehen können, und peilen damit einen milliardenschweren Markt an.
Gerade am Tag der Präsentation offiziell gelauncht, haben sie schon einige Kunden überzeugen und Hermes und minubo als Partner gewinnen können. Für alle drei Gründer war der next media accelerator ein Sprungbrett in die Selbständigkeit, den sie sonst so schnell kaum gewagt hätten. Tatsächlich sind sie erst seit Dezember 2015 ausschließlich mit AdTriba beschäftigt. Wenn nicht alles täuscht, wird sich diese Entscheidung bald auszahlen.
Nicht ganz von Beginn an dabei war nqyer aus dem beschaulichen Borstel-Hohenraden bei Hamburg. Natürlich weiß man auch dort, was in der Medienwelt aktuell abgeht und hat sich auf die Vermittlung sogenannter Influencer spezialisiert. Das sind meist junge Menschen, die über Blogs, YouTube, Instagram und andere soziale Medien zuweilen ein Millionenpublikum erreichen, das für klassische Medien wie Print oder TV längst verloren ist. Darum sind Werbungtreibende, auch und gerade von Mainstreammarken, äußerst interessiert daran, Influencer für ihre Zwecke zu gewinnen.
Influencer-Marketing: hart umkämpft, mit großer Zukunft
Gestartet ist nqyer im August 2015 und hat mittlerweile mit 44 Unternehmen Abschlüsse gemacht, wobei der next media accelerator mit seinem Netzwerk geholfen hat. nqyer bewegt sich in einem ebenso lukrativen wie hart umkämpften Markt (Influencer-Marketing ist das am schnellsten wachsende Werbesegment), weshalb sich das Startup mit besonderen Services von der Konkurrenz absetzen will.
So stehen Algorithmen auf der Agenda, die die Wirksamkeit der verschiedenen Kanäle auswerten. Ein Fazit: YouTube ist wertvoller als Facebook.
Und ist nun das klassische, lineare Fernsehen tatsächlich tot oder zumindest schwer angeschlagen, wie viele Internetgläubige meinen? Philipp Rottmann von Spottgun sagt nein und kann das mit eindrucksvollen Zahlen belegen. Der durchschnittliche Deutsche guckt 259 Minuten TV täglich, die Werbeausgaben steigen nach wie vor. Fernsehwerbung hat allerdings einen denbar schlechten Ruf, die Pausen werden in der Regel zum Zappen oder den Besuch von Küche oder Bad genutzt.
Um die Zuschauer bei der Stange zu halten, hat Spotgun ein Quizspiel entwickelt, bei dem die Teilnehmer live mit der Beantwortung leichter Fragen rund um die Werbeclips Punkte für attraktive Prämien sammeln können.
Auch wenn der next media accelerator zu Fernsehsendern nicht ganz so viele Kontakte vermitteln konnte wie beispielsweise zu Verlagen, hat sich die Reise der Stuttgarter nach Hamburg definitiv gelohnt, wie hoffentlich das Rahmenprogramm der Berichterstattung zur den Olympischen Sommerspielen in Rio belegen wird.
Jetzt geht es erstmal zurück in die alte Heimat, doch der Umzug in eine der deutschen Medienmetropolen ist nicht ausgeschlossen; vielleicht gibt es bald ein Wiedersehen!
Die größten Veränderungen während der sechs Monate im next media accelerator hat zweifellos spectrm vollzogen. Geblieben ist allerdings der Wunsch, den Journalismus, wenn schon nicht zu retten, dann doch mit mehr Aufmerksamkeit zu stärken. Die ursprüngliche Idee war es, Nutzern, die Möglichkeit zu geben, bestimmte Journalisten quasi zu abonnieren und per WhatsApp jeweils eine Nachricht zu erhalten, wenn diese einen neuen Artikel veröffentlicht haben.
Schnell reifte die Erkenntnis, das sich Leser weniger für bestimmte Autoren als für bestimmte Themen interessieren; der erste kleine Pivot für spectrm. Inzwischen ist auch WhatsApp aus dem Spiel, dafür sind Kooperationen mit dem Facebook Messenger und dem Tech-Magazin t3n in trockenen Tüchern.
Mitgründer Max Koziolek ist sich sicher, dass spectrm ohne den next media accelerator nicht da stehen würde, wo es jetzt steht. Jetzt geht es zurück nach Berlin, ein Ziel heißt Internationalisierung und eine Hoffnung teilt spectrm mit allen anderen Teams des Förderprogramms: So schnell wie möglich einen Investoren finden, der hilft, die tollen Geschäftsideen weiter voran zu bringen.
Dass das lebenswichtig für Startups ist, weiß auch Dirk Herzbach, CEO des next media accelerators. Deshalb will er im nächsten Durchgang die Teilnehmer noch intensiver und früher so coachen, dass sie vor Investoren bestehen und sie überzeugen können. Ansonsten zieht er eine postive Bilanz und lobt die Qualität und Entwicklung aller vier Teams. Zeit, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, gibt es allerdings nicht.
Diese Woche beginnt die Sichtung der neuen Kandidaten, insgesamt über 270, jeweils etwa zur Hälfte gescoutet und aktive Bewerber. Internationaler wird es werden, Projekte aus ganz Europa stehen zu Auswahl. Und schon im März ist der next media accelerator dann wieder bereit, den Medienstandort Hamburg noch ein bisschen bunter zu machen.
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