Erfolgreicher Neustart für den Hamburg Innovation Summit
Connect. Collaborate. Create. – so lautete das Motto des Hamburg Innovation Summit, der nach einer Pause im letzten Jahr mit neuer Location und erweitertem Konzept einen Relaunch erlebte. Der gelang auch weitgehend, wobei das Grundprinzip, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Namen der Innovation zusammenzubringen, beibehalten wurde. Ein ebenfalls bewährter Höhepunkt waren wieder die Hamburg Innovation Awards mit HIVESOUND, vilisto und Fristam als Gewinnern.
Bei den letzten Live-Ausgaben des Hamburg Innovation Summit war die Frage, wo man sich am besten aufhalten sollte, leicht zu beantworten. Entweder in der Fischauktionshalle, wo das gesamte Programm auf relativ engem Raum stattfand, oder vor der Fischauktionshalle bei den Foodtrucks. In der neuen Location im Oberhafenquartier waren die Wege erheblich weiter und die Qual der Wahl deutlich größer. In insgesamt sechs großen Hallen und Räumen gab es Panels und Keynotes, Stände zum Ausprobieren technischer Innovationen, Expos von Startups und Trendsettern aus Wirtschaft und Wissenschaft, und noch einiges mehr.
Volles Programm mit vielen Startup-Themen
Was also tun? Eine Möglichkeit war, sich auf einen Standort zu beschränken, zum Beispiel auf die Summit Stage, moderiert von Amiaz Habtu, bekannt aus der TV-Serie „Die Höhle der Löwen“. Dort sprachen Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank und Lutz Birke, Amtsleiter Hafen und Innovation, darüber, wo Hamburg schon weit vorn ist (Quantencomputer, Science City Bahrenfeld, Energie-Campus in Bergedorf und einiges mehr) und wo noch Nachholbedarf besteht (private Geldgeber für die Startup-Finanzierung). Unter dem Motto „Opening of Perspectives“ kamen Persönlichkeiten wie Janna Ensthaler, Gründerin und ebenfalls aus der Löwen-Show bekannte Investorin, oder Micha Fritz von Viva con Agua zu Wort. Den Abschluss bildete die Verleihung der Hamburg Innovation Awards, auf die wir noch genauer eingehen werden.
Oder man machte sich auf bis fast ans Ende des Geländes zur Start Up Stage mit einer Ausstellung aller Finalisten des Awards und einem Programm voller Startup-Themen. Beim Startup Roast stellen sich drei aufstrebende Jungunternehmen vor und holten sich Tipps für ihre noch zu optimierenden Geschäftsideen. Später ging es um die Herausforderungen beim Aufbau eines Startups und die Frage, welche Finanzierungsform in welcher Phase am geeignetsten ist. Praktische Lebenshilfe für Gründerinnen und Gründer stand hier im Vordergrund.
Katharina Fegebank und Lutz Birke
Mit dem Bürgermeister unterwegs bei Hamburg Innovation Summit
Man konnte es natürlich auch halten wie Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher bei seinem Presserundgang und überall einmal reinschnuppern. Zunächst also beim Stand von DESY, dem Forschungszentrum von Weltruf, das sich verstärkt dafür einsetzt, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse auch wirtschaftlich zu nutzen. Danach informierte er sich über die verschiedenen Cluster in Hamburg, die nicht nur Wirtschaft, Wissenschaft und Politik vernetzen, sondern zunehmend auch sich untereinander. Dann rüber zu CompriseTec, um sich die Leichtbauflugzeugsitze des Projekts FairCraft erklären zu lassen. Und als studierter Mediziner interessierte sich Dr. Tschentscher naturgemäß besonders für das Startup casuu und sein digitales Training von medizinischem Personal, das der deutschen Sprache nicht mächtig ist.
Vier Preise und vier Sieger bei den Hamburg Innovation Awards
Womit wir dann wieder bei den Hamburg Innovationen Awards wären, um die sich vieles beim Summit dreht und die der liebste Programmpunkt von Katharina Fegebank sind. Zunächst durfte aber ihre Kollegin Dr. Melanie Leonhard ran, Hamburgs Wirtschaftssenatorin. Sie verkündete den Gewinner des Publikumspreises. Von den acht Finalisten aus drei Kategorien stellten sich sieben den Zuschauerinnen und Zuschauern vor und hatten dafür jeweils 150 Sekunden Zeit, ohne Nachfragen und ohne Präsentationsfolien. Die Abstimmung per Smartphone gewann casuu, das mit seinem Beitrag gegen den Fachkräftemangel im Pflege- und Gesundheitsbereich offensichtlich einen Nerv getroffen hatte.
Der offizielle Teil des Hamburg Innovation Summit endete dann mit der Verleihung der jeweils mit 5.000 Euro dotierten Awards, deren Gewinner Fachjurys schon vor gut zwei Wochen nach Pitches unter Ausschluss der Öffentlichkeit festgelegt hatten. Der Stress, sich auf der großen Bühne noch einmal beweisen zu müssen, fiel also weg. Die Spannung war dennoch groß, denn die erfolgreichen Teams wussten noch nichts von ihrem Glück. In der Kategorie IDEE für Startups in der Entstehungsphase ging der Titel an HIVESOUND und eine App für die Imkerei. Mithilfe künstlicher Intelligenz wertet sie Daten aus, die Auskunft über den Gesundheitszustand eines Bienenvolkes geben. Dabei spielt unter anderen das Summen der Tiere eine wichtige Rolle. HIVESOUND setzte sich durch gegen den digitalen Pitchcoach Presada und die Kondome von Wildvögeln.
Gewinner mit Tradition und ein geglückter Neuanfang
In der Kategorie START traten drei Startups an, die schon erste Geschäftserfolge aufweisen können. Wobei diese Beschreibung bei vilisto eine ziemliche Untertreibung ist. vilisto hatte seinen ersten Auftritt bei Hamburg Innovation Summit bereits 2016. Seither hat das Unternehmen zahlreiche Preise gewonnen, mehrere Finanzierungsrunden abgeschlossen, zuletzt 2023 über 5 Millionen Euro, und seinen über 300 Kunden – Betreibern von Nichtwohngebäuden – teilweise mehr als 30 % ihrer Heizkosten eingespart. Möglich macht das ein digitales Wärmemanagement, das feststellt, ob sich Menschen in Räumen befinden und entsprechend die Heizung an- oder ausstellt. Bei dieser Erfolgsbilanz war es wenig überraschend, dass vilisto nun seine Trophäensammlung um den Hamburg Innovation Award erweitern kann. Dabei hat das Startup sich gegen Publikumsliebling casuu und amsight mit einer Software für den optimalen 3D-Druck durchgesetzt.
Mit der Kategorie WACHSTUM verlassen wir die Startup-Welt. Gewinner Fristam, ein Hersteller von Edelstahlpumpen, ist mit seinen 115 Jahren ein echtes Traditionsunternehmen. Es erfindet sich aber immer wieder neu und überzeugte mit einer Technologie zur Energierückgewinnung. Den anderen Finalisten in dieser Kategorie, XRG, gibt es seit 2005. Er erstellt digitalen Zwilling für Energiesysteme. Mindestens einen digitalen Zwilling hätte es auch gebraucht, um sich einen umfassenden Überblick über das gesamte Programm verschaffen zu können. Aber auch so waren die meisten Veranstaltungspunkte gut besucht und das schöne Wetter trug zusätzlich zur guten Stimmung bei. So kann man die Premiere der neuen Version des Hamburg Innovation Summit durchaus als geglückt bezeichnen.