Emmora holt das Lebensende aus der Tabuzone
Sicher ist nur der Tod, doch damit auseinandersetzen mag sich kaum jemand. Die Gründerinnen Evgeniya Polo und Victoria Dietrich wollen das ändern und bieten über ihr Startup Emmora einen Service rund um dasThema Lebensende, Trauer und Abschied. Jetzt haben sie eine große Versicherungsgruppe als Partner gewinnen können.
Grace ist eine Initiative, die Frauen dazu ermutigen soll Unternehmen zu gründen. Zu diesem Zweck fand 2018 erstmalig ein einmonatiges Summer Camp statt. Alle Teilnehmerinnen waren gebeten worden, Ideen für zukünftige Geschäftsmodelle mitzubringen. Bei Evgeniya Polo ging es um Übungen und Spiele für Senioren, um körperlich und geistig länger fit zu bleiben. Victoria Dietrich schwebte eine digitale Plattform zum Thema Lebensende vor, wo Trauernde bei einem Todesfall Rat und Unterstützung bekommen können. Fälle in der eigenen Familie hatten sie auf diese Idee gebracht.
Aus guten Jobs in die Selbständigkeit
Die beiden Frauen stellten fest, dass nicht es nicht nur bei den Geschäftsmodellen einige Übereinstimmungen gab, und gründeten gemeinsam Emmora. Vor dem Schritt in die Selbständigkeit hatten sie im Berufsleben schon viel erreicht. Evgeniya hat bereits reichlich E-Commerce-Erfahrung gemacht, mit Stationen bei Amorelie, Rocket Internet in Singapur und Amazon. uAch bei PwC und der Deutschen Bahn hat sie schon gearbeitet. Victoria hat es als Teenager im Segeln bis zu einer WM-Teilnahme geschafft und bei der Reederei Maersk auf der Karriereleiter schon einige Sprossen erklommen.
Auf ihrem neuen Weg bekamen die Gründerinnen 2019 Unterstützung durch den Accelerator APX in Berlin, der von Axel Springer und Porsche initiiert wurde. Startups geben dort 5 % ihrer Unternehmensanteile ab und erhalten dafür 50.000 Euro und in 100 Tagen ein umfangreiches Förderprogramm. Entsprechend gut vorbereitet konnte also Emmora 2020 mit dem operativen Geschäft starten. Die Plattform kümmert sich um alle Bereiche, die zum Lebensende und und bei einem Todesfall zentral sind. So unterstützt sie bei Fragen zur Bestattungsvorsorge, der Organisation einer Beerdigung und bietet psychologische Beratung für Trauernde.
Emmora arbeitet digital und bietet zugleich persönliche Beratung
Der Erstkontakt findet über die Webseite statt, wo Betroffene Stil, Art und Budget derBestattung definieren können. Im nächsten Schritt erfolgt aber stets eine persönliche telefonische Beratung. Menschlichkeit und Empathie stehen auch bei einem Digitalunternehmen wie Emmora ganz klar an erster Stelle. Nach dem Gespräch folgt dann das passende Angebot. Als Hamburger Startup mit starker Unterstützung aus Berlin hat Emmora die meisten Partnerunternehmen in diesen beiden Metropolen, kann den Service über sein Netzwerk aber im Prinzip bundesweit anbieten.
Das Geschehen rund um Trauerfälle in irgendeiner Form digitalisieren zu wollen, ist auf den ersten Blick vielleicht nicht das naheliegendste Geschäftsmodell. Früher gab es den Bestattungsunternehmer vor Ort, der bisweilen seit Generationen Vertrauen genoss. Heutzutage sind aber Familien längst nicht mehr so ortsgebunden, sondern über die ganze Welt verstreut. Hinterbliebene haben daher oft nicht den passenden Ansprechpartner und finden ihn online jetzt in Emmora. Durch die Corona-Krise und die damit verbundenen Reise- und Kontaktbeschränkungen bekommt Digitalisierung noch einmal zusätzliche Relevanz. Plötzlich kann der Livestream einer Trauerfeier notgedrungen zur bestmöglichen Alternative werden, um von seinen Lieben Abschied zu nehmen.
Kooperation mit der Bayerischen erweitert das Angebot
Inzwischen hat Emmora sein Angebot ausgebaut und ist nicht nur im akuten Trauerfall zur Stelle. Das nächste Standbein ist die Vorsorge über eine Sterbegeldversicherung. Dafür konnte das Startup nach monatelanger Vorbereitung einen starken Partner gewinnen: die Versicherungsgruppe die Bayerische. In einer Pressemitteilung erklärt Evgeniya dazu: „Bestattungen sind kostspielig und immer mehr Menschen wollen bereits zu Lebzeiten die Bestattungskosten finanziell absichern, um ihre Angehörigen zu entlasten. Mit der Bayerischen, als starken Partner an unserer Seite, können wir unseren Kunden den bestmöglichen Service beim Thema Sterbegeldversicherung bieten. Wir freuen uns auf gemeinsame Produktinnovationen im Bereich der Vorsorge.“
Die Kooperation passt nicht nur wirtschaftlich zum Konzept von Emmora. Die Botschaft des Startups ist, sich bewusst mit dem Lebensende auseinanderzusetzen und das Thema zu enttabuisieren. Dazu dient auch der Podcast ende gut. Ein Beitrag beschäftigt sich dort zum Beispiel damit, wie andere Kulturen mit dem Tod umgehen. Immer mehr Deutsche finden darin Trost und Inspiration für ihre eigene Trauerbewältigung. Wenn es dem dem momentan sechsköpfigen Team von Emmora gelingt, Menschen auch in schweren Zeiten trotzdem so etwas wie Lebensfreude zu vermitteln, dann ist die Mission erfüllt.