Ein neues InnoMatch mit seca und Breeze
InnoMatch ist die von Hamburg Startups ins Leben gerufene Initiative, die Startups mit etablierten Familienunternehmen in einem Mentorenprogramm zusammenbringt. Die nächste Kombination bahnt sich gerade an: seca, Branchenprimus für medzinische Waagen, und Breeze mit seinem Luftmesssystem. Wir waren bei dem ersten Treffen dabei.
seca ist eines dieser Unternehmen, dessen Namen man vielleicht irgendwo schon mal gehört oder gelesen hat, aber bei dem man nicht weiß, was es eigentlich genau macht. Dabei steckt dahinter ein unangefochtener Weltmarktführer mit langer Tradition. Die Geschichte beginnt bereits 1840, als A.C.C. Joachims in Hamburg die allererste Waagenfabrik Deutschlands gründet. Nach dem Tod des Gründers im Jahr 1874 stagniert allerdings das Geschäft.
seca ist seit 1888 in Familienbesitz
Das ändert sich ab 1888, als der Maschinenbauer Frederik Vogel den Betrieb übernimmt. Er erweitert die Produktpalette und führt den Markennamen „seca“ ein. Abgeleitet ist der von dem lateinischen Verb „secare“. Eine Schneide spielt nämlich eine wichtige Rolle bei der Messgenauigkeit einer mechanischen Waage. 1904 zieht seca von Altona in den Hammer Steindamm in Wandsbek, wo bis heute die Zentrale ihren Sitz hat.
seca ist ein echtes Familienunternehmen; mittlerweile ist mit den Brüdern Robert und Frederik Vogel die vierte Generation am Ruder. Robert ist für Sales & Marketing zuständig, Frederik kümmert sich um alles, was mit Technik und Produktentwicklung zu tun hat. Vervollständigt wird die Geschäftsführung durch Thomas Wessels (Finanzen). Das Managementteam hat ein Luxusproblem: seca ist nämlich mit 60 Prozent Marktabdeckung auf seinem Gebiet die globale Nummer eins. „Wir sind die dicke Ente im Teich“, beschreibt Robert Vogel bildhaft die Situation. Um diese Position halten zu können, sind ständig Innovationen notwendig.
DieDigitalisierung im Medizinbereich steht erst am Anfang
Und das in einer eher konservativen Branche, denn seine Waagen baut seca nicht für Endverbraucher, sondern für den Einsatz im medizinischen Sektor. Es sind hochkomplexe Nischenprodukte, etwa für Babys oder bettlägerige Patienten. Im Zeitalter der Digitalisierung werden die medizinischen Waagen und Messsysteme immer mehr zu Datensammlern und -verarbeitern. Das Unternehmen ist auf diese Entwicklung eingestellt, die Software wird hauptsächlich inhouse entwickelt. Auf Kundenseite sieht das oft noch anders aus. In vielen Krankenhäusern sind nach wie vor Stift und Papier die erste Wahl bei der Datenerfassung. Gerade Deutschland hat hier noch reichlich Nachholbedarf.
Ähnlich ist die Situation auch in anderen Bereichen. „Welche Stadt ist hierzulande schon wirklich smart“, fragt Sascha Kuntze, der als einer der Gründer von Breeze an dem Gespräch teilnimmt. Breeze entwickelt Miniatur-Luftqualitätssensoren, die alle wichtigen Schadstoffe messen, zum Beispiel Ruß, Stickoxide, Ozon, und Feinstaub. Dank ihrer geringen Größe und relativ niedrigen Preise könnten die Sensoren über die ganze Stadt verteilt werden und wirklich repräsentative Ergebnisse liefern. Der Luftreinhalteplan für Hamburg weist dagegen aktuell nur 15 Messstationen aus. Zwei von ihnen stehen an der Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße. Dass gerade dort ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge im Durchgangsverkehr besteht, ist vermutlich eher kein Zufall.
Immerhin hat Breeze bei einem Pilotprojekt in Rothenburgsort schon den praktischen Nutzen seiner Produkte unter Beweis stellen können. So können sich Anwohner jederzeit mithilfe eines Bürgerinformationsportals über die Luftqualität in ihrer unmittelbaren Umgebung informieren. Das kann natürlich nur der Anfang sein, weshalb 2018 für Breeze ein Jahr des Wachstums werden soll. Hier sieht sich Marketingexperte Robert Vogel in seinem Element. Sein wichtigster Ansprechpartner wird hier Robert Heinecke sein, der andere Gründer von Breeze, der aus Termingründen an dem Treffen nicht teilnehmen konnte.
Viele Gemeinsamkeiten bei seca und Breeze
Abgesehen von Größe und Alter der Unternehmen, verbindet seca und Breeze mehr, als sie trennt. Beide wollen die Digitalisierung voranbringen, wo noch viel Luft nach oben ist. Beide konzentrieren sich auf den B2B-Markt. Bei Breeze gehören neben Städten auch Firmen zu den Kunden, die buchstäblich das Arbeitsklima in den Büros ihrer Mitarbeiter verbessern wollen. Prominente Namen wie Deutsche Telekom, Otto und Miele nutzen das Angebot der Raumluftmessung bereits.
Schließlich sind beide Parteien technologiegetrieben, und hier kommt Frederik Vogel ins Spiel. Er schaut sich die zwei Sensorenmodelle von Breeze genau an, und man kann förmlich sehen, wie es in seinem Kopf arbeitet. Das ist ganz im Sinne von Breeze, denn wie die Stärkung des Vertriebs steht auch die Produktentwicklung ganz oben auf der Agenda des Startups. Den Vogel-Brüdern ist anzumerken, dass sie große Lust hätten, Breeze auf seinem Weg zu unterstützen. Das InnoMatch-Programm ist auf sechs Monate angelegt, wobei die Teilnehmer gern auch danach weiter kooperieren kommen.
InnoMatch hat schon Erfolgsgeschichten geschrieben
Um Geld geht es dabei nicht, vielmehr bringen die Mentoren von den etablierten Familienunternehmen ihre Erfahrung und ihr Netzwerk ein und lassen sich im Gegenzug von den frischen Ideen und unkonventionellen Methoden der Startups inspirieren. Das geschieht nach einem festen Plan, der genau definierte Ziele und regelmäßige Treffen beinhaltet. Bei Nüwiel und attenio hat das schon hervorragend geklappt. seca und Breeze können jetzt das nächste Erfolgskapitel der InnoMatch-Geschichte schreiben – ermöglicht und organisiert durch Hamburg Startups und unterstützt von unserem Netzwerkpartner DIE FAMILIENUNTERNEHMER.
Weitere Teilnehmer an unserem Programm sind übrigens herzlich willkommen! Wer sich als Mentor oder Mentee bewerben möchte, kann uns eine Mail an info@hamburg-startups.net schicken.