Ein Kessel Buntes für die Löwen
Was gehört in eine typische Folge von „Die Höhle der Löwen“? Irgendwas Technisches, ein praktischer Haushaltsgegenstand, ein neues Sportgerät, was zum Essen und Naturkosmetik. Bitteschön, ist alles drin bei Presize, LOOMAID, STRAFFR, Knödelkult und SOROSE. Wir fassen zusammen in einem unserer typischen Nachberichte.
Presize nimmt Maß
Die Gründer Tomislav Tomov und Leon Szeli von Presize werden uns als Hochbegabte mit beeindruckender akademischer Ausbildung vorgestellt. Natürlich ist dann auch die von ihnen entwickelte Software allererste technische Sahne und vollgestopft mit künstlicher Intelligenz. Die braucht es zum Glück nicht, um ihren praktischen Nutzen zu verstehen. Eines der größten Probleme im E-Commerce, Bereich Mode, ist der enorm hohe Anteil von Rücksendungen. Ein Hauptgrund sind Kleidungsstücke, die nicht richtig passen. Mit Prezise lässt sich nun unter Einsatz eines Smartphones eine einfache Erfassung der Körpermaße realisieren. Einfach vor die Handykamera gestellt, einmal um die eigene Achse gedreht – fertig. Anschließend bekommt man dann Kaufempfehlungen in der passenden Größe. Das gäbe es ähnlich schon, meint Dagmar Wöhrl, außerdem würden das die Kunden aus Datenschutzgründen kaum annehmen. Die anderen Löwen sehen das weniger kritisch, stören sich bei gewünschten 650.000 Euro für 10 % aber an der hohen Bewertung. Nach einigem Hin und Her ist Carsten Maschmeyer mit 15 % dabei. Hochbegabte Verhandler sind die Gründer anscheinend auch.
LOOMAID bleibt sauber
Vorsicht bei der Aussprache und bitte keine Buchstaben vertauschen: Bei dem nächsten angepriesenen Produkt handelt es sich um eine Silikonbürste. LOOMAID heißt sie, was Nico Rosberg ziemlich akkurat mit „Toilettenputzfrau“ übersetzt. Das ist fast schon sein auffälligster Moment in dieser Folge. Die Brüder Jan-Peter und Andres Psczolla versprechen eine „Revolution des Alltäglichen“. Eine Nummer kleiner formuliert, bieten sie eine Klobürste, an der der übliche Dreck dank einer an Lotosblättern angelehnten Oberfläche abperlt. Sicherlich ein hygienischer Fortschritt, der schon zu 20.000 Verkäufen im Onlineshop geführt hat. Elf Jahre haben die Gründer bereits ihrer Bürste gewidmet. Diese Begeisterung können nicht alle teilen, doch Familienunternehmerin Dagmar Wöhrl würde gern in das Familienunternehmen investieren und das Angebot von 200.000 Euro für 20 % akzeptieren. Ralf Dümmel hat derweil ausgerechnet, wie viele Toiletten es in Deutschland gibt und kommt irgendwie auf einen dreistelligen Millionenwert. Kein Wunder, dass auch er gern zu den genannten Konditionen einsteigen würde. Da müssen die Brüder gar nicht überlegen und geben ihm den Zuschlag.
STRAFFR fehlt Spannung
STRAFFR wird als Startup aus Kassel angekündigt, hat aber auch enge Verbindungen zu Hamburg, weshalb wir vor ein paar Monaten bereits darüber berichtet haben. STRAFFR ist ein Trainingsband aus Silikon mit einem durchgehenden Sensor. Der misst, mit welcher Kraft und Geschwindigkeit die Übungen durchgeführt werden. Eine App bietet über 50 Übungsvarianten und zeigt an, wenn etwas richtig oder falsch läuft. Aus Sicht der Löwen läuft da momentan noch einiges falsch. Die Kontrolle über das Handy sei problematisch, da man während des Trainings nicht ständig auf das Display schauen möchte. Die Bewertung sei bei 300.000 Euro für 20 % und bisher fehlendem Umsatz zu hoch, ebenso der Verkaufspreis von 99 Euro. Und überhaupt überzeugten die angestrebten Umsätze und Gewinne nicht. Das beurteilt auch Nico Rosberg so, der nur zwei Tipps zu bieten hat. Ein Ständer für das Handy wäre toll und virtuelle Trainingspartner, damit würde STRAFFR sicherlich abgehen. Dafür können sich die Gründer Stefan Weiß, Torben Hellmuth und Hanno Storz allerdings auch nichts kaufen.
Knödelkult rettet Brot
Lebensmittelverschwendung hat viele Gesichter. Eines davon zeigen Janine Trappe und Felix Pfeffer in Gestalt eines Brotes. Es steht stellvertretend für die 500.000 Tonnen unverkauften Brots, die pro Jahr in Deutschland weggeworfen werden. Einen Teil davon möchte das Paar (privat wie beruflich) retten und daraus Knödel machen. Knödelkult nennt sich das Startup, das ihr im Interview mit dem Gründerduo auf unserer Partnerseite Food Innovation Camp genauer kennenlernen könnt. So richtig munden den Löwen weder die Klöße im Glas noch die Unternehmenszahlen, nur Ralf Dümmel ist auf den Geschmack gekommen und macht einen Deal über 250.000 Euro für 25 %. Was seitdem geschehen ist? „Seit dem Deal ist viel passiert. Dank Ralf und seinem Team sind unsere Knödel bald in viel mehr Läden erhältlich. Darum haben wir unsere Produktionskapazitäten erhöht, weitere Bäckereien an Bord geholt und so mehr Brot gerettet als je zuvor.“
SOROSE von Deal überrascht
Während einer Reise nach Hongkong hat Lucy Leiter ihr Faible für asiatische Kosmetik entdeckt und daraufhin zusammen mit ihrem Mann Peter den Onlineshop Shishi Chérie aufgezogen. Jetzt wollen sie den nächsten Schritt gehen und mit SOROSE eine eigene Kosmetikmarke etablieren. Basis für die Gesichtspflegemittel ist Rosenwasser. Die Produkte kosten zwischen 24,90 und 39,90 Euro, die Herstellungskosten liegen im Schnitt so bei Zweifuffzig. Das ist mal eine Marge, bei der selbst Carsten Maschmeyer Bauchschmerzen bekommt. Ein anderer Knackpunkt ist die Wirksamkeitsstudie von SOROSE – die gibt es nämlich noch nicht. Judith Williams lässt sich davon nicht abschrecken, sie macht allerdings ein Angebot, mit dem niemand gerechnet hat. Sie will für 200.000 Euro 33,3 %. Nicht allein von SOROSE, sondern vom gesamten Unternehmen inklusive Shishi Chérie. So war das nicht geplant, aber so wird das gemacht. Oder doch nicht, denn später ist der Deal geplatzt, keine Seltenheit bei Williams.
Fotos: TVNOW / Bernd-Michael Maurer