Dräger erwirbt Mehrheitsanteile an bentekk – das Interview
Am Montag elektrisierte eine Meldung die Hamburger Startup-Szene: Dräger, ein weltweit führendes Unternehmen für Medizin- und Sicherheitstechnik, übernimmt 51 Prozent der Anteile an der bentekk GmbH! Wir sprachen mit Johannes Weber, einem der beiden Geschäftsführer, über diesen Erfolg und die Geschichte von bentekk.
Herzlichen Glückwunsch zu der gerade bekanntgegebenen Zusammenarbeit mit der Dräger Safety AG & Co. KGaA! Könnt Ihr Euch zu Beginn unseres Interview bitte kurz vorstellen?
bentekk entwickelt, produziert und vertreibt analytische Gasmesstechnik für die Bestimmung von Gefahrstoffkonzentrationen in der Umgebungsluft. Wir machen anspruchsvolle Hardware und smarte Software, die in der Vergangenheit mehrfach ausgezeichnet wurde. Gemeinsam mit Matthias Schmittmann habe ich das B2B-Startup im November 2014 gegründet.
Wie ist Euer Startup bentekk entstanden?
Die bentekk GmbH ist ein Spin-off der Technischen Universität Hamburg und des Nothern Institute of Technology Management. Aus dem Gründerteam aus zwei Personen ist seitdem ein Spitzen-Team aus Techies mit zehn Köpfen unterschiedlicher Fachgebiete gewachsen. Unser Fokus hat sich früh von einem wissenschaftlichen Interesse zu einer starken Marktorientierung verschoben.
Und was genau macht bentekk?
Unser Produkt, das sogenannte ›X-PID‹, ist ein tragbares Gasmessgerät zur schnellen und präzisen Bestimmung von Benzol und anderen krebserregenden organischen Verbindungen in der Umgebungsluft. Die Besonderheit des X-PID ist, dass ein mobiles, handliches Gerät die Detektion von sehr geringen Konzentrationen ermöglicht, die bisher nur in einer stationären Laborumgebung messbar waren. Die Messsysteme setzen auf einen Industrial-Internet-of-Things-Ansatz. Durch die Konnektivität zu unserer Webplattform X-HUB bieten wir zusätzliche Dienstleistungen wie etwa die zentrale Speicherung der Messdaten und eine vorausschauende Wartung an.
Nenn uns bitte ein konkretes Beispiel, bei dem die von Euch entwickelte Technologie bereits zum Einsatz gekommen ist!
Einer unserer ersten Kunden, eine Raffinerie, hat das X-PID im letzten Jahr während Freimessungen bei Wartungsarbeiten eingesetzt, um maximal zulässige Konzentrationen von Benzol zu überwachen. Durch die schnellen Messungen konnten die Personen des Arbeitsschutzes mehrere Stunden pro Tag gegenüber herkömmlichen Messverfahren einsparen. Darüber hinaus haben sie mit unserer Technologie auf Verbrauchsmaterialen verzichten können und somit Kosten eingespart. Durch die Smartphone-ähnliche Bedienung und Steuerung des X-PID wurde die vergleichsweise komplexe Technologie schnell verstanden.
Welche Rolle haben die TU Hamburg und das Startup Dock bei Eurer Entwicklung gespielt?
Die ersten Schritte für bentekk haben wir bereits während unseres Studiums an der TU Hamburg und dem Nothern Institute of Technology Management gemacht. Wir waren früh in die Gründernetzwerke des Campus und insbesondere das Startup Dock eingebunden. Die Unterstützung bei der Suche nach Räumlichkeiten, guten Mitarbeitern sowie die Herstellung von Kontakten zu relevanten Personen der Hamburger Gründerszene waren für uns sehr wichtig. Wir sind sehr dankbar, dass es solche Einrichtungen und Initiativen gibt.
Wie ist der Kontakt mit Dräger zustande gekommen?
Die Anzahl der forschenden und produzierenden Unternehmen im Bereich der portablen Gasmesstechnik ist weltweit überschaubar. Dräger war uns von Anfang an als Weltmarktführer für unser Produktsegment bekannt. Der konkrete Kontakt und Austausch besteht seit über einem Jahr und führte erfreulicherweise zu der Transaktion.
Dräger hält jetzt die Mehrheitsanteile an bentekk. Was bedeutet das für Euer Startup und Euch persönlich?
Wir bleiben in Hamburg in unseren jetzigen Strukturen, um ähnlich agil und schnell im Bereich Entwicklung und Produktmanagement weiterzumachen wie bisher. Die Nähe von Dräger zu Kunden und das internationale Vertriebs- und Servicenetzwerk sind für uns von unschätzbarem Wert. Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit und die gemeinsame Zukunft. Die Transaktion ist auch eine Anerkennung für die Leistung unseres Teams in den vergangenen zweieinhalb Jahren
Was sind Eure Pläne für die kommenden Monate?
bentekk wird in den kommenden Monaten zusammen mit Dräger an der Weiterentwicklung des Produktes arbeiten. Eines der Hauptziele ist es, den Einsatz des Gerätes auch in explosionsgefährdeten Atmosphären zu ermöglichen, eine wichtige Voraussetzung für den Zugang zu weiteren Anwendungsmärkten. Dafür suchen wir noch nach Verstärkung unseres Teams. Gemeinsam mit Dräger werden wir zudem an der internationalen Marktdurchdringung arbeiten.
Vielen Dank für das Interview!
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