Doppelerfolg beim AI.SUMMIT 2024 für NoscAI
Der AI.SUMMIT 2024 hatte viel zu bieten, vor allem war er aber ein engagierter Aufruf zu handeln. „The Time to Adopt is NOW!“ lautete das Motto. Unter anderem wurde ein Aktionsplan „KI für Deutschland“ vorgestellt. Bereits aktiv geworden, und das mit Erfolg, sind die vier Startups, die es ins Finale des AI STARTUP AWARD geschafft haben: dealcode, aiomatic, dpv-analytics und NoscAI, das schließlich sowohl den Jury- als auch den Publikumspreis gewinnen konnte.
Der AI.SUMMIT brachte Startups und Corporates zusammen
Eines der Hauptanliegen des AI.SUMMIT, der den Untertitel „Corporate Edition“ trug, war die Vernetzung von Entscheiderinnen und Entscheidern aus etablierten Unternehmen mit KI-Startups. 30 solcher Jungunternehmen, die künstliche Intelligenz nutzen, konnten sich auf der Expo im 23. Stock des EMPORIO Towers vorstellen. Eine Reihe von ihnen trugen auch mit Masterclasses zum Programm bei. Paneldiskussionen auf der Hauptbühne, bei denen die internationalen Gäste teilweise per Video zugeschaltet wurden, komplettierten das Konferenzangebot für die über 400 Teilnehmenden.
Bei der Frage nach KI in Wirtschaft und Gesellschaft geht es schon lange nicht mehr um das „ob“, sondern um das „wie“ und nicht zuletzt um das „wie schnell“. Konzerne können dabei manchmal das Tempo von sedierten Faultieren einschlagen, scherzte Dirk Ploss, Innovationsbeauftragter bei Beiersdorf. Dass es in der Realität meist deutlich schneller geht, verdeutlichten viele Beispiele. Das ist aber auch dringend notwendig, denn die internationale Konkurrenz hat oft noch einen deutlichen Vorsprung in Sachen KI und den in diesem Jahr von der EU beschlossenen AI Act mit seiner Regulatorik sehen manche zwar als Chance, andere aber als Zwangsjacke.
Von 30 Kandidaten erreichten 4 das Finale des AI STARTUP AWARD
Ein zentraler Programmpunkt beim AI.SUMMIT war zweifellos der Pitch um den AI STARTUP AWARD. Wobei eine Entscheidung schon in der Woche davor gefallen war. Eine Fachjury hatte insgesamt 30 Startups unter die Lupe genommen und intern einen Sieger bestimmt. Ursprünglich sollten die Top 3 der Jurywahl die Chance bekommen, sich dem Publikum zu präsentieren. Die Qualität der Bewerbungen fiel aber so hoch aus und die Wahl entsprechend so schwer, dass schließlich vier Kandidaten ihren Auftritt hatten.
Den Auftakt machte Alexander Welztsch von dealcode, das schon im Vorjahr das Finale erreicht hatte. Das Startup ist ein Vertreter eines Trends, der gerade in aller Munde ist: KI-Agenten. Das sind, vereinfacht gesagt, digitale Arbeitskräfte, die weitestgehend autonom Aufgaben übernehmen. Bei dealcode unterstützen diese Agenten Vertriebsteams bei der Identifizierung potenzieller Kunden und der Akquise. Innerhalb eines Jahres hat das Unternehmen seinen Umsatz beinahe vervierfacht und mehr als 80 Kunden, überwiegend aus der Industrieproduktion, gewinnen können.
Eine ähnliche Zielgruppe spricht auch aiomatic an, allerdings mit einem ganz anderem Geschäftsmodell. Laut einer aktuellen Studie entsteht Industrieunternehmen weltweit ein jährlicher Schaden von 852 Milliarden Euro aufgrund von Maschinenausfällen. Das Mittel dagegen nennt sich „Predictive Maintenance“. Damit gemeint ist eine Echtzeit-Überwachung von Maschinen, die dank künstlicher Intelligenz Probleme erkennt, bevor sie Schaden verursachen können. Für aiomatic stieg Kim Barthel, Head of Business Development, in den Ring.
KI in der Medizin bewegte am meisten
Turbulent zu ging es beim Pitch von dpv-analytics beziehungssweise myritmo, wie das Medizinprodukt des Startups heißt. Aus dem Stehgreif hatte Andreas Feike, der das Startup beratend begleitet, die Präsentation begonnen, dann kam Co-Geschäftsführer Dr. Philip Nölling gerade noch rechtzeitig, um zu übernehmen. Er stellte ein Mini-EKG-Gerät vor, das sich problemlos auf der Brust tragen lässt und unter anderem der Schlaganfallprävention dient. Der eigentliche Clou ist aber nicht die Hardware, sondern die Datenanalyse, natürlich mit KI. Dafür ist nicht einmal das myritmo-EKG erforderlich; das Startup kann auch von Smartwatches erhobene Daten auswerten, zur Weihnachszeit sogar kostenlos mit dem Code CC2024.
In kaum einen Bereich hat KI so positive Auswirkungen wie in der Medizin. Jeder kann den Nutzen nachvollziehen, viele sind persönlich oder über den Familien- und Freundeskreis betroffen. Daher hatte es noch ein zweites Medtech-Startup ins Finale geschafft. Der CEO Dr. Sohrab Shojaei Khatouni beeindruckte mit seiner eigenen Geschichte und erschreckenden Zahlen. Bei einer Augenoperation verlor er 30 % seiner Sehkraft, weil man bei ihm eine veraltete Behandlungsmethode gewählt hatte. Ein Schicksal, dass er mit Millionen Menschen teilt, bei denen Fehldiagnosen und -behandlungen schwere Schäden verursachten oder sogar tödlich waren. Das Startup NoscAI will das verhindern, indem es weltweit medizinisches Wissen einsammelt und zur Verfügung stellt. Diese Vision überzeugte sowohl die Jury als auch das Publikum, das ebenfalls einen Preise vergeben konnte. So wurde NoscAI zum Doppelsieger des Tages.
2025 soll viel passieren und der AI.SUMMIT noch gößer werden
Veranstalter des AI.SUMMIT ist die AI.GROUP um Petra Vorsteher und Ragnar Kruse. Die hat mit ihren zahlreichen Aktivitäten und Programmen für die KI-Szene in Hamburg schon einiges bewegt und 2025 soll noch wesentlich mehr passieren. Ragnar verdeutlichte in seiner Eröffnungsrede das Wachstumspotenzial in Billionenhöhe, das künstliche Intelligenz birgt. Damit Deutschland ein möglichst großes Stück vom Kuchen abbekommt, werden sich die vier existierenden AI Startup Hubs noch stärker verknüpfen, weitere sollen entstehen. Bereits konkret ist der Launch des AI.HUB Hamburg, der Unternehmen aller Art fit für das KI-Zeitalter machen soll.
Das gilt auch für den eingangs erwähnten Aktionsplan KI für Deutschland. Der umfasst in seiner jetzigen Form elf Punkte, von der Einrichtung eines Digitalministeriums über Förderungen in Milliardenhöhe bis hin zu Initiativen für mehr Bildung und Schaffung eines flexiblen rechtlichen Rahmens. Europa soll zum führenden KI-Ökosystem werden, mit Deutschland als Schrittmacher und Hamburg als wichtigen Standort. Wer seine Ideen für den Aktionsplan einbringen möchte, kann das noch bis zum 31. Dezember tun. Erste Ergebnisse können vielleicht schon beim nächsten AI.SUMMIT verkündet werden, der für den 15. Oktober 2025 geplant ist. Der soll noch ein paar Nummern größer werden, mit über 150 Startups, weit über 1.000 Gästen und einem erweiterten Programm. Große Ziele für ein großes Thema.