Die wichtigsten Fakten aus dem Business Angel Report 2023
Investments von Business Angels sind für viele Startups der wichtigste Faktor für die Wachstumsbeschleunigung in der Frühphase. Eine von Google for Startups und AddedVal.io beauftragte Studie bietet nun erstmals einen umfassenden Überblick über die Business Angel-Szene in Deutschland.
Die neue Studie ist nicht zuletzt deshalb besonders aussagekräftig, weil sie nicht nur eine Momentaufnahme ist, sondern den Zeitraum vom 1. Juli 2019 bis 31. Dezember 2022 betrachtet. Ausgewertet wurden 8.095 Kapitalerhöhungen von 4.731 Startups. Als Business Angels gelten dabei Personen, die privat oder über eine Beteiligungsgesellschaft eigenes Kapital investieren. Das unterscheidet sie unter anderem von von Family Offices, Crowd-Investments, Venture Capital-Fonds (VCs), Unternehmen und Acceleratoren. Dabei stellen Business Angels mit 78 % die mit deutlichem Abstand größte Investorengruppe dar.
Im genannten Zeitraum waren hierzulande 13.224 Business Angels aktiv, davon stammten 10.925 aus Deutschland. Bei den Bundesländern hat Bayern mit 2.640 die Nase vorn, gefolgt von Berlin mit 1.833 und Nordrhein-Westfalen mit 1.814. In Hamburg leben 815 dieser guten Startup-Geister. Bundesweit sind sie im Durchschnitt 49 Jahre alt, wobei der Altersrekord bei 98 Jahren liegt. Überdurchschnittlich hoch ist das Bildungsniveau: 11,4 % haben einen Professorentitel oder Doktorgrad, in der Gesamtbevölkerung sind das nur 1,4 %.
Mehr Investorinnen bitte!
Weit unterdurchschnittlich ist dagegen der Frauenanteil bei den Business Angels, ein Thema, dem sich der Report besonders ausführlich widmet. In der Halbjahresauswertung lag der Wert zwischen 12,1 % (2. Hj. 2020) und 14,4 % (1. Hj. 2022), wobei eine eindeutig steigende Tendenz nicht zu erkennen ist. Dabei wären weibliche Business Angels gerade für Gründerinnen besonders wichtig, denn das Investmentverhalten ist auch vom Geschlecht abhängig. Investoren haben nur zu 16 % auf (zumindest teilweise) weiblich geführte Startups gesetzt, Investorinnen dagegen zu 26 %.
Der Löwenanteil der Business Angels investierte in der 1. Finanzierungsrunde zwischen 25.000 und 100.000 Euro. Am häufigsten erhielten sie dafür 2,5 % Unternehmensanteile. Der niedrigste Betrag lag bei 1.000 Euro, in Ausnahmfällen gab es auch mal bis zu 10 Millionen Euro, dann konnten 50 % Unternehmensanteile und mehr fällig werden. Für eine Startrunde sicherlich kein empfehlenswertes Modell. Insgesamt erfolgten 19.678 Investements in 3.569 Startups, in der Regel sind an jeder Runde also eine Reihe von Business Angels beteiligt.
Viele Business Angels sind recht sparsam mit ihrem Engagement, im Erhebungszeitraum haben 80 % in nur ein Startup investiert. Es gibt aber auch einige, die es immer wieder tun, und oft sind es ehemalige Gründerinnen und Gründer, die sich gut in die Situation von Startup-Novizen hineinversetzen können und nicht nur finanziell, sondern auch mit Know-how unterstützen wollen. Ganz vorn sind die Flixbus-Gründer mit 42 Investments, bei den Frauen liegt Verena Pausder mit 14 Finanzierungen an der Spitze.
Medizinbranche am beliebtesten bei Business Angels
Etwas überraschend sind die Ergebnisse bei der Branchenverteilung. Demnach liegt der Medizinbereich mit 2.831 Investments auf dem ersten Platz, gefolgt von E-Commerce (2.305), Software (1.893) und Fintech (1.349). Bei den Geschäftsmodellen liegt B2B mit 59 % vorn. Die größten Steigerungsraten von 2020 auf 2022 gab es in den Bereichen Landwirtschaft (258 %), Logistik (243 %) und Umwelttechnologie (223 %). Immer mehr Business Angels setzen auf grüne Technologien und nachhaltige Geschäftsmodelle.
Den gesamten Business Angel Report 2023 könnt ihr euch hier herunterladen.
Grafiken: Business Angel Report 2023 / Beitragsbild: Maria Orlova