Die Revolution fällt aus bei „Die Höhle der Löwen“
Revolutionäre Neuentwicklungen – das versprechen viele der Gründerinnen und Gründer, die sich in „Die Höhle der Löwen“ wagen. Doch wirklich einzigartig und innovativ sind am Ende die wenigsten Produkte. Wie schaut das bei Scooper, Early Green, ASPHALTKIND, soapflaker und wryte aus? Wir überprüfen das in unserem Nachbericht!
Scooper beutelt Koffein für die Backe
Patrik Fuchs und Michael Gueth sind zwei angestrengt auf locker-kreativ gekleidete Herren mittleren Alters, die ebenfalls eine Revolution ausrufen. Bei ihnen gibt es den schnellen Koffeinkick mal nicht per Getränk oder Lutschbonbon, sondern mithilfe einer Art Teebeutel, den man sich in die Backen schiebt. So soll das Koffein schneller in den Blutkreislauf gelangen und wirken. Runterschlucken sollte man die ausgelutschten Beutelchen nicht, sondern in einem in den Deckel der Scooper-Dose eingebauten Minimülleimer verstauen. Scooper ist übrigens der Markenname.
Was halten die Löwen von dieser Weltpremiere (verkauft ist noch nix)? Judith Williams stört das Munderlebnis, Nils Glagau erklärt, er habe überlegene Produkte im Programm und Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer haben schon in ähnliche Startups investiert. Freie Bahn also für Dagmar Wöhrl, die vor allem das Design lobt und das Einstiegsangebot von 150.000 Euro für muntere 50 % annimmt.
Early Green pulverisiert veganen Fleischersatz
Vegane Fleischalternativen sind längst in allen Supermärkten angekommen, zumeist in den Kühlregalen. Längere Haltbarkeit versprechen Pulver, die mit Wasser verrührt die Masse für pflanzliche Burger und ähnliches bieten. Wirklich neu ist auch das nicht, wird aber von dem Ehepaar Nicole und Bernd Sell aus Löwensicht so sympathisch vorgestellt, dass sie für ihre Marke Early Green zwei Angebote bekommen. Nils Glagau sagt, er kenne sich aus mit vegan und will für 100.000 Euro 20 %. Ralf Dümmel verlang 30 %, lässt sich noch auf 25 % runterhandeln und bekommt den Zuschlag. Ein Kritikpunkt aus der Sendung ist inzwischen übrigens aufgegriffen worden: Nicht mehr alle Mischungen basieren auf dem stark glutenhaltigen Seitan.
ASPHALTKIND flachst Autozubehör
Eine Dachbox für Sportwagen und andere Fahrzeuge mit zu kleinem Kofferraum – das ist ASPHALTKIND. Sie ist besonders windschnittig und leicht und damit auch irgendwie umweltfreundlich, erzählen Nils Freyberg und Tiado Janis Pieperhoff. Das gehört ja heute zu jeder Unternehmensgeschichte dazu. Tatsächlich nachhaltig könnte allerdings das Material der Box sein, das besteht nämlich unter anderem aus Flachsfasern.
Eigentlich wollen sie auch gar nicht so sehr ASHALTKIND anpreisen, sondern das Mutterunternehmen Cropfiber, das dieses Fertigungsmaterial vermarktet. Damit überzeugen sie Carsten Maschmeyer und Nico Rosberg, die sich für 230.000 Euro die Sperrminorität von 25,1 % sichern. Ist das vielleicht die erhoffte Revolution? Eher nicht, denn Naturfaserverbundstoffe sind gerade in der Automobilindustrie längst üblich, selbst beim ollen Trabbi kamen schon Baumwollkurzfasern beim Karosseriebau zum Einsatz. Daher ist wegen des fehlenden Alleinstellungsmerkmals der Deal später auch geplatzt.
soapflaker mahlt Seife zu Flocken
Blockseife oder Flüssigseife – das ist auch eine Frage von Ästhetik oder Umweltfreundlichkeit. Die eine wird bei längerer Benutzung unansehnlich, die andere erzeugt mehr Plastikmüll. soapflaker von Stefan Hinüber will nun beide Welten vereinen. Seine Erfindung sieht ähnlich aus wie eine Pfeffermühle und hobelt Blockseife zu Flocken. Clou 1: es bleiben keine Reste übrig. Clou 2: Es passt nur die Seife von soapflaker in das Gerät.
Aber ist das wirklich praktisch? Einige Löwen sind da skeptisch und steigen aus. Auch die Verkaufspreise, zum Beispiel 12,99 Euro für zwei Nachfüllstücke, sind eigentlich nicht mehrheitsfähig. Ralf Dümmel sieht trotzdem Potenzial und bietet 120.000 Euro für 30 %. Durch den Deal gingen zumindest die Preise etwas nach unten; so kostet die doppelte Nachfüllung jetzt 7,99 Euro. Es gibt allerdings auch schon einen Blockseifenspender, in den jedes handelsübliche Stück hineinpasst. Und auf Zugtoiletten war ein ähnliches Gerät früher Standard. Also ist auch soapflaker nicht innovativ.
wryte digitalisiert die schulische Zettelwirtschaft
Aber jetzt: Alle verlangen die Digitalisierung der Schulen, Philipp Kramer und Matthias Schadhauser haben vielleicht eine Lösung. wryte nennt sich ihre App, die den Wust an Notizblättern, Schulheften und sonstigem Papierkram für Schülerinnen und Schüler überflüssig machen soll. Die Benutzeroberfläche auf dem Tablett ist mit dem Stundenplan synchronisiert und bei Fragen stehen Nachhilfekräfte spontan digital zur Verfügung.
Jedenfalls ist das so geplant, den gerade läuft erst eine Testphase. Die Löwen glauben nicht an einen Erfolg. Das Team sei nicht gut aufgestellt ohne eigenen Programmierer und die Schulen würden da nicht mitmachen; „Viele Lehrer wollen Papier“, behauptet Judith Williams. Die Revolution im Klassenzimmer – und bei den Löwen – fällt also vorerst aus.
Fotos: RTL / Bernd-Michael Maurer