Die ItchyMonsters sagen Neurodermitis spielerisch den Kampf an
Immer mehr Kinder leiden an der Hautkrankheit Neurodermitis, die zwar nicht heilbar, aber durch regelmäßiges Eincremen gut zu behandeln ist. Durch die App ItchyMonsters wird dieser oft als lästig empfundene Vorgang zum spielerischen Erlebnis.
Neurodermitis, medizinisch korrekt auch atopisches Ekzem genannt, ist eine chronische, nicht ansteckende Hautkrankheit. Sie äußert sich durch sehr empfindliche und trockene Haut und dem damit verbundenen starken Juckreiz als häufigstes Symptom. Die Ursachen der Erkrankung sind nicht restlos geklärt, auffällig ist aber eine starke Zunehme der Verbreitung in den letzten Jahrzehnten, was mit der ebenfalls steigenden Zahl der Allergien in Zusammenhang stehen könnte. Vor allem Kinder sind von Neurodermitis betroffen, bis zu 1,5 Millionen dürften es allein Deutschland sein. Mit zunehmendem Alter schwächen die Symptome ab und verschwinden oft ganz.
Erfahrungen aus der Praxis führten zur Idee für ItchyMonsters
Auch wenn die Krankheit nicht heilbar ist, können Cremes und Lotionen zumindest erhebliche Linderung verschaffen. Dafür ist aber eine regelmäßige Anwendung mindestens einmal pro Tag erforderlich. Gerade bei kleinen Kindern ist das oft leichter gesagt als getan. Sie verstehen den Sinn der Prozedur nicht, sie ist ihnen lästig und unangenehm, so dass sie für Kinder und Eltern gleichermaßen Stress verursacht. Die Hautärztin Dr. Lisanne Drerup weiß das aus vielen Gesprächen mit Eltern und sucht schon lange nach einer Lösung für das Problem.
Die Idee zu ItchyMonsters kam ihr bei der Beobachtung ihrer inzwischen eineinhalb Jahre alten Tochter, die viele Dinge im Leben spielerisch lernt. Das Mädchen ist noch zu jung, um sich mit dem Handy zu beschäftigen, aber für etwas ältere Kinder ist das inzwischen selbstverständlich. So gibt es beispielsweise eine Reihe von Apps, das das Zähneputzen zu einem vergnüglichen Abenteuer machen sollten. Etwas Ähnliches schwebte ihr auch für Neurodermitis vor. Die Startup-Welt ist für sie kein Neuland, sie gehörte zum Gründungsteam von doctorderma, einem Online-Hautarzt. Inzwischen kümmert sie sich fast ausschließlich um ihr neues Unternehmen, das offiziell MonsterShack heißt.
Als Mitgründer holte sie sich Dr. Daniel Voigt an Bord, der ebenfalls Startup-Erfahrung mitbringt. Der auf Medizinrecht spezialisierte Jurist gehörte zum Gründungsteam von Justhair, einer Plattform gegen Haarausfall. Dritter Mann im Bunde ist David Dickopf, zuständig für den technischen Bereich. Gestartet ist das Trio Anfang 2024, die Programmierung der liebenswerten Monster durch das Hamburger Animationsstudio Animationsfabrik GmbH begann sogar erst im Juni. Die Spielidee ist an beliebte Klassiker wie Pokémon Go und Tamagotchi angelehnt. Momentan gibt es elf Monster, die jeweils sieben Entwicklungsstufen durchlaufen. Durch regelmäßige Pflege in der App, verbunden mit dem realen Eincremen, wachsen sie. Hat eines seine Entwicklung abgeschlossen, ist das nächste an der Reihe.
Monströses Wachstum ist möglich
Neben dem Spiel enthält die App noch Informationen rund um das Thema Neurodermitis und eine Tagebuchfunktion. Damit können die Eltern den Verlauf der Erkrankung dokumentieren. Diese Informationen sind wichtig für die medizinische Behandlung und die individuell abgestimmte Therapie. Das ItchyMonsters funktioniert, haben erste Tests bereits ergeben. In einer frühen Version genügten sogar schon Fotos statt der Animation, um Kinder zum Eincremen zu motivieren. Die jetzt gestartete Version stellt aber auch nur einen Zwischenschritt dar. Zum einen wird es einen beständigen Nachschub an Monstern geben, zum andern ist eine Einbindung von Augmented Reality (AR) in Arbeit. Anfang nächsten Jahres sollen dann die Kreaturen mit Hilfe von AR über die eingecremte Haut laufen. Angedacht ist zudem, durch eine künstliche Intelligenz kreierte Geschichten mit den Monstern zu erzählen.
Zu Beginn ist die Nutzung der App, die in diesen Tagen in die Stores geht, noch kostenlos, angestrebt wird eine Zulassung als digitale Gesundheitsanwendung (DiGA), die von den Krankenkassen bezahlt wird. Geld gibt es vom InnoFounder-Programm der IFB, ansonsten ist das Startup bisher komplett eigenfinanziert. Das Wachstumspotenzial ist groß, schließlich leiden Kinder in aller Welt an Neurodermitis und der Spaß an Comicmonstern ist universell. Außerdem lässt sich das Prinzip, gesunde Verhaltensweisen mit spielerischen Elementen zu verbinden, auf viele weitere Anwendungen übertragen. Konkret geplant sind die SunnyMonsters, die das Eincremen mit Sonnenschutzmittel zum Vergnügen machen sollen. Auch bei einer Chemotherapie könnten die freundlichen Fabelwesen nützliche Dienste leisten. Die Abenteuer der Monster haben also gerade erst begonnen.