„Die Höhle der Löwen“: So liefen die ersten Deals in 2018
Die Löwen sind wieder da! In altbewährter Besetzung und in einer schicken neuen Studiodekoration jagen sie ab sofort jeden Dienstag 12 Folgen lang nach den besten Deals. Zum Start der fünften Staffel von „Die Höhle der Löwen“ gab es einige vielversprechende Produkte und Ideen. Mit Swedish Fall hat auch ein Hamburger Startup sein Glück versucht. Wir beantworten alle wichtigen Fragen zur Sendung vom 4. September.
Saugt Catch UP den ersten Deal auf?
Tobias Gerbracht (20) ist ein echter Wunderknabe. Zweimal hat er den Bundeswettbewerb von „Jugend forscht“ gewonnen und unter anderem eine Station zur Messung von Schadstoffen entwickelt. Er ist Dozent an der Junior-Universität in Wuppertal und studiert Industrial Design. Omas Liebling ist er natürlich auch, denn als die Großmutter einmal versehentlich einen Ring aufgesaugt hatte, holte Tobias ihn todesmutig aus dem Staubsaugerbeutel wieder heraus. Eine schöne Schweinerei war das, die ihn dazu brachte, einen Staubsauger-Aufsatz zu erfinden, der größere Teile abfängt, bevor sie im Beutel landen. Für Physiknerds: Das Catch>>Up genannte Gerät macht sich dabei den Bernoulli-Effekt zunutze, den wir hier aber nicht weiter erklären wollen.
Mit solchen Details halten sich die Löwen schließlich auch nicht auf. Sie sind ganz aus dem Häuschen angesichts des jungen Erfinders, der seine Karriere als Sechsjähriger mit Legosteinen startete. Judith Williams nennt ihn den sympathischsten Staubsaugervertreter aller Zeiten, Frank Thelen einen Leuchtturm. Beide sind trotzdem raus; Frank, weil er selbst noch nie Staub gesaugt hat, und Judith liegt das Thema auch nicht so. Bei Carsten Maschmeyer weckt Tobias gründerväterliche Gefühle, er möchte auf das schon sehr entgegenkommende Angebot von 100.000 Euro für 35 % Unternehmensanteile eingehen. Den Deal zu diesen Konditionen will allerdings auch Ralf Dümmel, den es vor Begeisterung kaum auf dem Sessel hält. „Das ist mein Produkt!“ ruft er aus, und erwartungsgemäß bekommt er es.
Knackt Jacky F. den Jackpot?
Artocarpus heterophyllus, eine Pflanze aus der Gattung der Maulbeergewächse, ist in Süd- und Südostasien weit verbreitet. Ihre unreifen Früchte werden wie Gemüse in einer Reihe von Gerichten verwendet, wegen ihrer an Fleisch erinnernden faserigen Struktur ist sie vor allem für die vegetarische Küche geeignet. Julia Huthmann lernte die Jackfruit, so ihr englischer Name, kennen, als sie für eine Weile in Sri Lanka lebte. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland setzte sie sich das Ziel, dieses exotische Lebensmittel auch hierzulande populär zu machen. Unter dem Namen Jacky F. verkauft sie es als Dosengemüse in Bio-Qualität und in Salzlake eingelegt. 2017 reichte das für einen Umsatz von 110.000 Euro. Von den Löwen möchte sie 260.000 Euro für 10 %, am liebsten von Frank Thelen.
Aber schmeckt denen die Jackfruit überhaupt? Verarbeitet zu Frikadellen und Nuggets und in Wraps und Salaten schon. Ralf Dümmel löffelt ein paar Stückchen pur aus der Dose und ist nur mäßig begeistert. Offensichtlich ist das Produkt recht erklärungsbedürftig und für Kochmuffel weniger geeignet. Georg Kofler bei seinem einzigen Auftritt in dieser Folge schreckt das nicht ab. Ihm gefällt das Logo und er glaubt, mit dem richtigen Marketing Jacky F. nach vorn bringen zu können. Allerdings will er 35 %. Frank Thelen, der zuvor schon mit 25 % zufrieden gewesen wäre, erhöht daraufhin auf 30 %. Julia ist das alles zu viel, nach einem Telefonat mit ihrer Schwester möchte sie auf 20 % runterhandeln. Food-Frank geht wieder auf 25 % zurück und bekommt den Deal…nicht. Julia sieht dadurch Jacky F. zu niedrig bewertet und will es jetzt auf eigene Kappe versuchen. Hoffentlich war das keine Jackass-Entscheidung.
Gehen bei Volatiles die Lichter an?
Mosaike gibt es schon seit dem Altertum, weshalb sie ein eher angestaubtes Image haben. Volatiles will nun das Mosaik des 21. Jahrhunderts an die Wand bringen. Die Bausteine enthalten dabei LED-Module, die sich beispielsweise per Smartphone steuern lassen und Lichteffekte in beliebig vielen Farben erzeugen. Die Elemente reagieren auch auf Berührung; so kann man damit per Hand Wörter und Symbole malen. Mit dieser Erfindung, die es so weltweit von keinem anderen Anbieter geben soll, hat das Berliner Startup bereits zwei Millionen Euro von sieben Investoren eingesammelt. Die Löwen sind eingeladen, weitere 500.000 Euro für 10 % Anteile dazuzugeben.
Erstmal gibt es viel Lob und dann eine Rechenaufgabe, die den Gründer Florian Nübling völlig aus der Bahn wirft. Er soll sagen, wie hoch der Umsatz aus einem schon fest zugesagten Auftrag sein wird. Dazu ist er auch nach mehrfacher Nachfrage in der Lage. Ralf Dümmel erlöst ihn und kommt unter Berücksichtigung des Stückpreises (134 Euro pro Model) und des Auftragsvolumens auf 540.000 Euro. Carsten Maschmeyer glaubt, das da noch viel mehr zu holen ist, vor allem in Ostasien und in arabischen Ländern. Die Bewertung ist ihm allerdings zu hoch, weshalb er um ein neues Angebot bittet. Der Gründer berät sich mit seiner Geschäftspartnerin Tiziana Kleine und schlägt so 15 bis 18 % vor. Maschmeyer macht 20 % daraus und damit den Deal klar. Inzwischen ist der allerdings geplatzt,
Gelingt Swedish Fall der große Wurf?
Das Hamburger Startup Swedish Fall und seine Mode für den Cheerleading-Sport haben wir in unserem Blog schon ausführlich vorgestellt. Gehen wir also gleich hinein in die Manege, wo sich das komplett angereiste Viererteam Verstärkung von Sportlerinnen aus der Nationalmannschaft geholt hat, die eindrucksvoll beweisen, dass Cheerleading ein echter Leistungssport ist. Auf das Angebot, sich auch mal durch die Luft werfen zu lassen, geht lieber keiner der Löwen ein. Judith Williams hat immerhin mal Football gespielt, erzählt sie, aber nach drei gebrochenen Rippen war dann Schluss. Lob gibt es viel für Swedish Fall, Geld dagegen nicht. Zu klein ist allen die Marktnische. Dagmar Wöhrl wäre vielleicht eingestiegen, ist aber durch ihre Beteiligung an dem Sportbekleidungs-Startup Morotai für diese Branche schon geblockt. Schade für Swedish Fall, aber kein Beinbruch; mittlerweile konnten die vier bereits 400.000 Euro von mehreren Investoren und aus einem schleswig-holsteinischen Förderprogramm einsammeln und ihre Kollektion kräftig erweitern.
Wie schneidet Calligraphy Cut ab?
Ob Deal oder nicht, bisher ist alles eitel Sonnenschein bei „Die Höhle der Löwen“. Kritik wird, wenn überhaupt, nur in homöopathischen Dosen verabreicht. Ändert sich das vielleicht mit dem letzten Kandidaten? Iwo, bei Calligraphy Cut erreicht die Begeisterung sogar einen neuen Höhepunkt. Der ebenso leidenschaftliche wie geschäftstüchtige Friseurmeister Frank Brormann hat ein Schneideinstrument kreiert, das für einen schrägen Anschnitt der Haare sorgt. Dadurch fallen sie geschmeidiger auf die Schulter, fühlen sich weicher an und bekommen mehr Fülle. Anhand mikroskopischer Aufnahmen lässt sich zudem erkennen, dass der Schnitt mit dem Calligrafen eine glatte Haaroberfläche hinterlässt, eine herkömmliche Schere dagegen kaputte Spitzen.
Da der Gründer auch noch ein ausgebufftes Geschäftsmodell präsentiert, mit Seminaren, Klubmitgliedschaft und Klingen, die nach vier Einsätzen schon wieder ausgetauscht werden müssen, gibt es bei den Löwen kein Halten mehr. Das ursprüngliche Wunschangebot von 500.000 Euro für 20 % ist schnell vom Tisch. Stattdessen bieten am Ende die Duos Judith Williams und Frank Thelen sowie Dagmar Wöhrl und Karsten Maschmeyer für 25 % jeweils eine Million Euro. Die Hälfte davon für Marketing, oder als Working Capital, oder das noch zusätzlich, egal, der Deal muss her. Judith bringt zusätzliche Produkte, etwa zur Spitzenversiegelung, ins Gespräch, was der Kombi Williams/Thelen schließlich den Zuschlag sichert. Ob der selbsternannte „Tesla der Friseurbranche“ das erhoffte Milliardengeschäft beschert? Ein Teil der Antwort auf diese Frage demnächst vielleicht im Haarstudio ihres Vertrauens.
Beitragsbild: Foto: MG RTL D / Frank Hempel