Die Höhle der Löwen hat wieder geöffnet
Es gibt sie noch, die komplett Corona-freien Momente im Fernsehen. „Die Höhle der Löwen“ wirkt momentan wie eine Show aus einer anderen Zeit, aber dadurch auch ganz erholsam. Fassen wir also zusammen, wie sich carryyygum, FitterYOU, MARGARET AND HERMIONE, Kofu und FLEXMED geschlagen haben.
carryyygum packt sich einen Deal aufs Fahrrad
Den kleinsten Fahrradgepäckträger der Welt hat Carl Heinze mitgebracht. carryyygum passt in fast jede Hosentasche, wiegt nur 33 Gramm und besteht aus einem Gummiband mit drei Halterungen und einem Klettverschluss. Mit dem Teil lassen sich kleinere Gegenstände bis hin zu Päckchen am Lenker festtüddeln und sicher transportieren. Ralf Dümmel, der nach eigener Aussage seit rund 15 Jahren nicht mehr auf einem Fahrrad gesessen hat, probiert das mit einem Baguette aus und dreht unfallfrei eine Runde im Studio.
Zurzeit der Aufzeichnung läuft noch eine Patentanmeldung und macht carryyygum über seinen Webshop rund 2.000 Euro Umsatz im Monat. Dümmel findet das schon sehr gut, verspricht sich aber bei 70 Millionen Fahrrädern allein in Deutschland noch ein weit größeres Geschäft. Daher ist er bereit, 150.000 Euro zu investieren, will jedoch 40 % statt der gebotenen 20 %. Kein Problem, der Deal wird festgezurrt.
Schürrle flankt und FitterYOU kann nicht verwandeln
Deutschen Fußballfans wird André Schürrle ewig in guter Erinnerung bleiben. Schließlich war er es, der die Flanke schlug, die Mario Götze zum entscheidenden Tor im WM-Finale 2014 gegen Argentinien verwandelte. Danach ging es für Schürrle, wenn auch auf hohem Niveau, fußballerisch stetig bergab, bei keinem seiner Vereine konnte er sich richtig durchsetzen. Inzwischen versucht er sein Glück auch als Startup-Förderer und tritt per Video als Markenbotschafter für FitterYOU auf.
Das Trainingskonzept von FitterYOU basiert auf einer App, die individualisierte Übungsvorschläge macht, und einer Matte, die mit aufgedruckten Koordinaten die Ausführung der Übungen erleichtert. 4,5 Millionen Euro sind bereits in das Projekt geflossen, für den Dreh der Videoclips und die komplexen Algorithmen für die Zusammenstellung der Trainingseinheiten. Was noch fehlt, ist eine Ausführungskontrolle. Die Löwen zweifeln außerdem an einer langfristigen Kundenbindung und der hohen Bewertung bei gewünschten 500.000 Euro für 10 %. Da nützt auch André Schürrle als Vorlagengeber nichts: kein Treffer.
MARGARET AND HERMIONE macht Mode aus Müll
Jetzt wissen endlich auch Menschen, die sich in der Welt von Harry Potter nicht so auskennen, wie der Name Hermione ausgesprochen wird: „Hörmaioni“ (Lautschrift ohne Gewähr). Die Marke MARGARET AND HERMIONE geht auf die Vornamen der Großmütter der beiden ursprünglichen Gründerinnen zurück. Von diesem Duo ist Barbara Gölles übriggeblieben und sie führt den Löwen ihre Kollektion mit Bade- und Sportmode vor.
Die bietet auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches, doch der Clou ist das verwendete Material. Alle Stücke bestehen nämlich aus recycelten Fischernetzen und leisten damit einen Beitrag im Kampf gegen die Verschmutzung der Meere. Tolle Idee, da sind sich die Löwen einig, aber ein kleiner und zudem komplizierter Markt. Kaum etwas sei so schwierig zum Erfolg zu machen wie Bademoden, erklärt Judith Williams. Dagmar Wöhrl schreckt das nicht ab. Endlich kann sie mal wieder ihr Familienunternehmen samt Bekleidungsgeschäften ins Spiel bringen und den Deal über 120.000 Euro für 25 % eintüten. Jedenfalls vorläufig, denn im Nachhinein will die Gründerin lieber unabhängig bleiben.
Kofu hat trotz Kichererbsen nichts zu lachen
Deals, die beinahe geklappt hätten, Teil 1: Jörn Gutkowski hatte bereits 2016 Frank Thelen von seinem Probierboxen-Startup Try Foods überzeugen können, scheiterte aber in den Nachverhandlungen. Jetzt versucht er es erneut als Begleiter von Zeevi Chaimovitch, dem eigentlichen Erfinder und Gründer von Kofu. Tofu hat sich hierzulande mittlerweile einen festen Platz auf dem Speiseplan nicht nur von Veganern gesichert. Kofu setzt nun auf Kichererbsen statt auf Soja als Grundsubstanz.
Drei Geschmacksrichtungen gibt es, alle drei munden den Löwen. Thelen steht kurz davor, erneut ein Angebot abzugeben, da stellt sich heraus, dass die beiden Gründer nicht die einzigen Gesellschafter bei Kofu sind. Ebenfalls beteiligt ist die Produktionsfirma, und zwar mit 26 %. Der Wert liegt über der Sperrminorität und macht im Ernstfall den Wechsel des Produzenten schwierig bis unmöglich. Eine solche Konstellation ist Gift für weitere Investoren. Deals, die beinahe geklappt hätten, Teil 2.
FLEXMED läuft zu Dealform auf
Lästermäuler stellen gern mal die Frage, welche Funktion eigentlich Nils Glagau bei „Die Höhle der Löwen“ habe, und er selbst soll sich das auch schon gefragt haben. Unfair, denn als Bewegungsmodel eignet er sich prima. Schon bei den Sportübungen von FitterYOU machte er eine gute Figur und bewährt sich jetzt als Testgeher für FLEXMED. Die Brüder Peter und Werner Mucha haben unter diesem Namen eine Einlegesohle entwickelt, die eine gleichmäßigere Belastung der Füße bewirkt.
Was das bringt und wie das funktioniert, ist durchaus erklärungsbedürftig, zumal der reguläre Preis bei 49,99 Euro pro Paar liegt. Georg Kofler und Ralf Dümmel glauben trotzdem daran, auf ihre Weise ein großes Publikum von dem Produkt überzeugen zu können, und bieten jeweils 140.000 Euro für 33 %. Rückfrage der Brüder: Wäre auch eine Viererkonstellation mit beiden Löwen möglich? Nein, Kofler möchte das lieber allein mit den beiden machen. Woraufhin Dümmel den Zuschlag erhält.
Beitragsbild: TVNOW / Bernd-Michael Maurer