Die Höhle der Löwen: Fußball, Tiere, Birken und Urin
Irgendwie hängt ja alles mit allem zusammen. Auch Tiere, Birken und Urin, zumindest in der neuesten Folge von „Die Höhle der Löwen“. Und Fußball geht sowieso immer. Was bei dieser Mischung herausgekommen ist und wer sich welchen Deal geschnappt hat, fassen wir hier zusammen.
Ein halber Deal für Sanilu Clean
Sanilu Clean ist ein Reinigungsmittel, das Urin- und Kalkablagerungen in Kleintierbehausungen rückstandsfrei beseitigt. Das Gründerpaar Sandra und Sven Arnold züchtet Röhnkaninchen, dessen Fellzeichnung stark an Birkenrinde erinnert. Somit deckt Sanilü Clean gleich drei der Leitthemen der heutigen Sendung ab und ist der ideale Einstieg. Das Mittel ist geruchsfrei und kommt mit einem Minimum an Inhaltsstoffen aus. Einer davon ist eine Chlorwasserstoffverbindung, die am besten unter dem Namen Salzsäure bekannt ist. Das klingt zunächst gefährlich und macht die Löwen misstrauisch, aber die Arnolds beteuern, dass Sanilu Clean im Labor getestet worden und bei sachgemäßer Anwendung ungefährlich sei.
Judith Williams ist auf jeden Fall begeistert und verspricht einen Deal, klinkt sich zunächst aber aus. Dafür setzt sie Ralf Dümmel unter Druck, der für diese Art von Produkt prädestiniert scheint. 60.000 Euro für 10 % sind normalerweise auch keine Hürde, doch Dümmel zögert und zaudert und spielt nicht mit, da kann ihr Williams noch so energisch zureden. Also nimmt sie ihre Absage wieder zurück und holt noch Dagmar Wöhrl ins Boot, die eigentlich auch schon ausgestiegen war. Zusammen wollen und bekommen die Löwinnen 20 %, unter der Voraussetzung, dass wirklich alles sauber ist bei Sanilu Clean. Williams sieht das später anscheinend nicht so und zieht sich erneut zurück, von Wöhrl gibt es dann nur 30.000 für 10 %.
Curaluna – zu hohe Bewertung, schlechtes Produkt und ein Deal, der später platzt
Zwischenzeitlich steht Dr. Frank Steinmetz und Christoph Hohl von Curaluna ordentlich der Schweiß auf der Stirn, was nicht nur an der Studiobeleuchtung liegt. Dabei fängt es ziemlich gut dann, denn beide haben glaubwürdige Geschichten zu erzählen, die sie zu ihrer Erfindung gebracht haben. Steinmetz hat eine Tochter, die im Alter von sechs Monaten einer Blasenentzündung ins Krankenhaus musste, weil ihre Windel nicht rechtzeitig gewechselt wurde. Hohls bettlägrige Mutter wurde von der Familie gepflegt, wobei Windeln ebenfalls ein Problem waren. Aus diesen Erfahrungen heraus entstand der Sensor von Curaluna, der die Feuchtigkeit einer Windel misst und auf der dazugehörigen App Alarm schlägt, wenn ein bestimmter Wert überschritten wird.
Damit geht der Ärger los, denn beim Test im Studio gibt es gleich mehrere Fehlmeldung. Der Prototyp ist viel zu groß und unflexibel, ein Patent gibt es für ihn noch nicht. Unbefriedigend auch das Geschäftsmodell mit einer Monatsgebühr, die bisherige Auftragslage (nicht existent, selbst ein Test steht noch aus) und die abenteuerliche Bewertung, die sich aus dem Wunschdeal von 600.000 Euro für 10 % ergibt. Da sind die Löwen regelrecht empört und steigen der Reihe nach aus. Auch Carsten Maschmeyer hat eigentlich keine Lust mit den Gründern zu reden, findet aber das Thema gut und wichtig. Er macht einen Kompromissvorschlag: 50.000 Euro gibt es als Startkapital, um Curaluna weiter zu entwickeln. Im Erfolgsfall erhöht er auf 600.000 Euro und bekommt dafür 25,1 %. So haben die Gründer kurz vor dem Absturz vorerst doch noch die Kurve bekommen. Nach der Aufzeichnung stellt sich allerdings heraus, dass ein taiwanesisches Unternehmen bereits ein ähnliches Produkt auf den Markt gebracht hat – Deal geplatzt!
ÖselBirch kann Löwen nicht hinter der Birke hervorlocken
Saaremaa ist die größte Insel Estlands und die viertgrößte Ostseeinsel überhaupt. Das Eiland ist auch unter dem Namen Ösel bekannt und verfügt über eine reichhaltige Flora und Fauna. Besonders eindrucksvoll sind die ausgedehnten Wälder, in denen die Birke dominiert – womit wir beim Thema wären. Die Birke liefert nämlich im Frühjahr reichlich Saft, aus dem Anne-Liis Theisen ihr Erfrischungsgetränk ÖselBirch kreiert hat. Der Saft wird fermentiert und pur sowie in fünf fruchtigen Geschmacksvarianten verkauft, allerdings bisher nur in Estland. Jetzt will das Familienunternehmen mit dem gesunden Saft auch den deutschen Markt erobern und 60.000 Euro für 20 % einsammeln.
Das klappt allerdings nicht, obwohl die Gründerin ein dickes Lob nach dem anderen bekommt. „Bombenstark“, findet etwa Ralf Dümmel ihren Auftritt. Als größtes Problem betrachten die Löwen die Tatsache, dass für das Anzapfen der Bäume nur zwei Wochen im Frühjahr Zeit ist. Dann müssen also die Weichen für das ganze Jahr gestellt werden. Zwar beteuert Anne-Liis, dass sie mindestens 500.000 Flaschen pro Jahr produzieren könnte und sich der Saft einfrieren ließe und entsprechend haltbar sei, aber das reicht nicht für die Skalierungsträume der Investoren.
RelaxoPet macht Löwen munter
Wenn Menschen zu viel Stress haben, können sie dagegen auf vielfältige Weise angehen. Eine Möglichkeit ist, sich einer Hypnosetherapie zu unterziehen, die durchaus als seriös gilt. Bei einer solchen Sitzung war einmal auch ein Hund dabei, der durch die eingesetzten Klangwellen ebenfalls entspannter wurde. Für den Therapeuten Frank Bendix ein Aha-Erlebnis, das ihn dazu brachte RelaxoPet zu erfinden. RelaxoPet ist ein Gerät, das Klänge aussendet, die hauptsächlich im für Menschen nicht hörbaren Frequenzbereich liegen. Für Tiere sind sie aber sehr wohl wahrnehmbar und haben eine beruhigende Wirkung auf sie. Das kann zum Beispiel bei Transporten oder zu Silvester sehr nützlich sein.
Hunde, Katzen, Pferde und Vögel sprechen auf unterschiedliche Frequenzen an, weshalb es für diese Tiere jeweils unterschiedliche Geräte gibt. Und was ist mit Löwen? Die lassen sich nicht so leicht auf eine Wellenlänge bringen. Carsten Maschmeyer hat Schiss vor Hypnose, Frank Thelen findet das Design wirklich schlecht und das Thema uninteressant. Tierfreundin Dagmar Wöhrl dagegen ist bereit, zu den Anfangskonditionen von 100.000 Euro für 10 % Prozent. Ralf Dümmel will zwar 15 %, holt dafür mal wieder die große Vertriebsgießkanne raus. Solopreneur Bendix hört auf Herz und Bauch und geht mit Dümmel.
Die Taktik von Tracktics geht nicht auf
Nun aber endgültig weg von Tieren, Birken und Urin und hin zum Fußball. Den wollen die Gründer von Tracktics, Benjamin Bruder und Patrick Haas, „für immer verändern.“ Dieses an Arroganz grenzende Selbstbewusstsein zieht sich durch ihren gesamten Pitch. Dabei wirkt ihr Produkt gar nicht so revolutionär. Es besteht es drei Komponenten: Einem Tracker, einem Gürtel, mit dem man sich das Gerät um die Hüfte schnallt und einer App zur Auswertung der durch den Tracker generierten Daten. Tracktics misst die Laufleistung eines Spielers und erstellt eine Heatmap, die zeigt, wo er sich auf dem Feld bevorzugt aufgehalten hat.
Als Zielgruppe peilen die Gründer 300 Millionen Amateurkicker an, 3.500 nutzen das System bereits, was gleich die Marktführerschaft bedeutet. Immerhin gehört die Jugendabteilung von Real Madrid zu den Kunden. Aber rechtfertigt das einen Wunschergebnis von 1.000.000 Euro für nur 8 %? Viele wichtige Leistungsdaten, wie Passquote oder Zweikampfverhalten, kann Tracktics gar nicht erheben. Da überzeugt auch das Argument nicht, dass der Tracker Anlass geben könnte für Wetten innerhalb einer Mannschaft. Nur Georg Kofler kann sich einigermaßen anfreunden mit dem Produkt. Mit den 8 % allerdings nicht, er will 35. Das wiederum ist für die Gründer völlig indiskutabel. Dieser Schuss ging also weit am Tor vorbei.
Beitragsbild: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer