Die besten Tipps von Hamburger Startups für das Homeoffice
Homeoffice ist ein Gebot der Stunde. Es gibt sogar Stimmen aus der Politik, die das Recht darauf gesetzlich verankern wollen. Für viele Unternehmen ist das noch Neuland, während Startups dank ihrer Flexibilität und Innovationskraft auch hier ganz weit vorn sind. Daher haben wir Mitglieder aus unserem Hamburg Startups Club gebeten, uns ihre besten Tipps für die optimale Arbeit im Homeoffice zu verraten.
Peter Sorowka, einer der Gründer des IoT-Startups Cybus sagt über seine Homeoffice-Erfahrungen: „Teile meines Teams haben sich angewöhnt, größere Abschnitte des Tages „remote in einem Office zu sitzen“. Das heißt, sie sind zeitgleich bei Google Hangouts mit angeschaltetem Ton an, ohne aber konkret ein Meeting abzuhalten. Jeder arbeitet für sich, hört den anderen mal fluchen, oder eine kurze Frage rüber werfen, stellt sich stumm, wenn er telefoniert, kommt und geht. Ganz ähnlich wie im echten Büro. Gerade dann, wenn die Einsamkeit im Homeoffice mal wieder zu schlägt oder die Muße einfach nicht kommen will und man dazu tendiert, sich mit Nichtarbeit abzulenken, ist das tatsächlich hilfreich. Die Stimmung ist fast wie beim gemeinsamen Lernen in der StaBi.“
Gemeinsam essen lässt sich auch im Homeoffice
Auch bei Tracifier gibt es eine Art virtuelles Gemeinschaftsbüro, wie Mitgründerin Mina Kordi berichtet. Sie nutzt Microsoft Teams, um miteinander zu reden und manchmal auch virtuell gemeinsam zu essen. Stichwort Essen: Das steht auch bei Sympatient ganz oben auf der Liste, wenn es um digitale Teamerlebnisse geht. Christian Angern, einer der Gründer des Medtech-Startups, veranstaltet regelmäßige Liefer-Lunches über einschlägige Lieferdienste, wo alle in Hangouts zusammenkommen. Auch gemeinsame Weintastings, natürlich erst nach Feierabend, lassen sich virtuell organisieren und stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Stefanie Langner, die zusammen mit ihrem Mann Nils Leankoala gegründet hat, schlägt noch andere virtuelle Teamaktivitäten vor. „Zum Beispiel gibt’s bei uns ein- bis zweimal die Woche virtuelle Montagsmaler. Das machen wir mit Skribbl. Außerdem nutzen wir für die Geekettes Gather Town gern beim Netzwerken. Ich kenne auch Teams, die sich mit Gather ihr Büro nachgebaut haben und sich so an der virtuellen Kaffeemaschine treffen.“
Fünf Tipps fürs Homeoffice von Sponsoo
Besonders großzügig mit Tipps fürs Homeoffice war das Team des Sportsponsoring-Startups Sponsoo. Hier sind sie:
Collaboration-Tools
Bei Sponsoo wurde von Anfang an recht viel über Slack kommuniziert und relativ viel mit Sharing Tools wie GDrive und GDocs gearbeitet. Dies hilft jetzt natürlich besonders dabei, auch dezentral effizient arbeiten zu können. In einem Workshop zur neuen Herausforderung des Arbeitens im Homeoffice haben alle Mitarbeiter gemeinsam einen extra Slack-Channel erarbeitet, in dem jeder kommuniziert, wo er sich gerade aufhält. So wissen alle, ab wann wer morgens am Schreibtisch greifbar ist und wann abends Feierabend gemacht wird, sowie wer durch Meetings oder Mittagspause gerade nicht erreichbar ist.
Familienbüro
Gerade für Mitarbeiter mit Familie ist es wichtig, dass sie privates und berufliches irgendwie unter einen Hut bekommen. Zum Beispiel sitzt Sponsoo-CEO Andreas Kitzing anstatt mit Kollegen mit seinen Kindern im Homeoffice und „Home-Schooling-Raum“. Dabei hilft es, die Aufgaben gut zu koordinieren.
„Wenn meine Kinder gerade neben mir sitzen und einen Vokabeltest schreiben während ich arbeite, versuche ich ruhig zu arbeiten und zum Beispiel nicht zu telefonieren. Gestern musste ich zu Hause bleiben, während die Handwerker da waren; in dem Zeitraum habe ich mir bewusst Aufgaben gesucht, die ich jederzeit unterbrechen konnte und die man auch mit Noise Canceling-Kopfhörern bearbeiten konnte. Wenn ich unter der Woche länger im Auto sitze, um meine Kinder zu fahren, versuche ich, Telefontermine auf die Zeit zu legen (wenigstens auf den Teil der Fahrt, wenn ich alleine im Auto sitze). Ich verteile mir meine Aufgaben außerdem so, dass ich, wenn ich abends oder am Wochenende arbeite, dann wenigstens Aufgaben übrighabe, die mir Spaß machen“, erläutert Andreas seine Methode.
Tagesstruktur
Bei Sponsoo beginnt jeder Tag mit einem Morgen-Meeting via Video-Call. So haben sich alle mindestens ein Mal am Tag gesehen, jeder weiß, woran die anderen gerade arbeiten (und alle haben auch im Homeoffice einen Grund sich morgens fertig zu machen). Vielen Mitarbeitern hilft das tägliche Meeting dabei gut in den Tag zu starten. Marketingmanagerin Kim nutzt zusätzlich eine Planungsapp, um ihren Tag zu strukturieren und ihre To-Dos im Blick zu behalten.
Einrichtung des Arbeitsplatzes
Den Sponsoo-Teamleitern ist es extrem wichtig, dass sich alle Mitarbeiter im Home-Office wohlfühlen und alles haben, was sie dafür brauchen und keine Kompromisse eingehen müssen. Ob Maus oder Tastatur zum Laptop, zusätzliche Bildschirme oder Headsets werden den Mitarbeitern nach Hause geliefert, um das Arbeiten so angenehm wie möglich zu gestalten. Sales Manager Nils setzt Zuhause auf einen flexiblen Schreibtisch, damit er die Sitz- und Stehpositionen am Tag mehrmals ändern kann.
Aktive Pausen
Praktikant Moritz verkörpert den Sponsoo-Spirit und versucht trotz des Lockdowns und des damit einhergehenden Verbots von Mannschaftssportarten und der Schließung von Fitnessstudios sich im Laufe des Tages so viel zu bewegen wie möglich. Vor dem Daily-Meeting am Morgen absolviert er zum Beispiel bereits ein Home-Workout. In der Mittagspause versucht er sich aktiv zu bewegen, indem er eine Runde um den Block geht. Dies hilft ihm, sich während der Arbeit maximal zu konzentrieren, und stellt sicher, dass er während des Lockdowns fit und gesund bleibt.
Arbeitswegersatz
Im Homeoffice verschwimmen oft Arbeit und Privates miteinander. Um das zeitlich besser zu trennen, hat sich Marketing Managerin Sarah die Routine angewöhnt, dass sie vor und nach der Arbeit einen kleinen Spaziergang macht und damit quasi ein Arbeitswegersatz schafft, der die Arbeitszeit einläutet oder ausklingen lässt.
So funktioniert das im Hause HAUSGOLD
Auch von HAUSGOLD haben wir ausführliche Antworten auf die Frage bekommen, wie das Startup das Thema Homeoffice behandelt. Gründer und CEO Sebastian Wagner fasst das so zusammen:
„Wir als Proptech-Unternehmen haben schon von Anfang an mit Tools gearbeitet, die unabhängig vom Arbeitsplatz sind. Abgesehen vom gängigen Mailprogramm arbeiten wir zur Kommunikation zum Beispiel mit Slack und Trello, die man auf allen Geräten mobil nutzen kann. Zugriff auf unseren Server können wir auch online bereitstellen.“
„Die Dynamik im Office war mir immer wichtig. Als dann Anfang des Jahres der Wunsch seitens des Teams kam, regelmäßig im Homeoffice arbeiten zu können, haben wir das direkt umgesetzt. Natürlich musste gewährleistet sein, dass auch die Umgebung zu Hause Homeoffice-fähig ist. Dann kam Corona und wir wussten schon, wie es geht. Wir waren auf Homeoffice eingestellt und daran gewöhnt. Das hat vieles einfacher gemacht“.
„Zu fühlen, wie es dem Mitarbeiter geht und wie er tickt, ist im Homeoffice kaum möglich. Und es besteht die Gefahr von Mobbing – zumindest habe ich das bei anderen Unternehmen mitbekommen – eben wenn sie nicht zu Online-Meetings eingeladen wurden. Bei einer Präsenz im Office kann das weniger passieren, man kriegt mehr mit. Deshalb: Der Mix macht‘s.“
Bei HAUSGOLD soll auch nach der Corona-Krise ein Mehr an Homeoffice-Tagen beibehalten werden. Allerdings nicht als hybrides Modell: Entweder arbeiten alle Mitarbeiter remote oder alle Mitarbeiter sind anwesend im Office. Ansonsten wird es schwierig mit der Kommunikation und dem Workflow. „Daraus ergeben sich ja auch wieder ganz neue Zukunftsperspektiven: Es sind durchaus neue Arbeitsmodelle denkbar, zum Beispiel, dass man sich mit einer anderen Firma, die auch einen Mix aus Homeoffice und Präsenz auf lange Sicht befürwortet, ein Büro teilt“, so Sebastian Wagner abschließend.
Beitragsbild: Alexandra Koch / Pixabay