Deutscher Startup Monitor 2024: Wo sind die Gründerinnen hin?
Ende September ist der 12. Deutsche Startup Monitor erschienen. Eines der auffälligsten Ergebnisse ist der Rückgang der Gründerinnen auf unter 20 %. Was hinter dieser Entwicklung steckt und welche sonstigen Trends – positiv wie negativ – die Untersuchung aufzeigt, erfahrt ihr in unserer Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.
Warum wir mehr Gründerinnen brauchen
Die Gründe, warum mehr Frauen der Startup-Welt gut tun, sind schon oft genannt worden. Ihre Gründungen sind oft durchdachter und in mehrfacher Hinsicht nachhaltiger als die ihrer männlichen Kollegen. Laut einer vielzitierten Studie von Boston Consulting sind von Frauen (mit)gegründete Startups sogar ein deutlich besser Investment-Case als solche mit rein männlichen Gründungsteams. Bei den Investoren hat sich das leider längst noch nicht ausreichend herumgesprochen. Trotzdem ist der Gründerinnenanteil in den letzten Jahren langsam, aber stetig gestiegen. 2020 wies der Deutsche Startup Monitor nur einen Wert von 15,9 % aus, 2023 erreichte er mit 20,7 % seinen bisherigen Höchststand.
Jetzt also der Rückfall auf 18,8 %. Nun ist der Deutsche Startup Monitor nur bedingt repräsentativ im streng marktforscherischen Sinn, hat aber durch die dahinterstehende langjährige Erfahrung und die hohe Fallzahl von 1.828 Befragten eine starke Aussagekraft. Ein Rückgang von 1,9 Prozentpunkten ist da schon signifikant. Woran mag der liegen? Die Studie gibt eine mögliche Erklärung: „Ein Grund könnte die Zurückhaltung von Verbrauchern sein, die es Startups im B2C-Bereich schwerer macht. Frauen sind in diesem Bereich überproportional vertreten. Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hat in Deutschland wenig Fortschritte gemacht.“
Lena Weirauch, Landessprecherin vom Startup-Verband in Hamburg und CEO von ai-omatic, kommentiert die Entwicklung so: „Dass der Anteil der Gründerinnen in Deutschland laut den jüngst veröffentlichten Ergebnissen des DSM rückläufig ist, ist ein alarmierendes Zeichen. Zwar ist das Thema Female Founders mittlerweile präsenter, aber anscheinend ist das noch nicht genug. Manchmal höre ich, dass es doch nun reicht mit dem Thema. Die Ergebnisse zeigen: nie war es wichtiger, weibliche Gründerinnen zu unterstützen, als jetzt!“Hamburg Startups tut das seit 2021 mit seinem Gründerinnen-Wettbewerb STARTERiN, der die ganze Innovationskraft und Kreativität sichtbar macht, die Frauen in das Startup-Ökosystem Hamburgs einbringen. Auch 2025 wird es die STARTERiN mitsamt diverser Satellitenveranstaltungen wieder geben.
Trends und Themen aus dem Deutschen Startup Monitor 2024
Natürlich beschäftigt sich der Deutsche Startup Monitor nicht nur mit der Rolle der Frau in der Startup-Welt. Hier sind laut der Studienauswertung weitere wichtige Trends und Ergebnisse in der Zusammenfassung:
- Der Startup-Jobmotor stottert, aber Blick nach vorne ist positiv. Nach dem stetigen Aufwärtstrend der letzten Jahre sinkt die durchschnittliche Mitarbeitendenzahl in diesem Jahr von 18,9 auf 16,7. Gleichzeitig gehen aber 79,8 % von einer Verbesserung der Geschäftslage bis Ende 2025 aus.
- Nachhaltigkeit bleibt Fokus. Auch im Kontext der wirtschaftlichen Herausforderungen rücken deutsche Startups nicht von ihrem klaren Bekenntnis zur ökologischen Nachhaltigkeit ab. Die Selbstzuordnung zur Green Economy steigt leicht von 46,7 % 2023 auf 48,1 %.
- Hochschulen schaffen unternehmerische Innovation. Der Anteil an Startups, die von einer Hochschule unterstützt wurden, steigt von 49,2 % auf 55,1 %. Während vor allem die gute Vernetzung (62,4 %) hervorgehoben wird, bewerten nur 39,5 % die Vorbereitung auf den Startup-Alltag positiv.
- Profitabilität und B2B stehen im Mittelpunkt. Im Kontext anhaltender Herausforderungen rückt bei Startups Profitabilität (78,8 %) gegenüber schnellem Wachstum (54,0 %) in den strategischen Fokus. Außerdem steigt der Anteil am Umsatz mit Geschäftskunden auf 74,7 % (2023: 70,4 %).
- DeepTech und KI spielen signifikante Rollen. 11,4 % der deutschen Startups lassen sich der Kategorie DeepTech zuordnen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie neuste wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologien auf den Markt bringen und ihre Produkte längere Entwicklungszeiten haben. Künstliche Intelligenz (KI) sieht sogar mehr als jedes fünfte Startup (22,0 %) als Kern des eigenen Produkts.
- Bei Kooperationen hakt es weiter. Nur 37,5 % bewerten die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit der etablierten Wirtschaft als gut – nochmal weniger als im Vorjahr (40,5 %). So ist der Anteil an Startups mit Unternehmenskooperationen seit dem Höchststand in 2020 kontinuierlich zurückgegangen, hat sich 2024 aber zumindest stabilisiert.
- Startups stehen für Internationalität. Der Anteil ausländischer Mitarbeitender im deutschen Startup-Ökosystem liegt bei 30,8 % und in 34,9 % der Startups gilt die Arbeitssprache Englisch.
- Wunsch zu Gründen entsteht meist früh. Bei sechs von zehn der Befragten kam die Idee, ein eigenes Unternehmen aufzubauen, bereits vor dem Karrierestart auf – entweder erstmalig in der Jugend (29,6 %) oder im Rahmen des Studiums beziehungsweise der Ausbildung (29,9 %).
- Erwartungen an die Politik. Startups erwarten vom Bund vor allem Fortschritte bei der Digitalisierung der Verwaltung (58,5 %). Für größere Scaleups steht daneben die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts (59,5 %) im Fokus.
Die gesamte Studie könnt ihr hier herunterladen.
Grafik: Bundesverband Deutsche Startups e.V.