Der Next Logistics Accelerator feiert ersten Demo Day
Die ersten vier Teilnehmer des Next Logistics Accelerator (NLA) haben ihr sechsmonatiges Programm erfolgreich hinter sich gebracht. Vergangenen Mittwoch stellten sie sich einem hochkarätigem Publikum auf einem Demo Day vor. Eine besonders erfreuliche Überraschung hatte ein Startup aus Hamburg mitgebracht.
SensorTransport weiß, wo die Fracht gerade ist
Den Anfang aus dem Quartett, das den ersten Batch des NLA bildete, machte Annika Sorensen von Sensor Transport. Dieses Startup aus Kalifornien hilft dabei Fragen zu beantworten, die viele Unternehmen umtreiben: Wo ist meine Fracht gerade und in welchem Zustand befindet sie sich? Dabei geht es nicht um Lappalien; auf 100 Milliarden US-Dollar soll sich der Schaden beziffern, der der Transportbranche jährlich allein durch Diebstahl, Plünderungen und Beschädigungen entsteht. Ein Problem ist die Unübersichtlichkeit der Lieferkette, die sich oft über verschiedene Transportmittel und Anlaufstationen in mehreren Ländern zieht.
Zum Glück gibt es ein Gerät, über das praktisch alle involvierten Personen verfügen: das Smartphone. Die App von SensorTransport sammelt so viele die Fracht betreffende Daten und Informationen wie möglich. Die können von den Fahrern kommen, die beispielsweise Fotos von der Ladung machen, um ihren Zustand zu dokumentieren. Oder von Sensoren, die auch im Transportbereich eine immer größere Rolle spielen. Sie melden unter anderem, ob temperaturempfindliche Waren die notwendige Kühlung bekommen. Auf einer cloudbasierten Plattform führt SensorTransport alle Daten zusammen und hat damit schon die ersten Kunden gewinnen können.
nxtBase vereinfacht Produktionsprozesse mit Augmented Reality
Viele Arbeitsprozesse werden immer komplizierter, vor allem in der Produktion – das ist die Eingangsthese von nxtBase aus Potsdam. Als Gegenmaßnahme hat das Startup ein „dynamisches Industrie 4.0 Interface“ entwickelt, eine „intelligente Schnittstelle am SAP SDK für AAA Content“. Geschäftsführer Jörg Jonas-Kops sprach auch von einer „Assisted Reality Plattform“. Zum Einsatz kommen dabei angesagte Technologien und Geräte wie Sprachsteuerung und Datenbrillen.
Ein konkretes Beispiel zeigt, was hinter den vielen großen Wörtern wirklich steckt. Für einen bestimmten Arbeitsprozess waren bei der Firma Aerotec bisher allein 90 Seiten Papier mit Instruktionen nötig. nxtBase macht nun nicht nur den Papierkram überflüssig, sondern reduziert zudem die Arbeitszeit von zweieinhalb Stunden auf kaum 20 Minuten. Das spart natürlich viel Geld. Viel Geld ist auch das Stichwort, wenn es um den Markt für Augmented Reality geht, auf dem sich nxtBase bewegt. Die Prognosen für 2020 liegen bei 85 bis 90 Milliarden US-Dollar. Nicht zuletzt wegen ihrer Anbindung an SAP mit seinen insgesamt 388.000 Kunden hoffen die Potsdamer auf ein schönes Stückchen von diesem Kuchen.
Smartlane macht die letzte Meile kürzer
Während SensorTransport die komplette Lieferkette begleitet, im Zweifelsfall um die halbe Welt, kümmert sich Smartlane aus München primär um die sogenannte letzte Meile, die häufig besonderes Kopfzerbrechen bereitet. Um die Kosten niedrig und die Effizienz hoch zu halten, hat Smartlane eine Software-as-a-Service entwickelt, oder, nach eigener Definition, eine „Transport-AI-as-a-Service“. AI, also künstliche Intelligenz, weil die Software selbst lernt sich zu optimieren. Dabei berechnet sie nicht nur die besten Routen und Touren und wird somit zum digitalen Disponenten. Selbst zu lange Mittagspausen der Fahrer fallen ihr auf.
Ein besonderes Angebot von Smartlane nennt sich „Transport Mining“. Damit lassen sich Transportprozesse und -daten visualisieren. Darauf basierend können Kunden dann umfassende Szenarioanalysen vornehmen. Einige Kunden haben den Service von Smartlane bereits genutzt, so die Deutsche Bahn bei einem Projekt mit Lastenfahrrädern.
25ways bekommt am Demo Day seinen ersten Kunden
Wie die bisherigen Beispiele zeigen, hatte der NLA einige Startups im Programm, die mit technisch anspruchsvollen Lösungen antraten, die für den Laien nicht immer so leicht nachzuvollziehen waren. Erfrischend simpel dagegen ist die Idee von 25ways. Die Plattform dieses Hamburger Startups ermittelt, wie man am schnellsten und einfachsten von seiner Wohnung zu seinem Arbeitsplatz kommt – und natürlich auch wieder zurück. Dabei können die unterschiedlichsten Verkehrsmittel zum Einsatz kommen, Bahn und Bus ebenso wie Rad oder Roller.
Die Empfehlungen hängen von einer Reihe von Faktoren ab, die sich zum Teil täglich ändern können, die Wetterlage etwa, oder Baustellen. Als Zielgruppe visiert 25ways Arbeitgeber an, die ihren Mitarbeiter einen besonderen Service bieten wollen. Leider hatte bis zum Abend der Präsentation noch keiner angebissen. Das sollte sich aber live vor dem Demo Day-Publikum ändern. Arno Schirmacher, Leiter Personalmanagement bei der HHLA, überreichte auf der Bühne den Dienstleistungsvertrag an die Gründer Henrik Zölzer und Vincent Oswald. Eine hübsche, kleine Überraschung, die signalisierte: Der NLA wirkt!