Der IDEA-Förderpreis 2024 für mehr Sicherheit und Inklusion
Zum vierten Mal wurden im Hamburger Rathaus die Innovation in Digital Equality Awards (IDEA) verliehen. Der mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Förderpreis ging an zwei Startup-Projekte von MyProtectify sowie casuu.care und Bendula Consulting. Den Ehrenpreis erhielt Prof. Dr. Monika Bessenrodt-Weberpals.
Mit dem IDEA möchte der Senat für Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit Frauen sichtbarer machen, die sich im digitalen Raum engagieren oder sich in Tech-Berufen und in digitalen Arbeitskontexten erfolgreich durchgesetzt und etabliert haben. Beherrschende Themen sind dabei Sicherheit und Schutz vor Gewalt, wie auch ein Rückblick auf die Gewinnerinnen des IDEA-Förderpreises von der letzten Verleihung im Jahr 2022 deutlich machte. Die Gründerinnen Leah Rott von saferspaces und Elnaz Nouri von UrbView berichteten, was sich seither getan hat.
Was geht für UrbView in Hamburg?
Mit Saferspaces können Menschen in einer bedrohlichen Situation über den Scan von standortbasierten QR-Codes auf Plakaten schnell und einfach Hilfe anfordern. Ursprünglich hauptsächlich für das Nachtleben konzipiert, haben sich die Einsatzmöglichkeiten inzwischen ausgeweitet, eine Anfrage kam sogar von der UEFA anlässlich der Fußball-EM. Um mehr Sicherheit im öffentlichen Raum geht es auch bei UrbView. Dieses Startup analysiert mithilfe künstlicher Intelligenz (KI), wie durch Stadtplanung die Kriminalitätsrate gesenkt werden kann. Das erste Pilotprojekt findet in Berlin statt, in Hamburg ist das bisher an bürokratischen Hürden gescheitert. Vielleicht kann Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank, die in ihrer Rolle als Senatorin für Gleichstellung durch die Veranstaltung führte, da positiven Einfluss nehmen.
Der IDEA-Förderpreis für MyProtectify und casuu.care & Bendula Consulting
Gerade erst sorgten erschreckende Zahlen zur zunehmenden häuslichen Gewalt gegen Frauen für Schlagzeilen, weltweit und auch in Deutschland. In Europa seinen jedes Jahr 12 Millionen Frauen betroffen, hierzulande jede Stunde 13, erklärte Sogol Kordi, Gründerin von MyProtectify und eine der diesjährigen Gewinnerinnen des IDEA-Förderpreises. Sogol weiß genau, wovon sie spricht. Über vier Jahre lang lebte sie in einer gewaltsamen Beziehung. Schon die Dauer macht deutlich, wie schwer es ihr gefallen war, sich aus dieser Situation zu befreien, zumal die Hilfsangebote unzureichend waren. Mit MyProtectify, das sie zusammen mit ihrem Co-Founder Tobias Pörtner vorstellte, möchte sie Hilfsangebote schaffen und setzt dabei auch KI ein.
Ein weiterer Förderpreis ging an ein Projekt von casuu.care und Bendula Consulting. Dr. med Rüdiger Schmitz bietet mit cassu.care Online-Training für nichtmuttersprachliches Personal aus den Bereichen Pflege und Medizin. Zuwanderung ist hier wegen des Fachkräftemangels dringend erforderlich. Lioba Jarju will mit Bendula Consulting für mehr Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion in Unternehmen sorgen. Gemeinsam entwickeln sie ein Schulungskonzept, das weibliche Pflegekräfte im Umgang mit Diskriminierung und sexueller Belästigung stärkt. Praktisch umgesetzt werden soll das an einer tunesischen Sprachschule.
Ehrenpreis-Gewinnerin ist eine engagierte Wissenschaftlerin
Physik und Geschlechterforschung – das sind scheinbar Wissenschaftsbereiche, die wenig miteinander zu tun haben. Prof. Dr. Monika Bessenrodt-Weberpals, ausgezeichnet mit dem IDEA-Ehrenpreis, beweist allerdings das Gegenteil. Über sie heißt es auf der Webseite der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW): „Prof. Dr. Monika Bessenrodt-Weberpals wurde 2004 an die HAW Hamburg als Professorin für Physik und Geschlechterforschung berufen. Von Haus aus Physikerin, lehrte sie seitdem am Department Medientechnik der Fakultät Design, Medien, Information. 2007 wurde sie hauptamtlich als Vizepräsidentin für Studium und Lehre sowie Gleichstellung gewählt. Unter ihrer langjährigen Führung wurden an der HAW Hamburg wesentliche Themen, wie die Qualität von Studium und Lehre, Bildungsgerechtigkeit, Gleichstellung und Diversity, weiterentwickelt und in der Hochschule institutionell verankert.“ Ende August 2023 trat sie in den Ruhestand, ihr Engagement für Gleichberechtigung nicht nur im akademischen Raum setzt sie fort.