Der Hamburg Innovation Summit 2019 verleiht Flügel
Bestes Maiwetter und ein zuversichtlicher Blick in die Zukunft sorgten für weitestgehend gute Laune beim vierten Hamburg Innovation Summit (HHIS) in der Altonaer Fischauktionshalle. Das galt natürlich erst recht für die Gewinner der Innovation Awards. Wer die Glücklichen sind und was es sonst alles zu sehen gab beim HHIS, erfahrt ihr in unserem Nachbericht.
Der Hamburg Innovation Summit war schon immer die Anreise wert, auch wenn er, wie bei den ersten drei Ausgaben, südlich der Elbe stattfand. Trotzdem waren sich fast alle der rund 1.500 Besucher einig, dass der Sprung auf die andere Elbseite mit der Fischauktionshalle als Location die Veranstaltung noch attraktiver gemacht hat. Das sonnige Wetter trug ebenfalls zum Gelingen bei, vor allem aber natürlich das abwechslungsreiche Programm und die 74 Aussteller der Messe.
Die besuchte Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher noch vor der offiziellen Eröffnungsrede. So gut es in der Kürze der Zeit ging, informierte er sich an den Ständen der Hochschulen, Institutionen und Unternehmen, die mit ihrer Innovationskraft den Standort Hamburg voranbringen wollen. Besonders interessant waren die zahlreichen Startups; von einer Reihe von ihnen werden wir in Zukunft sicherlich noch eine Menge hören und lesen, auch in unserem Blog.
Optimismus überwog beim Hamburg Innovation Summit
Der Hamburg Innovation Summit setzte drei Themenschwerpunkte: „Future City“, „New Work“ und „Deep Tech“. Dabei boten die Keynotes und Diskussionsrunden einen überwiegend optimistischen Blick in die Zukunft. Mehrfach wurde dazu ermuntert, Veränderungen als Chancen zu begreifen. Für kritische Töne sorgte vor allem die Frage, ob Hamburg, Deutschland und Europa insgesamt überhaupt noch in der Lage seien, bei neuen Technologien mit den USA und China mitzuhalten. In einigen Bereichen sei der Zug wohl schon abgefahren, meinte der Wirtschaftsjournalist Thomas Ramge, und auch Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, wurde die Diskussion zwischenzeitlich zu gemütlich.
Insgesamt überwogen aber die positiven Töne. Vor künstlicher Intelligenz müsse man keine Angst haben, da werde vieles überdramatisiert. Europa sei auch noch lange nicht verloren, es müsse sich lediglich auf seine besondere Kultur besinnen und noch enger zusammenrücken. Und in Hamburg gehe in Sachen Digitalisierung schon vieles in die richtige Richtung und könne sich auch im internationalen Vergleich sehen lassen. Aussagen, wie sie aus der Politik gerade kurz vor einer wichtigen Wahl auch kaum anders kommen können.
Workshops, Barkassenfahrten und jede Menge Netzwerken
Neben der Messe und dem Konferenzprogramm auf der großen Bühne sorgten am Nachmittag eine Reihe von kleineren Formaten für Abwechslung. Dabei war es gar nicht so leicht sich zu entscheiden. Soll ich an einem Workshop über Blockchain teilnehmen oder darüber, wie ich einen Prototype baue? Schaue ich mir einen der Pitches in der Speakers Corner an oder steige ich sogar selber spontan auf die Bühne? Eine schöne Idee waren auch die Barkassenfahrten vom Airbus BizLab und dem Health Innovation Port, die zum Netzwerken auf dem Wasser einluden. Netzwerken stand sowieso ganz oben auf der Tagesordnung. Der Hamburg Innovation Summit bot eine erstklassige Gelegenheit, alte Bekannte wiederzutreffen und neue Kontakte zu knüpfen.
Luftfahrt-Startups dominierten bei den Preisträgern
So verging die Zeit wie im Flug bis zum abschließenden Höhepunkt, der Verleihung der Innovation Awards. Frank Salzgeber, Head of Innovation and Ventures Office bei der europäischen Raumfahrtagentur Esa und dieser Funktion immer auf der Suche nach aufregenden Startups, verbreitete bei seiner Keynote noch einmal Optimismus. „Sei der Krise immer einen Schritt voraus“, „Hab‘ keine Angst und wenig Respekt“ und „Bleib‘ neugierig wie ein Kind“ lauteten drei seiner Kernbotschaften, die so oder so ähnlich sicherlich viele Startups beherzigen.
Womit wir bei den Preisträgern der Innovation Awards angekommen wären. In drei Kategorien hatten es jeweils drei Kandidaten in die Finalrunde geschafft. Die Gewinner erhielten je einen Gründerkoffer mit zahlreichen Sachpreisen und 5.000 Euro, überreicht von Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Katharina Fegebank. Passend zum Beitrag von Frank Salzgeber, der sich vornehmlich mit der Luft- und Raumfahrtbranche beschäftigte, schnitten Jungunternehmen aus diesem Bereich besonders gut ab. In der Kategorie „Idee“ für Startups ganz am Anfang ihrer Entwicklung überzeugte die Jury Flugilo am meisten. Flugilo hat eine Art Einparkhilfe für Flugzeuge entwickelt, die Schäden beim Manövrieren am Boden verhindert. Damit reduziert sie einen nicht zu unterschätzenden Kostenfaktor bei Fluggesellschaften.
Um Flugzeuge und das Fliegen geht es auch beim Sieger der Kategorie „Start“. jetlite bietet eine Reihe von Lösungen zur Reduzierung des Jetlags, der Passagiere von Langstreckenflügen befällt. Im Mittelpunkt steht dabei ein Beleuchtungssystem, das den Biorhythmus beeinflusst. Dazu kommt eine App mit Handlungsempfehlungen etwa zur Ernährung und zu Schlafphasen. Bei jetlite gab die Überführung einer wissenschaftlichen Arbeit in ein marktfähiges Produkt den Ausschlag für die Entscheidung.
acCELLerate überzeugte mit Zellen für medizinische Tests
In der Kategorie „Wachstum“ schließlich bekam acCELLerate den Preis. Dieses Unternehmen bleibt mit seiner Geschäftsidee ausnahmsweise am Boden, dafür hat es in Sachen Erfolg schon eine ordentliche Flughöhe erreicht. Vereinfacht gesagt, entwickelt und produziert das Biotech-Unternehmen Zellen für Tests und Anwendungen in Forschung, Toxikologie und Diagnostik. Dabei sind die Zellen leichter und schneller verfügbar als bei anderen Anbietern, weshalb sie weltweit begehrt sind.
Damit ging der Hamburg Innovation Summit zu Ende, der den Innovationsstandort Hamburg ziemlich erfolgreich in ein sonniges Licht gerückt hat. Natürlich hat der auch seine trüben Seiten, die man durchaus thematisieren sollte, aber das ist sicherlich nicht die Aufgabe einer Veranstaltung dieser Art. Blicken wir also optimistisch in die Zukunft und freuen uns auf den HHIS 2020.