Der Digital Hub Day 2023 hat abgeliefert
Vor ziemlich genau einem Jahr hat der Digital Hub Logistics Hamburg seine offizielle Eröffnung an seinem neuen Standort in der Speicherstadt gefeiert. Jetzt war wieder Digital Hub Day. Dabei stellte sich der neue Leiter Erik Petruschke erstmals einem großen Publikum vor und präsentierte ein Programm, das weit über das Thema Logistik hinausging und seinen Höhepunkt im Auftritt von Verena Pausder hatte.
Alle reden von der Krise, oder eigentlich gleich von einer Reihe von Krisen. In diesen Chor wollte der Digital Hub Day nicht einstimmen und setzte der schlechten Laune das Motto „Keine Ausreden, nur abliefern!“ entgegen. Das Hub-Team hat sowieso keinen Grund sich zu beklagen, hat es doch unter der Leitung von Johannes Berg eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die Erik Petruschke fortsetzen möchte, der über 20 Jahre Erfahrung aus der Logistik mitbringt. Lutz Birke, Amtsleiter Hafen und Innovation, betonte die Bedeutung des Hub für den Logistik- und Handelsstandort Hamburg, der seinerseits internationale Strahlkraft besäße.
Zur Community des Digitals Hubs Logistics gehören mittlerweile gut 25 Partnerunternehmen und mehr als 100 Startups. Eine Reihe von ihnen präsentierte sich auf einer kleinen Messe, acht hatten die Gelegenheit, sich auf der Hauptbühne dem Publikum vorzustellen, das auch Fragen stellen konnte. Da war also kein klassischer Pitch zu sehen, vielmehr entstand ein Dialog, moderiert von Hub-Teammitglied Annabelle Dirks, bei dem die Gründerinnen und Gründer auch über ihre persönlichen Erfahrungen berichteten. Schon hier wurde deutlich, dass der Digital Hub Day bei der Gestaltung der Inhalte durchaus unübliche Wege gehen wollte.
Was Startups von einem Sportler lernen können
Das galt erst recht für andere Programmpunkte, die auf den ersten Blick mit dem Kernthema Logistik gar nichts mehr zu tun haben. So war das auch beabsichtigt, ihr Ziel war es Inspirationen und Denkanstöße zu geben. Das tat zum Beispiel die Geschichte des Sprinters Steven Müller und seines Trainers Otmar Velte. Steven kam aus dem American Football und fand erst spät zur Leichtathletik. Nach Jahren harten Trainings wurde er zwei Mal Deutscher Meister über die 200 Meter und schaffte es sogar bis zu den Olympischen Spielen 2021.
Danach wurde allerdings ohne Vorwahrnung aus der Nationalmannschaft ausgebootet, weil er aus Altergründen angeblich keine Perspektive hatte. Von diesem Rückschlag ließ er sich aber auf Dauer nicht unterkriegen. Nachdem ihm bei den Deutschen Meisterschaften 2023 mit dem dritten Platz ein bemerkenswertes Comeback gelang, strebt er nun den Start bei Olympia 2024 in Paris an. Die Moral der Geschichte, die sich auch auf die Startup-Welt übertragen lässt: Glaube an dich und lass dich auch zwischenzeitlichen Niederlagen nicht unterkriegen. Das kam gut an beim Publikum, zumal die beiden Protagonisten erfrischend offen und natürlich auftraten.
Auch wenn Steven Müller ein echter Olympionike ist, der Bekanntheitsgrad von Michel Abdollahi liegt zumindest in Hamburg sicherlich höher. Das Multitalent mit iranischen Wurzeln organisierte und moderierte zahlreiche Poetry-Slams und hat sich mit journalistischen Formaten in TV und Internet einen Namen gemacht. Im Gespräch mit Aileen Schmuck, die ebenfalls zum Hub-Team gehört, äußerte er seine Besorgnis über die aktuelle politische Situation in Deutschland, die ihn sogar über Auswanderung nachdenken ließe. Andererseits bekundete er, meistens ziemlich gut gelaunt zu sein. Gespannt sein darf man auf jeden Fall auf seine Serie über die legale Jagd auf Eisbären, die er gerade bei einem Sender unterzubringen versucht.
Verena Pausder sorgte für frühen Höhepunkt beim Digital Hub Day
Seinen Höhepunkt erlebte der Digital Hub Day zweifellos gleich mit der ersten Keynote. Dafür sorgte Verena Pausder, erfolgreiche Gründerin und designierte Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Deutsche Startups. Ihr Beitrag stand unter der Überschrift „Von der Kraft neue Wege zu gehen“. Das Thema kennt sie schon aus ihrer Jugend, als das Textilunternehmen ihrer Familie in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. Ein drastischer Kurswechsel sorgte für die Rettung. Schon damals wurde ihr klar, Krisenzeiten sind Unternehmerzeiten, und das gilt heute noch genauso.
Ihr gesamter Auftritt war ein Aufruf, nicht mehr nur zu reden, sondern zu handeln. „Wir brauchen keine weiteren Think-Tanks, sondern mehr Action-Tanks“, hieß es. Das erfordere gar nicht so viel Mut, wie viele meinen, deutlich mehr Schmerz verursachten die Dinge, die man nicht tue. Eine wichtige Rolle bei der erforderlichen „Action“ können Startups spielen. Für deren Zusammensetzung hatte Verena auch ein paar Tipps parat. So sollten schon bei der Gründung Menschen unterschiedlichster Kompetenzen an Bord sein, und Frauen gehörten unbedingt dazu. Schließlich forderte sie noch dazu auf, nicht über die Politik zu schimpfen, sondern sich lieber zu engagieren. Die von ihr initiierte Petition gegen die Neuregelung des Elterngelds sei ein Beispiel dafür, welche Möglichkeiten die Bürgerinnen und Bürger haben.
Über 400 Personen hatten sich ein Ticket für den Digital Hub Day besorgt, und kaum jemand dürfte das bereut haben. Auch wer sich kein bisschen für die Logistik interessierte, konnte jede Menge Anregungen mitnehmen. Mission erfüllt, man darf gespannt sein auf die nächste Ausgabe 2024.