Das Wichtigste vom 9. Deutschen Startup Monitor
In dieser Woche ist die neunte Ausgabe vom Deutschen Startup Monitor erschienen. Die vom Bundesverband Deutsche Startups e. V. und PwC in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen erstellte Untersuchung zeichnet ein ausführliches Stimmungsbild des Startup-Ökosystems in Deutschland. Wir fassen die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
Mehr als 2.000 Startups, genau gesagt 2.013, haben am Deutschen Startup Monitor 2021 teilgenommen, ein Rekordergebnis. Sie stehen für 5.012 Gründerinnen und Gründer und 33.589 Beschäftigte. Dabei sind erstmals Startups aus allen 16 Bundesländern. Dennoch ist die Untersuchung im strengen Sinn nicht repräsentativ; so lässt sich daraus zum Beispiel keine Rangliste der Standorte ableiten, auch wenn sich Berlin und München als die beiden wichtigsten Metropolen herauskristallisieren. Die hohe Teilnehmerzahl ermöglicht aber ein ziemlich glaubwürdiges Stimmungsbild und bietet wichtige und hilfreiche Erkenntnisse.
Startups als Arbeitgeber
Startups spielen eine zunehmend wichtige Rolle auf dem Arbeitsmarkt. Die durchschnittliche Teamgröße hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich nach oben entwickelt und nach dem Corona-Rückschlag von 2020 sind auch wieder mehr Neueinstellungen geplant, wie die Grafik zeigt. Der Startup-Hotspot Berlin sticht hier besonders hervor: Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl liegt hier bei 51,2, die der avisieren neuen Jobs bei 17,7 pro Startup. Konkrete Zahlen für Hamburg liegen übrigens noch nicht vor, dazu wird es in den kommenden Wochen eine gesonderte Auswertung geben.
Berlin ist auch Spitzenreiter bei der internationalen Besetzung der Belegschaft; fast die Hälfte der Arbeitskräfte hat keinen deutschen Pass. Bundesweit liegt der Wert bei 28 %.
Leichter Anstieg bei den Gründerinnen
Es ist keine große Überraschung, dass der Großteil der Gründerinnen und Gründer einen akademischen Abschluss haben, 85 % sind es genau. Mit 41,6 % liegen die Wirtschaftswissenschaften bei den Studiengängen ganz vorn, gefolgt von den Ingenieurswissenschaften mit 22,4 %. Alles, was mit IT oder Mathematik zusammenhängt, kommt auf 13,3 %. Dementsprechend spielen Hochschulen als Sprungbrett für Unternehmensgründungen eine wichtige Rolle, 67 % der Startups kommen jedoch ohne Unterstützung einer Hochschule oder Forschungseinrichtung aus.
Ein Dauerthema ist der geringe Anteil an Frauen am Gründungsgeschehen. In den vergangenen Jahren lag der Wert ziemlich stabil zwischen 15 und 16 %, 2021 ist er auf immerhin 17,7 % gestiegen. Ob das wirklich einen Trend widerspiegelt oder innerhalb der Schwankungsbreite einer solchen Untersuchung zu verorten ist, wird sich zeigen. Immerhin zeigt der Pfeil in die richtige Richtung.
Branchen und Geschäftsmodelle
Gut 30 % der Startups lassen sich der Informations- und Kommunikationstechnologie zuordnen. Keine große Überraschung, eher schon der zweite Platz mit knapp 11 % für den Sektor Medizin und Gesundheit, gefolgt von Food-Startups (rund 10 %). Digitale Geschäftsmodelle betreiben 65 % aller befragten Jungunternehmen, darunter fallen Software-as-a-Service (26,5 %) ebenso wie Onlinehandel (10,1 %). Den B2B-Bereich haben knapp 69 % der Startups im Visier, Endkonsumenten nur etwas mehr als ein Viertel (26,6 %).
Egal in welcher Branche und mit welchem Geschäftsmodell, Nachhaltigkeit spielt einer immer größere Rolle. 76 % der Befragten schreiben sich das auf ihre Fahnen und setzten gleichzeitig auf Wachstum. Fast 40 % der Startups ordnen sich sogar den Katgorien Green Economy oder Social Entrepreneurship zu.
Woher Startups ihr Geld bekommen (wollen)
Staatliche Fördermittel sind die wichtigste Finanzierungsquelle für Startups. Gut 43 % erhalten oder erhielten sie, knapp 50 % bevorzugen sie. Hier liegen Wunsch und Wirklichkeit nah beieinander, bei anderen Quellen, etwa Venture Capital und strategischen Investoren, jeweils zu über 40 % bevorzugt, liegt die Realität über die Hälfte darunter. Immerhin haben die Finanzierungsvolumina 2021 gegenüber dem Vorjahr spürbar zugenommen, im Bereich von 150.000 bis 10 Millionen Euro um fast zehn Prozentpunkte.
Das lässt die Umsetzung großer Pläne wahrscheinlicher werden. Fast 60 % der Startups streben früher oder später einen Exit an, davon sieht rund ein Viertel sogar einen Börsengang als Option. Der Verkauf an ein etabliertes Unternehmen ist für 85 % ein gangbarer Weg. Und fast 15 % der Exit-Ambitionierten streben gar den Status eines Unicorns an, also eine Bewertung im Milliardenbereich.
Die Stimmung steigt wieder
Gründerinnen und Gründer von Startups zeichnen ich naturgemäß durch überdurchschnittlichen Optimismus aus. Im ersten Corona-Jahr 2020 war die Stimmung vorübergehend getrübt, jetzt steigt sie wieder. Mit 65 % ist auch die Mehrheit mit ihrem lokalen Startup-Ökosystem zufrieden, in Berlin sogar rund 83 %. Anders sieht es bei den Themen Zugang zu Kapital und Verfügbarkeit von bezahlbaren Büroimmobilien aus, hier halten sich Zufriedene und Unzufriedene die Waage.
Bei etwas mehr als der Hälfte der Startups hat Corona nachteiligen Einfluss auf das Geschäft; 2020 waren es noch drei Viertel. Am glimpflichsten davon kommen Fintechs, bei denen gut 45 % von der Krise sogar profitieren, während Unternehmen aus den Bereichen Freizeit und Touristik erwartungsgemäß am meisten leiden.
Herausforderungen und Erwartungen
Für zwei Drittel der Startups Startups stellen Vertrieb und Kundengewinnung die größte Herausforderung dar, ein Dauerbrenner unabhängig von allen Krisen. Ähnliches gilt für die Produktentwicklung (knapp 50 %). Wie schon angedeutet, fällt die Kapitalbeschaffung gerade etwas leichter (2021 nennen 36,1 % das als Herausforderung, 2020 waren es noch 43,1 %), während die Personalsuche zunehmend komplizierter wird (von 17 % auf 26,6 %).
Viele Geschäftsmodelle sind datengetrieben, entsprechend groß ist der Hunger nach Daten. Eine Mehrheit der Startups bemängelten einen unzureichenden Zugang, dazu kommt die marktbeherrschende Stellung weniger Großkonzerne. Hier wird unter dem Stichwort Open Data mehr staatliche Unterstützung gewünscht. Ganz oben auf der Wunschliste stehen zudem weniger Bürokratie, Erleichterungen bei der Mitarbeiterbeteiligung und mehr Förderung bei der Bekämpfung des Klimawandels.
Der Deutsche Startup Monitor geht natürlich bei allen Themen, die wir hier angesprochen haben, noch weit mehr ins Detail. Wer sich dafür interessiert, kann sich hier informieren und auch die gesamte Untersuchung herunterladen.
Beitragsbild: Deutscher Startup Monitor 2021